„Menschenkenntnis dämpft die Menschenliebe. Tierkenntnis erhöht die Tierliebe.“ – Dr. Bernhard Grzimek (1909 - 1987)
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Die „Uhr des Jüngsten Gerichts“ wurde 1947 vom Magazin „Bulletin of the Atomic Scientists“ ins Leben gerufen. Der symbolische Zeitmesser wird seither an die aktuelle Lage unserer Erde angepasst und soll verdeutlichen, wie nahe sich die Menschheit am ultimativen Abgrund befindet. Die beteiligten Wissenschaftler des Berichtblatts entscheiden regelmäßig zu Beginn des neuen Jahres, ob die Zeiger vor- oder zurückgestellt werden. Die „Doomsday Clock“ fand auch Verwendung im Comic-Meisterwerk „Watchmen“ von Alan Moore und Dave Gibbons, die das Wettrüsten zwischen den USA und der UdSSR, welche sich zum Zeitpunkt der Entstehung im „Kalten Krieg“ zu übertreffen versuchten, in ihrem Werk thematisierten. Der inhaltliche Nachfolger zu „Watchmen“, der die bekannten Charakteren nun endgültig in einer aktuellen Heft-Reihe mit dem DC-Universum verschmelzen lässt, trägt passenderweise gleich den Titel „Doomsday Clock“.
Auch in der Musik gibt es Anspielungen auf die „Uhr des Jüngsten Gerichts“. Die Band Iron Maiden verweist im Song „2 Minutes to Midnight“ auf das drohende Ende und Künstler wie Ozzy Osbourne, Linkin Park und die Smashing Pumpkins nehmen ebenfalls Bezug auf die „Atomkriegsuhr“. Aktuell stehen die Zeiger zwei Minuten vor der großen 12 und auch auf der Homepage der „Bulletin of Atomic Scientists“ brennt sich neben einer abgebildeten Uhr der Zusatz „IT IS 2 MINUTES TO MIDNIGHT“ ins Auge. Angesichts der Atomwaffen-Befürwortung eines gewissen Präsidenten, der mit Augenbinde Richtung Abgrund tänzelt, dem Klimaabkommen den Mittelfinger zeigt und seine verbalen Entgleisungen regelmäßig in die Welt zwitschert, ist der Zeigerstand nicht verwunderlich. Sehen wir jedoch davon ab, dass die atomare Bedrohung nur EIN Beispiel dafür ist, dass wir Menschen am besten darin sind, uns selber von unserem Planeten zu fegen und schauen uns unsere Welt… unsere Heimat… mal genauer an, müssen wir uns eingestehen, dass unsere Uhr nachzugehen scheint. In Wahrheit ist es nämlich…
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Während endlose Debatten um Diesel-Fahrverbote die Medien beherrschen und den in Städten immer häufiger auftretenden SUVs vor Wut den Lack vom Kotflügel platzen lassen (und deren uneinsichtigen Fahrern die Zornesröte ins Gesicht steigt) und Groß-Konzerne ihren Dreck weiterhin ungefiltert in die Welt blasen, denken anscheinend die Wenigsten an das, was uns umgibt. An das, was wir alle zum überleben brauchen. An das, was schon lange vor uns da war. Unsere Natur… und das, was sie beheimatet… was sie beheimaten SOLLTE!
Der deutsche Künstler Timo Wuerz nutzt nun sein Talent, um der Wildnis eine Stimme zu verleihen und schreit seine wichtige Botschaft in beeindruckenden Kunstwerken in die Welt.
Nicht nur, dass wir Menschen uns immer breiter machen und den natürlichen Lebensraum unzähliger Tierarten einengen… ja, regelrecht vernichten. Nein, wir sorgen auch dafür, dass bedrohte Arten – tierischer und pflanzlicher Natur – komplett vom Erdboden verschwinden. Noch scheint es undenkbar, dass Löwen, Tiger und Nashörner einmal nicht mehr unseren Planeten bevölkern könnten, doch die Wahrheit sieht ganz anders aus. Die biologische Vielfalt ist gefährdeter denn je, das ist Fakt und die rote Liste der bedrohten Arten wird immer länger! Bereits nachfolgende Generationen könnten uns geläufige Tiere nur noch auf Fotos, in Büchern oder online bestaunen. Ein schrecklicher Gedanke, denn wer möchte seinem fragenden Kind oder Enkel einmal erklären, dass „Der kleine Eisbär“ oder Simba aus „Der König der Löwen“ keineswegs Fabelwesen sind, sondern tatsächlich mal unsere Erde bevölkerten... wild + frei… und nur durch unsere Taten und Nachlässigkeit nicht mehr existieren? Ein Foto von Chris Jordan, das den Mageninhalt eines toten Albatros zeigt, verdeutlicht unsere Taten auf erschreckende, den Nagel aber auf den Kopf treffende Weise. Plastikmüll, Flaschendeckel und Feuerzeuge finden sich im Inneren des Tieres. Wer jetzt denkt, dass der tote Albatros mitten in der Zivilisation gefunden wurde, irrt sich gewaltig. Er entstammte einer Inselgruppe im Pazifik, fernab einer menschlichen Bevölkerung. Es wird verdeutlicht, dass sich der ganze Müll, mit dem wir die Weltmeere verschmutzen, unaufhörlich seinen Weg bahnt… quer über den Erdball… bis er wieder bei uns ankommt… uns einholt. Mit diesem Beispiel öffnet Timo Wuerz dem Leser und Betrachter von „The Art of wild + free Animals“ schon zu Beginn die Augen. Bei diesem Beispiel soll es aber nicht bleiben, denn es folgen weitere Anstöße, die zum Nachdenken… mehr noch, zum HANDELN anregen.
Die Prioritäten der Botschaft, die Timo verbreitet, sind einfach… sie müssen nur gehört werden: Der Schutz unserer Welt und die Erhaltung der Natur.
Heal the world. Make it a better place…
„The Art of wild + free Animals“ kommt nicht mahnend mit dem erhobenen Zeigefinger daher. Nein, das braucht es auch nicht. Dafür liefert das Buch Fakten, Zahlen und Erlebnisberichte, die nicht von der Hand zu weisen sind und den interessierten Leser da berühren, wo es notwendig ist, um einen Prozess des Umdenkens in Gang zu setzen. Bereits im einleitenden Vorwort findet der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke die richtigen Worte, um Timo Wuerz‘ Ambitionen zu beschreiben. Neben Aktivisten, wie beispielsweise Chris Gallucci, Katarina Benzova und Perdita Lübbe-Scheuermann, die von ihren sozialen Engagements berichten, findet sich auch ein mehrseitiges Essay von Schriftsteller Jack Turner, mit dem Titel „Wildnis und die Verteidigung der Natur“, in dem umfangreichen Bildband.
Selbstverständlich kommt auch Timo Wuerz selbst zu Wort. Mehrfach. So erzählt der vielbeschäftigte Künstler von seiner Motivation, berichtet in amüsanten Anekdoten von seiner schwäbischen Heimat, liefert interessante Informationen zu seinen Gemälden und zu den Organisationen, die er unterstützt.
So packend, herzzerreißend, informativ und erschreckend die Textpassagen auch sind, das Herzstück von „The Art of wild + free Animals“ sind…
Die atemberaubenden Bilder
Laut eigener Aussage war Timo Wuerz schon immer fasziniert von der Tierwelt. Obwohl seine erste Comic-Veröffentlichung „Aaron und Baruch“ - im zarten Alter von 20 Jahren – nicht unbedingt durch Tier- und Natur-Illustrationen auf sich aufmerksam machte, gehört die animalische Vielfalt für den Künstler aus Niedernhall – einer Stadt im Hohenlohekreis, gelegen im Nordosten Baden-Württembergs – bereits seit frühster Kindheit zum favorisierten Dreh- und Angelpunkt seines Schaffens. Schon im Alter von 2 Jahren malte er Tierbilder und verfügte sehr bald über ein umfangreiches Repertoire und zudem eine fundierte Kenntnis über das, was er da aufs Papier brachte. Im Laufe der Jahre verstärkte sich seine Naturverbundenheit nur noch und die realistischen Tier-Portraits, die Timo anfänglich nur in seiner Freizeit malte, füllten bald Ausstellungen und Bildbände.
Das nun veröffentlichte Artbook „The Art of wild + free Animals“ kann man getrost als Herzensprojekt bezeichnen, denn Timo Wuerz, der sich aktiv für Nachhaltigkeit, Natur- und Artenschutz in verschiedenen Organisationen engagiert und bereits mehrfach von der UNESCO ausgezeichnet wurde, nutzt seine weltweit gehörte Stimme, um den Geschöpfen Gehör zu verleihen, die schon bald auf ewig verstummen könnten… In atemberaubenden Gemälden fängt er die unberührte Schönheit der Wildnis ein und verleiht dem limitierten Rahmen eines Bildes eine Seele. Ein Blick in die lebendigen Augen eines majestätischen Löwen, eine Auge-in-Auge-Konfrontation mit einem eleganten Puma und der glasige, tief berührende Blick eines Gorillas vermögen unbeschreibliche Emotionen beim Betrachter hervorzurufen. Eine lebendige Liebeserklärung an die Schönheit unseres blauen Planeten… zumindest an den Teil, den wir noch nicht in Mitleidenschaft gezogen haben. NOCH nicht…
Farbenfrohe Aquarell- und Acryl-Malereien wechseln sich ab mit tiefschwarzen Tusche-Zeichnungen. Oder es werden gleich mehrere Stile kombiniert. Seine intensive Wirkung verfehlt keines der eindrucksvollen Bilder. Vor allem besticht jedes Einzelne durch seine Detailverliebtheit. Die Charakteristik, die Timo Wuerz herausarbeitet und somit jedes Lebewesen treffend portraitiert, zeugt von enormer Beobachtungsgabe und einer tiefliegenden Verbundenheit mit der Natur.
Das Gesamtpaket
Der Bildband „The Art of wild + free Animals“ stellt den krönenden Abschluss von Timo Wuerz‘ Werkausgabe dar, welche der TOKYOPOP -Verlag unter dem Label POPCOM in insgesamt neun prachtvollen Hardcover-Bänden auf den Markt gebracht hat. Wie alle bisher veröffentlichen Bände, punktet auch das aktuelle Artbook mit hervorragender Papierqualität und überzeugt zudem durch eine hochwertige Verarbeitung. Rundum ist der matte Einband mit Spotlack-Veredelungen versehen, die dem Äußeren noch das gewisse Etwas verleihen… quasi das i-Tüpfelchen für eine eh schon mehr als gelungene Präsentation.
Des weiteren sind in der Werkausgabe noch das bereits angesprochene Comic-Debüt „Aaron und Baruch“ enthalten, in dem zwei kranke Gestalten – ein Auftragskiller und ein Waffenhändler – in einer blutdurchtränkten Story von Autor Niki Kopp aufeinanderprallen, die zotigen Slice-of-Life-Geschichten von „Lula & Yankee“, denen mit „Frühstücksbier und Mixtape“ und „Operation Alltags-Widerstand“ jeweils ein Band gewidmet ist, das grelle Revolutions-Abenteuer „XCT“, „Black Metal“, in dem drei Freundinnen in die namensgebende Musik-Szene eintauchen und sich darin zu verlieren scheinen, der Bildband „The Art of Metal“, in dem Timo die Platten-Cover präsentiert, die er im Laufe der Jahre für zahlreiche Metal-Bands erstellt hat und diese mit einigen Anekdoten und Hintergrund-Informationen „wuerzt“ UND die zweibändige Ausgabe seines neusten Comic-Projekts „Ghost Realm“, die ihn nach 15 Jahren Abstinenz wieder in Comic-Gefilde führte.
Nicht unerwähnt soll der grüne Aufkleber auf dem Cover von „The Art of wild + free Animals“ bleiben… Dieser besagt, dass 10% des Erlöses an die Organisation „Black Mambas“ gespendet wird. Die „Black Mambas“ sind eine Frauen-Gruppe, die unbewaffnet und täglich in südafrikanischen Naturreservaten patrouilliert und der Wilderei den Kampf angesagt hat. Die Anti-Wilderer-Einheit sammelt Fangschlingen ein, spürt Fallen auf und ist auf der Suche nach illegalen Camps von Nashorn-Jägern. Seit 2013 sind die Zahlen der ausgelegten Fallen und der illegal erlegten Tiere rückläufig, was für den Erfolg der „Black Mambas“ spricht und dieses Projekt umso förderlicher macht. Danke, Timo und Danke, TOKYOPOP.
Fazit:
Obwohl der begnadete Künstler, der auch gerne als „Rockstar der Comic-Szene“ (Süddeutsche Zeitung) bezeichnet wird, große Namen wie Marvel, DC Comics, Daimler, Lamborghini Beverly Hills und Sony zu einem kleinen Teil seines Kundenkreises zählt, neben weltweiten Ausstellungen auch Luxus-Autos designt und Themen-Parks entwirft, für Hollywood-Produktionen zu Rate gezogen wirft und sogar eigene Briefmarken in Luxemburg im Umlauf hat, sind die Erhaltung der Natur und der Artenschutz die größten Anliegen des Wahlhamburgers. Besser, als mit einem Bildband diesen Kalibers, kann man sein Talent nicht nutzen, um auf Missstände aufmerksam zu machen… und diesen augenöffnend und lautstark den Kampf anzusagen.
„Schweigen ist keine Option.“ – Timo Wuerz
Timo Wuerz, Timo Wuerz, Tokyopop
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