Witches of Brooklyn (1) - Total verhexte Tanten

Witches of Brooklyn (1) - Total verhexte Tanten
Witches of Brooklyn (1) - Total verhexte Tanten
Wertung wird geladen
Kirsten Kohlbrei
8101

Comic-Couch Rezension vonMai 2023

Story

Ideenreiche Geschichte über den Auftakt eines Hexendaseins. Generationsübergreifend, sympathische Charaktere gemeinsam in Aktion. Ganz die netten Hexen von nebenan.

Zeichnung

Motive und Farben in eher „klassischer“ Umsetzung geben einer freundlichen Grundstimmung Raum. Kleine Skurrilitäten inbegriffen.

Hex-hex in New York

Als es mitten in der Nacht bei den Freundinnen Carlotta und Selimene an der Tür ihres Hauses in einem ruhigen Viertel von Brooklyn/New York klingelt, sind die beiden älteren Damen nicht wenig überrascht. Ein Agent des Adoptivbüros erklärt Selimene kurzerhand zum Vormund von Effie, der Tochter ihrer verstorbenen Halbschwester. Die erstaunte Tante ist von der neuen Mitbewohnerin zunächst genauso wenig begeistert wie ihre junge Nichte, die auf keinen Fall in dem Haus bei den beiden „alten Schachteln“ bleiben will.

Ankunft in Brooklyn

Nachdem die ersten Startschwierigkeiten überwunden sind, lebt sich Effie jedoch bei ihrer bisher unbekannten Verwandtschaft trotz Generationsunterschied und kleinen Eigentümlichkeiten gut ein. Ein Zimmer des mehrstöckigen Hauses beherbergt etwa eine Vielfalt von Pflanzen, die Carlotta und Selimene für die Behandlung ihrer Patienten, als wie sie sich bezeichnen Kräuterheilkundige, benötigen.

In ihrer neuen Schule bekommt sie schnell Anschluss. Direkt am ersten Schultag findet sie mit Oliver, der auch elternlos, ebenfalls bei seiner Tante wohnt sowie der einfühlsamen Berrit verständnisvolle Freunde. Mit Berrit teilt sie die grenzenlose Begeisterung für den Popstar Tily Shoo. Die Schwärmerei ihrer Nichte für die „Künstlerin des Jahrhunderts“, deren Namen sie selber nur aus der Zeitung kennt, kann Selimene allerdings überhaupt nicht begreifen.

„Verfluchter Popstar“

Wie bei einem „Déjà-vu“ zu Effies Ankunft, wird die nächtliche Ruhe der Hausgemeinschaft schon bald erneut gestört. Diesmal durch das überfallartige Eindringen einer Gruppe scheinbar völlig fremder Menschen, die sich tatsächlich als Tily Shoo und ihr engster Vertrautenkreis zu erkennen geben. In einer aussichtslosen Notsituation erhofft sich Tily die rettende Hilfe durch die Heilkünste Carlottas und Selimenes. Nach dem sie auf einer Party die Gesichtscreme einer Fremde ausprobiert hat, ist ihr Gesicht gerötet und bisher sind alle Versuche gescheitert, Tilys Teint wieder in den alten Zustand zurückzubringen. Fatal, da der nächste Konzertauftritt unmittelbar bevorsteht. Die Freundinnen kommen der Bitte zwar nach, aber nur weil sie von „Effies Sängerin“ stammt.

Coming-out-Witch

Als Effie ihr Idol am hauseigenen Küchentisch entdeckt, kann sie ihr Glück kaum fassen. Hochnotpeinlich nur, dass ihr genau da urplötzlich ganz komisch wird und sie erstmal im Badezimmer verschwinden muss. Dort entdeckt sie zu ihrem Entsetzen, dass ihre Nägel an Händen und Füßen leuchten, und vermutet das Schlimmste. Ihre Tanten dagegen sind entzückt. Die Erklärung, die sie ihrer Nichte liefern, ist allerdings „strange“: Effie ist eine Hexe und ihre Kräfte sind erwacht. Anders als ihre Mutter hat sie die magische Anlage, die in der Familie liegt, geerbt. So wie ihre Tanten, die nun ihr Geheimnis offenbaren. Sie führen ihre Nichte in den Keller, wo ihr Hexenlabor und die große Bibliothek untergebracht sind und stellen sie auch dem Bibliothekar Francis vor, einer sprechenden Ritterrüstung. Effie ist von ihrem plötzlichen Hexendasein überwältigt und begierig auf Erklärungen, um das alles zu verstehen. Vor allem muss sie lernen, mit ihren Fähigkeiten verantwortungsvoll umzugehen.  Zum Glück hat Effie als Hexen-Azubine mit ihren Tanten wahre Profis an der Seite, die ihr die Unsicherheit nehmen und sie dabei unterstützen können, nicht nur eine fantastische, sondern auch eine weise Hexe zu werden.

Und dann ist da ja noch Tily Shoo, die verzweifelt darauf hofft, dass die Hexen von Brooklyn eine Lösung für ihr Problem finden. Nichtsahnend, dass dabei ganz viel von ihr selbst abhängt...

Hexeneinmaleins als Graphic Novel

Für Autorin und Illustratorin Sophie Escabasse ist Witches of Brooklyn Total verhexte Tanten ihr Comicdebüt. Mit seinem Buchformat ist der Band als Graphic Novel für Kinder angelegt. Witches-Stories, insbesondere mit kleinen Hexenanwärterinnen, sind im Kinder- und Jugendbereich wahrlich keine Seltenheit. Escabasse gelingt mit ihrer Erzählung aus dem Mehrgenerationen-Hexenhaus jedoch eine neue sympathische Variante. Die unfreiwillige Hausgemeinschaft, die sich erst zusammenraufen muss, verleiht der Geschichte eine vom Altersunterschied der Charaktere bestimmte, positive Dynamik. Während die zwei Seniorinnen sich liebevoll ihrer Schnucki-Nichte annehmen, kann Effie als knuffiger Teenager über die etwas verschrobenen Boomer-Tanten oft nur den Kopf schütteln. Deren unkonventionelle Lebensart gefällt ihr aber letztlich sehr. Für ihre Hexenkünste bewundert sie die beiden Frauen absolut und nimmt sie sich besonders im gewissenhaften Umgang damit zum Vorbild. Grundverschieden, Carlotta besonnen und gutmütig, Selimene impulsiv und aufbrausend, harmonieren sie als Team perfekt. Ihre Dialoge lesen sich als vertrauter Schlagabtausch. Wie ihren Protagonistinnen, gibt Escabasse ebenfalls den übrigen Figuren persönliche Kontur, so dass in Kombination mit den dicht beschriebenen Schauplätzen, das Bild eines lebendigen Stadtteils als Setting entsteht.

Die empathisch erzählte Geschichte liest sich abwechslungsreich und witzig. Mit Effies Traurigkeit über den Tod ihrer Mutter oder wenn der Blick auf Schein und Sein in der Promi-Welt fällt und die Idealisierung eines gefeierten Pop-Stars wie Tily Shoo, wird es inhaltlich, aber auch nachdenklicher.

Hexen ganz besenlos

Der Buchcharakter des Comics wird durch die lineare Anordnung der Panels verstärkt. Escabasses detailreiche farbige Illustrationen der Szenerie und die sorgfältige Ausgestaltung ihrer Charaktere vervollständigen die authentische Atmosphäre des fast ganz normalen Hexenalltags mitten in New York. Viel geht dabei über die Mimik. Mit Augenzwinkern wird auch das Zusammenleben von Alt und Jung bildlich sichtbar, wenn Effie mit lustigen Zöpfen und stylishem Outfit mit Selimenes Kleidungsvorschlägen so gar nichts anfangen kann. Richtig gelungen ist auch die optische Darstellung der charakterlichen Gegensätzlichkeit der Hexentanten. Die ruhige Carlotta ist füllig und rund, die energische Selimene stattdessen drahtig und dünn. Sitzt auf Carlottas Stupsnase ein kleiner Zwicker, schaut Selime durch große runde Brillengläser auf ihrer langen Nase. Die eine trägt gerne Leggins, die andere bevorzugt Pumphosen.

Ähnlich dem Verlauf der Handlung, bei der das reale Geschehen von magischen Ereignissen durchbrochen wird, blitzen auch in den Comic-Sequenzen fantastische Momente auf. So bekommt Effies Freundin Berrit, schier überwältigt vor Zuneigung beim Anblick der vergötterten Tily, kurzerhand Emoji-Herzaugen. Und dann ist da als „running-character“ noch der Familienhund Löwe, der als kleines Hündchen mit großem Herz, eher aussieht wie ein „Pinkfuchs“ und immer wieder in Aktion, auf den Bildern zu entdecken ist.

Fazit:

Three freundliche Witches, die als Trio fern von jeder Verschlagenheit einer Macbeth-Hexe ihre weiße Magie anwenden.  Dabei ist die Kombination der Erfahrung zweier verschmitzter älteren Damen und der Neugier eines aufgeweckten Teenagers nicht nur hilfreich, sondern liefert auch die Vorlage für Sophie Escabasses liebenswürdigen Comic-Band über einen nicht ganz alltäglichen Alltag einer New Yorker Wohngemeinschaft.

Witches of Brooklyn (1) - Total verhexte Tanten

Sophie Escabasse, Sophie Escabasse, Egmont BÄNG!

Witches of Brooklyn (1) - Total verhexte Tanten

Deine Meinung zu »Witches of Brooklyn (1) - Total verhexte Tanten«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Alita:
Battle Angel

Der „Große Krieg“ ist seit 300 Jahren vorbei. Unter der gigantischen Himmelsstadt Zalem, der letzten ihrer Art, befindet sich Iron City. Hier sind alle Strukturen zusammengebrochen, was die Straßen - speziell nach Einbruch der Dunkelheit – zum gefährlichen Pflaster werden lässt. Im Jahr 2563 sind Cyborgs keine Seltenheit mehr und viele von ihnen verdienen sich ihr Geld als Kopfgeldjäger… sogenannte Hunter-Warrior. Titelbild: © 2019 Twentieth Century Fox

mehr erfahren