Vier kunterbunte Jahreszeiten
Frühling
Familie Wildschwein hat Nachwuchs bekommen. Und es kann gar nicht früh genug sein, den kleinen Frischling mit den Wundern der Natur vertraut zu machen. Was da gleich vor der Haustür in allen Regenbogenfarben blüht und sprießt, ist schon eine wahre Augenweide. Außerdem ließe sich Juniors erster Trip in die Welt ja nutzen, um der Frau Mama ein feines Sträußchen zu pflücken, nicht wahr? Tja, Pustekuchen…, denn Baby-Wildschwein reagiert durchaus allergisch auf das, was Mutter Natur da so auffährt. Der Kurze niest und schnieft, dass der Rotz nur so aus dem Rüssel tropft. Eine weitere neue Erfahrung im noch so jungen Leben. Nicht verwunderlich, dass das Geschrei bald groß ist und der Nachwuchs schnell wieder in die sicheren vier Wände möchte. Doch der Papa lässt nicht locker… und wenn es ihm dabei selber den Riechkolben verbiegt.
Sommer
Da will Herr Uhu es sich an einem lauschigen Sommertag gerade bequem machen und in seinem gemütlichen Sessel ein feines Buch lesen, und da lärmt es von draußen. Die Nachbarskinder genießen die warmen Temperaturen und vergnügen sich im Pool… Verzeihung, ich meine im Tümpel. Planschen, Ball spielen, toben… halt alles, was man so macht, wenn man jung ist. Oder junggeblieben! Denn in einem unbeobachteten Moment bemerkt der bequeme Senior, dass man für etwas Spaß nie zu alt ist. Allerdings gehen die Pferde mit ihm ein wenig durch. Da staunt selbst die grummelige Nachbars-Kröte nicht schlecht!
Herbst
Wo wir unter den Waldbewohnern schon einen Griesgram kennengelernt haben, machen wir gleich mit dem nächsten weiter. Herr Grumpf - ein wortkarger Dachs, der seinem Namen alle Ehre macht - bereitet sich im goldenen Herbst schon mal auf den kommenden Winterschlaf vor. Damit kann man nie früh genug anfangen, denn rieseln erstmal die ersten Flocken vom Himmel, ist es schon zu spät, sich mit Nahrung einzudecken und das traute Heim winterfest zu machen. So herrscht im Wald reges Treiben. Eigentlich ausgelastet damit, sein Grundstück von herabgefallenem Laub zu befreien, gibt es immer wieder Störfaktoren, die Herrn Grumpf von seiner Arbeit abhalten. Nicht gerade wenige Nachbarn benötigen Hilfe oder wollen unterhalten werden. Da kann es einem schnell zu viel werden, doch Herr Grumpf merkt unverhofft, dass Nettigkeit sich auszahlt. Im Wald hält man schließlich zusammen.
und Winter
Hach, die liebe Liebe! Oft schlägt sie unverhofft zu. So auch bei unserem lieben Freund, dem Fuchs. Der leicht tollpatschige Geselle stapft durch den frisch gefallenen Schnee und hat enorm mit seinem viel zu langen Schal zu kämpfen, als er eine bildhübsche Artgenossin entdeckt. Schüchtern ist der Gute obendrein, doch seine flauschige Stolperfalle lässt ihn direkt vor die Füße der Angebeteten purzeln. Sie ist mehr als nur amüsiert über den hilflosen Burschen, der irrtümlich glaubt, sich vor ihr zum Affen gemacht zu haben. Verunsichert tritt er erstmal den Rückzug an. Doch merke: Platte Sprüche und Prahlerei polieren vielleicht das Ego, aber schaffst du es, eine Füchsin zum Lachen zu bringen, kann dir selbst der längste Schal kein Bein mehr stellen.
Disney-Charme zum Dahinschmelzen
„Unter den Bäumen“ besteht aus vier querformatigen Hardcover-Büchlein, die allesamt in einem hochwertigen und stabilen Schuber untergebracht sind. Das macht diese großartige Sammlung an herzerwärmenden Kurzgeschichten zum echten Hingucker im Regal. Und da guckt man gerne hin… beziehungsweise hinein! Denn Dav, der Autor und Zeichner des Jahreszeiten-Querschnitts, hat alle vier Geschichten - im Einzelnen: „Der erste Frühling“, „Ein cooler Sommer“, „Herr Grumpf im Herbst“ und „Ein Kribbeln im Winter“ - so liebevoll illustriert, dass es mir vor Freude fast hochkommt. Schockverliebt nennt man sowas wohl. Aufgewachsen und tricktechnisch sozialisiert mit und durch Disney, hat mich „Unter den Bäumen“ mit Anlauf wieder in meine Kindheit getreten. Zurück in die Zeit, wo Zeichentrick noch nicht clean und glattgebügelt aus dem Rechner kam, sondern in jahrelanger Handarbeit die Kassen der Bleistift-Hersteller zum Klingeln brachte. Walt Disneys abendfüllende Spielfilme wie „Das Dschungelbuch“, „Bernard & Bianca“, „Robin Hood“, „Bambi“ oder „Dumbo“ gehörten an Regentagen zum festen Programm (ein Hoch auf die gute alte VHS!!!). Mit „Pinocchio“, „Dornröschen“ und „Peter Pan“ also auf Du und Du, sprang mein Herz bei dem, was Dav da aufs Papier gezaubert hat, komplett im Dreieck. Dav - bürgerlich heißt der Franzose übrigens David Augereau - zeichnet die tierischen Waldbewohner haargenau so, wie man es aus den Disney-Klassikern kennt. Er selbst bezeichnet seine Geschichtensammlung auch als Hommage an die zahlreichen Künstlerinnen und Künstler, die ihm mit ihrer Magie die Kindheit versüßt haben. Und damit spricht er mir aus der Seele. Wäre das klassische Animationsverfahren heute noch aktuell, könnte ich mir niemand Besseren vorstellen, um kommende Klassiker für die nächsten Generationen zu erschaffen.
Fazit:
Liebenswerte Figuren in herzlich erzählten Fabeln. Die spielerisch verpackten Botschaften sind universell und leicht verständlich. Das junge Publikum wird „Unter den Bäumen“ lieben und nicht mehr aus den Händen legen wollen… falls die Erwachsenen nicht schneller sind.
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