The Umbrella Academy 1 - Weltuntergangs-Suite (Neue Edition)
- Cross Cult
- Erschienen: Februar 2019
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Hurra, die Welt geht unter!
Eine Schule, die eigentlich nur als Tarnung für eine Gruppe Superhelden-Nachwuchs dient. Nein, es handelt sich nicht um die Schule rund um Professor X und seine X-Men. Gerard Way, vielleicht am besten als Frontman der Band „My Chemical Romance“ bekannt, schafft in seinem Comic-Debüt „The Umbrella Academy“ eine ganz neue Welt mit ganz eigenen Superhelden. Und „eigen“ sind die Superhelden wirklich. Denn von mit den Toten redenden Telekinetikern über mörderische Killer bis hin zu einem halb Gorilla-, halb menschlichen Typen ist die Superhelden-Truppe ein seltsamer Haufen.
Eine zerstrittene Familie
Im ersten Band „Weltuntergangs-Suite“ muss sich die zerstrittene Familienbande wieder zusammenfinden. Nicht nur, weil das Oberhaupt gestorben ist und alle zu seiner Beerdigung kommen, sondern auch, weil die Welt dem Untergang geweiht ist. Aber das ist nicht so leicht, denn die Kinder der „Umbrella Academy“ hatten es nicht einfach. Ihr „Vater“ hat sie als Säuglinge adoptiert – manchmal sogar abgekauft – und wurden ihr ganzes Leben nur darauf gedrillt, der Welt als Superhelden zu dienen. Nicht einmal Namen hatten sie, nur Nummern. Zusammen sollten sie ein schlagfertiges und noch nie gesehenes Superhelden-Team werden. Doch nach Schicksalsschlägen und schwindendem öffentlichen Zuspruch zerbricht das Team.
Langsam, Junge, langsam
Leider sieht man von dieser Geschichte sehr wenig, denn der Comic hat ein unglaubliches Tempo drauf. Die Geschehnisse in der Gegenwart und das unmittelbar bevorstehende Ende der Welt werden immer wieder von Flashbacks durchzogen, die einen kleinen Einblick in die Kindheit oder – um mehr beim Superhelden-Terminus zu bleiben – der Origin des Teams geben. Doch diese sind nur wie Anekdoten, die nur ein paar Seiten einnehmen. Trotzdem schaffen diese es, dem Leser einen recht guten Überblick über die Figuren und dem, was passiert ist zu liefern. Aber der Überblick bleibt leider nur ein Überblick. Man hat bei dem rasenden Tempo nicht die Zeit, die Figuren näher kennenzulernen. Man erkennt und versteht die Motivationen der Figuren: Vanya wurde immer ausgeschlossen, weil sie keine Superkräften hatte, Spaceboy wurde als Anführer ausgewählt und konnte nie etwas anderes sein als ein Superheld, Séance war und ist der komische Goth. Auch der „Vater“ Hargreeves und seine Handlungen kann man nachvollziehen, obwohl er beim Start der Haupthandlung schon tot ist und in den Flashbacks auch nicht viel von sich gibt. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass die meisten Figuren guten Ideen entsprungen sind, aber – zumindest im ersten Band – kein Platz oder keine Zeit hatten, reifen zu können.
Emo-Rock trifft Superhelden
Aber ganz ehrlich, die zu schnelle Erzählweise der Geschichte ist (fast) zweitrangig, denn die Ideen sind wirklich überragend! Der brasilianische Comic-Künstler Gabriel Bá schafft es sehr gut, diese im Kern doch sehr bekannte Superhelden-Geschichte – eine bunt zusammengewürfelte Truppe, die sich nicht allzu gut leiden kann, muss die Welt retten – sehr aufregend und interessant zu gestalten. Obwohl die Geschichte in den Zeitebenen hin- und herspringt und aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt wird, kann man dem Erzählfluss doch ganz gut folgen. Dabei helfen die übersichtlich gestalteten Kampfszenen und die gut ineinanderfließenden Panels. Egal, wie schnell die Geschichte inhaltlich voranschreitet, die Bilder geben dem Comic ein bisschen mehr Stabilität.
Aber obwohl man schon den Stil von Bá erkennen kann, – „The Umbrella Academy“ erinnert von der Art und Weise her, wie die Menschen gezeichnet sind, ein bisschen an Bás Comic „Daytripper“ – stammt der Style des Comics eindeutig vom Schöpfer Gerard Way, denn man erkennt die Emo-Punk-Einflüsse der späten 2000er Jahre sehr eindeutig. Die Kostüme, die Farben und die kleinen Details haben mich an die Musikvideos der damals großen Bands des Genres erinnert, wie zum Beispiel „Panic! At The Disco“, „30 Seconds To Mars“ oder – was auch sehr naheliegend ist – „My Chemical Romance“.
Mr. Way, Wie haben Sie das gemacht?
Dass der Comic bis in sein Innerstes aus dem Hirn von Gerard Way stammt – obwohl Zeichner Gabriel Bá dies sehr schön mit seinem eigenen Stil vermischt hat – erkennt man an den vielen Seiten Extra-Material, das in diesem neu herausgegebenen Band zusätzlich enthalten sind. Dort sind neben kurzen Texten vom Redakteur der amerikanischen Ausgabe Scott Allie und Gabriel Bá, in denen sie den Schaffensprozess erläutern, auch zahlreiche Originalzeichnungen und erste Entwürfe der Figuren aus der Feder von Gerard Way. Ich persönlich finde es immer sehr interessant, hinter die Kulissen von solchen Sachen zu blicken, deswegen war ich sehr froh um den Einblick, den diese Seiten ermöglicht haben.
Fazit:
Mir war die Erzählweise teilweise ein bisschen zu schnell, – zwischenzeitlich hat mir dadurch die Nähe zu den Figuren etwas gefehlt – was aber durch die sehr übersichtlichen und spannend gestalteten Bilder wieder aufgefangen wurde. „The Umbrella Academy – Weltuntergangs-Suite“ hat ein unverkennbar eigenes Design, was sowohl die Figuren als auch das Setting angeht. Für – ehemalige als auch noch immer treue – Fans des Emo-Punkrocks ist der Comic ein Muss. Aber auch jedem Superhelden-Fan würde ich „The Umbrella Academy“ durchaus empfehlen.
Gerard Way, Gabriel Bá, Cross Cult
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