Eine Zeitreise
Die junge Teresa hat eine sehr lebhafte Fantasie. In einer sternenklaren Nacht büxt sie von Zuhause aus und wandert durch den mondbeschienenen Wald, als sie ein weinendes Skelett entdeckt.
Laura liebt Stephen Hawking und hat mit ihren Freundinnen Gloria und Cristina die Punk-Bank The Black Holes gegründet.
Diese zwei Geschichten werden in der gleichnamigen Graphic Novel erzählt, wobei gekonnt mit den verschiedenen Zeitebenen gespielt wird, sodass man nie weiß, was real ist und was nicht.
Mehr Romantik als Punk Rock
Romantisch ist die Graphic Novel keineswegs – zumindest nicht in dem Sinne, den viele unter dem Begriff Romantik verstehen. Es gibt keine überschwänglichen Liebeserklärungen oder Candle-Light-Dinner. „The Black Holes“ ist romantisch im ursprünglichen Sinne: Teresa ist leidenschaftlich und verliert sich gerne in ihre eigenen Gedanken. Sie wandert gerne durch den Wald und verfasst Gedichte, die ihrer Mutter und ihre Schwestern nicht gutheißen.
Auch Laura lebt in ihrer eigenen Welt. Immer, wenn die Geschichte wieder zu den Mädels und ihrer Punk-Band zurückkehrt, ist Laura in einem anderen Kostüm zu sehen. Mal ist sie wie eine Disney-Prinzessin gekleidet, mal erkennt man sie in einem Godzilla-Kostüm kaum wieder.
Wurmloch im Wald (?)
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich „The Black Holes“ etwas überfordert hat – sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Erst einmal das Positive: Mir hat die Geschichte um Teresa sehr gut gefallen. Ihre verträumte Art, die aber auch eine Rebellion gegen ihre Familie und den restriktiven gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit. Auch die Verbindung zwischen den beiden Zeitebenen ist meiner Meinung nach gut gemacht. Mal fliegt ein Schmetterling von der einen Zeit in die nächste, mal wandert die Musik. So weiß man nie, ob diese Verbindung tatsächlich existiert oder nicht. Diese mysteriöse Aura gefällt mir sehr gut. Das Negative ist für mich leider die Zeitebene der Mädels mit der Punk-Band. Diesen Teil der Geschichte konnte ich nicht genau verfolgen, weil ich die Motivation der Figuren nicht verstanden habe.
Wer braucht schon ein Gesicht? Oder Hände?
Die Zeichnungen sind für mich definitiv das Highlight von „The Black Holes“. Die Figuren haben zwar weder Hände noch ein Gesicht, trotzdem schafft Borja Gonzáles sie so zu zeichnen, dass man genau weiß, was die Figuren fühlen – auch ohne Mimik. Er arbeitet sehr viel mit Körpersprache und Bewegungslinien. Staunen wird etwa mit zwei Linien an der Seite vom Kopf dargestellt, Ärger mit einem Kringel über dem Kopf. Auch das Lettering bringt viel Emotion rüber, entweder indem die die Buchstaben fett gedruckt sind oder durch zerlaufende oder zackige Sprechblasen.
Auch die Farbgebung finde ich sehr gut gemacht. Die „moderne Zeitebene“ ist sehr dunkel gehalten, die Farben Schwarz und Grün dominieren hier, was auch Sinn macht, denn die Mädels treffen sich immer nachts. Teresas Geschichten hingegen variieren sehr stark, was die Farben angeht. Mal ist alles sehr bunt und hell, mal herrscht Dunkelheit. Aber auch in der Dunkelheit sind viele Farben vorhanden, was ihrer Geschichte einen besonderen Kick verleiht und vielleicht auch ein Grund dafür ist, warum mir ihre Parts besser gefallen haben.
Fazit:
„The Black Holes" ist definitiv einen Blick wert. Obwohl ich von der Geschichte an manchen Stellen überfordert gewesen bin, hat mir die Graphic Novel sehr gut gefallen. Das liegt vor allem an dem sehr ungewöhnlichen Stil von Borja Gonzáles. Denn dass die Figuren so viel Emotion zeigen können, ohne ein Gesicht zu haben, finde ich schon sehr erstaunlich.
Borja González, Borja González, Carlsen
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