"Sich in jemanden zu verlieben ist noch nicht mal der Anfang."
Als die 17-jährige Serina entdeckt, dass jemand den kitschigen Text aus einem Liebeslied auf ihren Tisch im Klassenraum gekritzelt hat, kann sie sich nicht zurückhalten und schreibt kurzerhand eine schnippische Antwort zurück: "Igitt! Gegenseitige Liebe ist so schmalzig. Einseitige Liebe ist viel spannender". In Wirklichkeit würde sie die Person, die anscheinend so offen zu ihren Emotionen stehen kann, gern kennen lernen, aber vor ihren Freunden tut Serina lieber so, als sei solche Gefühlsduselei anstrengend und unnötig. Kurz darauf ertappt sie allerdings den Tisch-Kritzler auf frischer Tat und dieser stellt sich als der ein Jahr ältere Mizukawa heraus, der auf den ersten Blick überhaupt nicht wie ein Romantiker rüberkommt. Jetzt ist natürlich Serinas Interesse erst recht geweckt. 45 Seiten später und die beiden sind zusammen - los geht's mit "Voll erwischt"!
Beziehung 101 - wie genau geht das eigentlich?
In "Voll erwischt" begleiten wir die High School Schüler Serina und Mizukawa (Vorname bisher noch unbekannt) bei den Anfängen ihrer Beziehung. Dabei sind die Hürden, vor die die beiden gestellt werden, überraschend lebensnah und nachvollziehbar: was genau macht man bei der ersten Verabredung? Was schenkt man seiner Freundin zum Geburtstag? Wann und wie oft sagt man sich eigentlich, dass man sich gern hat?
Wenn man ein Fan von Shojo-Manga ist und bereits einige romantische Titel gelesen hat, weiß man, dass es einige typische Charaktervorlagen gibt, die gerne genutzt werden. Die Shojo-Boyfriends lassen sich oft grob in zwei Kategorien einteilen: der (potentielle) Freund ist entweder ein "Bay Boy", der gern blöde Sprüche macht, sich bei näherer Betrachtung aber fast immer als Typ "harte Schale, weicher Kern" herausstellt. Oder wir haben einen Prince Charming, oft der Star der Schule, von dem ein Blick genügt, um die Knie schlottern zu lassen.
Mizukawa, der das Interesse unserer Protagonistin Serina weckt, passt nicht so ganz in diese Kategorien hinein und entpuppt sich als ziemlich normaler Jugendlicher. Der erste Streit des Paars ist darüber, dass Mizukawa alleine entscheidet, welchen Film sie abends gemeinsam anschauen wollen. Viel alltäglicher geht's schon fast nicht mehr. Aber das macht die Geschichte umso sympathischer.
Auch Serina ist als Protagonistin eine totale Sympathieträgerin. Ihre Unerfahrenheit in Sachen Liebe und Beziehung bedeutet nicht, dass sie sich irgendwas gefallen lässt. Serina ist definitiv kein schüchternes Mäuschen, sondern sagt offen ihre Meinung. Dass sie trotzdem auch mal die Fassung verliert, wenn ihr Mizukawa unerwartet zu nahe kommt, hat sie auf mich sehr authentisch wirken lassen.
"Glaub nicht, dass glücklich werden einfach ist."
Das Kennenlernen der beiden ist sicherlich nicht der einfallsreichste Auftakt, aber zumindest werden sie schnell ein Paar: bereits nach dem ersten Kapitel sind Mizukawa und Serina zusammen. Der Rest von Band 1 ist dafür umso spannender, denn lange gefackelt wird hier dann nicht mehr: während es Titel gibt, wo nach 10 Bänden höchstens mal Händchen gehalten wird, geht es in "Voll erwischt" schnell voran und bereits im ersten Band passiert einiges - inklusive erstem Kuss. Ich hoffe, dieses Tempo wird beibehalten.
Der Zeichenstil von Azusa Mase ist erfrischend unsüß gehalten. Der recht reduzierte Stil wird auf den ersten Blick bestimmt nicht jede Leserin gleichermaßen ansprechen, aber Mase versteht es durchaus, ihre Charakter auch mit wenig Hintergrund-Action in Szene zu setzen. Es sind gerade die kleinen Momente, die Mase perfekt festhält: der fünfseitige Versuch von Mizukawa, Serinas Halskette ohne zu schauen einzuhaken, treibt beiden Charakteren Schweißperlen auf die Stirn und visualisiert wunderschön, wie aufregend es ist, zum ersten Mal verliebt zu sein. Da hat mein Herz auch ein bisschen schneller geklopft.
Fazit:
"Voll erwischt" startet mit einem starken ersten Band in eine tolle Liebesgeschichte und lässt auf spannende Abenteuer hoffen.
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