Als Weihnachten zu Halloween wurde
Jack Skellington ist der König von Halloween Town und hat jedes Jahr zur Parade die schrecklichsten Ideen. Doch er ist ausgelaugt und ideenlos und sucht eine neue Herausforderung. Als er zufällig das Weihnachtsland entdeckt, ist er fasziniert von den Lichtern, dem bunten Treiben und den Traditionen wie Weihnachtsbaum, Geschenke und vor allem von ihrem Herrscher, dem Weihnachtsmann. Kurzerhand beschließt er, im kommenden Jahr mit seinen Ideen den Kindern ein unvergessliches Weihnachtsfest zu bescheren. Doch das geht fürchterlich in die Hose. Wird Weihnachten für die Kinder gerettet werden können?
Manga-Version des Disney-Klassikers
Tim Burtons Geschichte aus dem Jahr 1993 ist, nach anfänglichen Schwierigkeiten im Kino, inzwischen ein Weihnachtsklassiker, wenn auch auf seine eigene Art. Burton hat die Geschichte selbst erdacht, die Figuren sind alle in seinem unverwechselbaren Stil gestaltet: etwas durchgeknallt, in ihren Extremen völlig überzogen und doch irgendwie sympathisch. Jack Skellington, die Hauptfigur, ist überschlank und, wie der Name schon andeutet, ein Skelett, aber mit reichlich Emotionen belegt und er durchlebt in dieser Geschichte eine Achterbahn an Gefühlen.
Die weibliche Hauptperson, Sally, ist eine Flickenpuppe, die von Dr. Finkelstein erschaffen wurde, bei dem sie lebt und den sie pflegt. Gelegentlich geht bei ihr eine Naht auf, die dann von Dr. Finkelstein geflickt wird. Sie ist heimlich in Jack verliebt und versteht als einzige seine Beweggründe für sein Handeln und auch, warum Jack mit der Übernahme der Weihnachtsbräuche auf seine Art einen furchtbaren Fehler begeht.
Die anderen Bewohner von Halloween Town sind ebenfalls im typischen Burton-Stil gehalten: Dr. Finkelstein, der im Rollstuhl sitzt und sich von Sally pflegen lässt, der Bürgermeister, der in Kegelform nur zu zwei Gesichtsausdrücken fähig ist, die er durch entsprechendes Kopfdrehen aufsetzt, die drei frechen Jungen, der Nikolaus und natürlich Oogie Boogie, der Böse Sackgeist, für den die drei Jungen arbeiten.
Warum eine Manga-Version?
Die Figuren sind alle im Burton-Stil erkennbar und nur an den Augen und manchen Perspektiven lässt sich erkennen, dass es sich hier um einen Manga handelt. Der Manga ist wie üblich von hinten nach vorne und von rechts nach links zu lesen, zu Beginn werden die Hauptpersonen vorgestellt, und dann geht es auch ohne weitere Einleitung direkt in die Geschichte, wie man sie aus dem Film kennt. Am Ende des Mangas gibt es direkt noch ein paar Seiten Werbung für weitere Mangas, ehe das Impressum das Buch abschließt. In diesem Impressum werden ausdrücklich die Songs aus dem Film erwähnt, die im Buch natürlich nur angedeutet werden können.
Dies geschieht im Buch durch eine andere Schrift, wobei sich jemand, der die Geschichte nicht kennt, wohl fragen wird, warum zwischendurch einige, noch nicht einmal gereimte Texte anders gedruckt sind. Dass die Lieder nicht vollständig in den Manga einfließen können, versteht sich, gerade beim Eingangssong „This is Halloween“ ist das unmöglich. Womit wir bei einer generellen Frage für diesen Manga angelangt sind: Warum?
Skurrile Charaktere
Tim Burtons Geschichte ist möglichst treffend wiedergegeben, die Charaktere und ihre Eigenheiten gut getroffen, der Kern der Geschichte mit der Frage nach der Authentizität der Feiertage und dass man sie nicht vermischen soll, gut getroffen, aber hier muss man doch erkennen, dass ein Manga an das Original nicht herankommt. Ein zentraler Punkt dieser Geschichte ist die Musik des kongenialen Danny Elfman, der im Original auch Jack Skellington singt, und die Musik, die die Skurrilität der Geschichte untermauert, kann natürlich nicht wiedergegeben werden. Ein weiteres Problem ist, dass die Geschichte durch ihren Farbreichtum lebt, dem Kontrast zwischen Halloween Land und Weihnachtsland, und das ist in einem schwarz-weißen Manga auch nicht wiederzugeben. Und da sich eine Adaption immer mit dem Original vergleichen lassen muss, muss auch die Frage nach dem „Warum?“ hier erlaubt sein. Zumal der englische Manga auch in einer vollkolorierten Version erschienen ist und man sich fragt, warum nicht auch als deutsche Version?
Sicher ist der Manga eine schöne Einleitung für Leser, die den Film nicht kennen. Für diejenigen, die den Film kennen, ist der Manga ein willkommener Anstoß, sich den Film wieder einmal anzuschauen. Aber der echte Fan macht das sowieso jedes Jahr in der Weihnachtszeit. Alle anderen „Noch-nicht-Fans“ sollten dies schleunigst nachholen, wenn sie den Film noch nicht kennen.
Fazit:
Die unerreicht skurrile Geschichte von Tim Burton wird treffend nacherzählt, erreicht aber nicht den Charme des Originals. Die 176 Seiten aus dem Hause Carlsen Manga vergehen wie im (Weihnachtsschlitten-)Fluge, und man bekommt wieder Lust auf den Film. Eine zweibändige Fortsetzung über die Abenteuer des Hundes Zero ist angekündigt.
Tim Burton, Jun Asuka, Jun Asuka, Carlsen
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