They Called Us Enemy: Eine Kindheit im Internierungslager
- Cross Cult
- Erschienen: Mai 2020
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Staatsfeind Nr. 1
Fremd im eigenen Land
Dieser Slogan wird gerne von rechten Arschlöchern benutzt, wenn es um Einwanderung geht. Dass man aber tatsächlich als Fremder in jenem Land gelten kann, in dem man geboren und aufgewachsen ist, zeigt die Autobiografie von George Takei. Er wurde als kleines Kind in ein Internierungslager für Japano-Amerikaner verfrachtet, nachdem die USA Japan den Krieg erklärt hatten. Die „Begründung“ der US-Amerikanischen Regierung: Wie konnte man sich sicher sein, dass die Loyalität der japanischstämmigen Bürger nicht beim japanischen Kaiser lag? Für deutsch- oder italienischstämmige Amerikaner oder gar für „amerikanische“ US-Bürgern, die zu der Zeit offen mit Hitler und den Nazi sympathisierten, wurden keine Lager eingerichtet.
Eine Kindheit im Internierungslager
So lautet die Unterüberschrift der Graphic Novel, in der George Takei über seine Kindheit erzählt. Dabei macht die Geschichte immer wieder Zeitsprünge zwischen dem „Jetzt“ und der Zeit im Internierungslager. Wir begleiten George Takei als älteren Mann, wie er in verschiedenen Situationen – bei einer Talkshow, bei einer Feier in der Präsidentenbibliothek, beim TEDxKyoto – über sein Leben spricht. Diese Momente sind immer sehr kurz eingestreut und der Fokus steht ganz eindeutig in der Vergangenheit. Dieser Teil der Erzählung erstreckt sind von dem Moment, wo George Takei und seine Familie vom Militär abgeholt werden bis heute.
Die Erzählstruktur von „They Called Us Enemy“ ist sehr spannend, denn obwohl es im Kern um seine Geschichte geht, verweben die Autoren George Takei, Justin Eisinger und Steven Scott die Erfahrungen von Takei und seiner Familie im Internierungslager gekonnt mit der damaligen Politik. So erfährt man nicht nur, wie diese kleine Familie diese Zeit erlebt hat, sondern auch, wie es dazu gekommen ist. Das ist vor allem bei solch einem Thema wichtig, da die meisten Leute vielleicht bis heute noch nie von diesen Internierungslagern gehört haben. Es werden auch Parallelen zur heutigen Zeit gezogen, wie etwa zu Trumps Dekret von 2017, das Bürgern aus mehrheitlich muslimischen Staaten die Einreise in die USA verbot, oder zu den Lagern, in denen illegale Einwanderer eingesperrt werden.
Fast unschuldige Bilder
Harmony Beckers Zeichenstil stellt einen krassen Bruch zur eigentlich sehr düsteren Thematik von „They Called Us Enemy“ dar. Obwohl die Graphic Novel „klassisch“ von links nach rechts gelesen wird, ist der Stil sehr Manga-haft. Die Figuren sind sehr rundlich und weich gezeichnet, gleiches gilt für die Hintergründe. Sehr oft sieht man in den Panels nur die Figuren, von diesen ist wiederrum häufig nur das Gesicht zu sehen. Das Spannende an Beckers Zeichnungen ist, dass sie immer wieder sehr schön Elemente aus Mangas einbringt, wie z.B. leuchtende Augen in Form von Sternen oder Bewegungslinien im Hintergrund als Zeichen dafür, dass die Figuren erstaunt sind. Diese Elemente sind aber nur hier und da eingestreut, sodass man weder zu sehr ins Dramatische noch ins Klamaukige verfällt. „They Called Us Enemy“ hält sehr gut diese Balance, denn wie der Erzähler Takei immer wieder sagt, seien seine Erinnerungen an die Zeit im Internierungslager nicht immer nur schlecht. Dieser Widerspruch ist sehr schön in den Bildern von Zeichnerin Becker zu finden.
Fazit:
„They Called Us Enemy“ ist eine wichtige Lektüre, da man über die Internierungslager, in denen Japano-Amerikaner in den 1940er Jahren gefangen gehalten wurden – und den anschließenden Kampf für ihre Bürgerrechte –, nur sehr wenig weiß. Vor allem aber, wie die Autoren diese Geschichte mit unserer heutigen Zeit verweben und dadurch aufzeigen, wie gefährlich Rassismus – vor allem von staatlicher Ebene aus – sein kann, macht diese Graphic Novel meiner Meinung nach sehr lesenswert.
George Takei, Justin Eisinger, Steven Scott, Harmony Becker, Cross Cult
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