Das etwas andere Liebespaar
Wahre Liebe
Das Wiedersehen zwischen der im Exil lebenden Islen und ihrem Vater, dem König, fiel wenig erfreulich aus. Katastrophal, das würde es eher treffen. Ihre Flucht verursachte ein Chaos, welches Opfer mit sich brachte. Der König und seine neue Gemahlin sind derart von Hass getrieben, dass ein Kopfgeld auf die Prinzessin ausgesetzt wird. Zusammen mit Arzhur, einem in Ungnade gefallenen Ritter, der die Königstochter für einen stattlichen Betrag widerwillig in die Arme ihres Vaters trieb, muss sie sich nun verstecken, um den Häschern des rachsüchtigen Herrschers zu entkommen. Islen und Arzhur irren durch die Wälder und versuchen die Ländereien des Königs zu verlassen. Das würde ihnen zumindest eine Atempause verschaffen.
Die gemeinsame Flucht schweißt die beiden einsamen Seelen enger zusammen. Doch so einfach ist es nicht. Beide haben dunkle Flecken auf ihrer Vergangenheit. Eine aufkeimende Liebe, die gleich unter mehreren schlechten Sternen steht. Islen verfügt über besondere Kräfte. Kräfte, die schweres Unheil anrichten können. Außerdem ist sie nur zur Hälfte menschlich, was einer früheren Liebe bereits zum Verhängnis wurde. Arzhur ist jedoch nicht bereit, sie aufzugeben. Er sieht den Menschen in ihr. Sieht etwas, das Islen selbst schon aufgegeben zu haben scheint. Seine Liebe ist echt… doch für eine gemeinsame Zukunft müssen weitere Hürden überwunden werden. Beide müssen sich ihrer Vergangenheit stellen, so schmerzlich dies auch sein mag.
Vergangenheitsbewältigung
Der zweite und zugleich abschließende Band von „Tenebrae“ geht zu Herzen. Durch die Offenbarungen der beiden Protagonisten bekommt die Geschichte eine sehr schöne Tiefe. Einiges wurde schon im ersten Band angedeutet, doch die genauen Umstände bekommen wir erst jetzt in Form von Rückblenden präsentiert. Strahlende Helden und Prinzessinnen mit blütenweißer Weste sucht man vergebens. Hier wäscht sich niemand die Hände in Unschuld, was dem düsteren Märchen zusätzlich eine zutiefst menschliche Ebene verleiht. Mit zwei Bänden hat „Tenebrae“ alles erzählt, was erzählt werden muss. Der Zugang ist schnell gefunden, denn Autor Hubert konzentriert sich aufs Wesentliche: seine beiden Hauptfiguren.
Vincent Mallié liefert erneut ein stimmiges High-Fantasy-Setting. Die Charaktere und ihre Emotionen fängt der Zeichner optimal ein. Das trägt sehr dazu bei, dass man mit Islen und Arzhur fiebert. Bruno Tattis natürliche Farben sind auch hier wieder ein wichtiger Bestandteil und schaffen ein harmonisches Gesamtbild.
Fazit:
Herzschmerz, Liebesmüh und Konfrontationen mit der Vergangenheit. „Tenebrae - Zweites Buch“ ist trotz seines märchenhaften Charakters viel mehr als eine Heile-Welt-Comic, an dem sich am Ende alle liebhaben und „glücklich bis ans Ende aller Zeiten“ leben. Es ist eine Geschichte von Trauer und Verlust, von Freud und Leid… und der Hoffnung auf die wahre Liebe.
Hubert, Vincent Mallié, Splitter
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