Gegensätze ziehen sich an…
Ein Omiai ist ein "vermitteltes Treffen zweier potenzieller Heiratskandidaten". Auch wenn diese japanische Tradition mittlerweile deutlich zurückgegangen ist und jüngere Generationen sich ihre Ehepartner lieber selbst aussuchen, wird sie immer noch durchgeführt.
Ein Omiai ist auch der Aufhänger für die herrlich abgedrehte Liebeskomödie "Takane & Hana": Der Präsident eines erfolgreichen Großkonzerns sieht die bildhübsche Tochter eines Angestellten und denkt sich, dass diese eine gute Partnerin für seinen Enkel machen würde. Der Angestellte ist in keiner Position, das Omiai abzulehnen. Das heißt aber natürlich nicht, dass sich die zwei "potenziellen Heiratskandidaten" auch damit einverstanden geben müssen. Und so geht "Takane & Hana" damit los, dass sich Hanas ältere Schwester Yukari weigert, einem Abendessen mit ihrem potentiellen Ehemann beizuwohnen und deshalb muss die 16jährige Hana einspringen und total überschminkt vorgeben, ihre Schwester zu sein. Natürlich geht das gewaltig schief, als der vereinbarte Gatte Takane, genauso wenig an einer baldigen Eheschließung interessiert, mürrisch über Hanas Make-Up herzieht und diese daraufhin wutentbrannt das Restaurant verlässt.
Und an diesem Punkt hätte diese Geschichte jetzt zu Ende sein können, aber in einem Shojo-Manga geht es nun erst richtig los - fasziniert von Hanas direkter, unverblümter Art, wartet Takane direkt am nächsten Abend mit seinem schicken Sportwagen vor Hanas Tür und was folgt sind unterhaltsame Episoden, in denen sich Takane und Hana ein Wortgefecht nach dem anderen liefern. Denn obwohl sich die beiden ständig in die Haare kriegen, können sie auch einfach nicht voneinander lassen.
"Jemand wie du ist mir bisher noch nie begegnet."
Hana ist herrlich schlagfertig und wortgewandt und lässt sich an keiner Stelle den Mund verbieten. Gleichzeitig hat sie aber auch noch so eine spontane Aufrichtigkeit, wie man sie nur als 16-Jährige haben kann und ist herzensgut.
Takane ist 10 Jahre älter und kann sich als Erbe eines erfolgreichen Unternehmens vor Verehrerinnen kaum retten, wirkt aber in sozialen Situationen meist eher unbeholfen und unreif.
Große Altersunterschiede, die so unbeschwert thematisiert werden, wirken auf ein westliches Publikum oft befremdlich, sind aber ein beliebtes Stilmittel vieler Romance-Mangas und im Fall von "Takane & Hana" ziemlich harmlos. Es dürfen zwar Herzen klopfen, aber zur Sache geht es hier nicht. Takane, Mitte zwanzig, wird als Kindskopf porträtiert, dessen Stimmungsschwankungen an einen Teenager erinnern. Und das Klischee einer Beziehung mit einem ungesunden Machtgefälle wird schon fast auf den Kopf gestellt, wenn der arrogante Takane versucht, Hana mit seinem Reichtum einzuschüchtern, diese aber kein Interesse an seiner Protzerei zeigt und ihn stattdessen "Opa" nennt.
Der Altersunterschied signalisiert, dass die zwei in verschiedenen Welten leben - er ist bereits beruflich erfolgreich und stammt aus einer wohlhabenden Familie, sie ist eine gewöhnliche High School Schülerin der Mittelklasse. Und das ebnet vor allem den Weg für eine Vielzahl von absurd komischen Situationen.
"Takane & Hana" erinnert mich an eine gemütliche Sitcom, ähnlich wie beispielsweise "Friends". Jede Episode bzw. jedes Kapitel haben wir zwar einen Plot (ein gemeinsames Dinner, ein Ausflug, eine Gala, die es zu besuchen gibt), dieser dient aber im Grunde nur als Leitfaden, um die Charaktere miteinander agieren zu lassen. Diesem Leitfaden hängt Yuki Shiwasu dann unzählige Gags an und verwandelt jede Episode in erstklassige, kurzweilige Unterhaltung. Die Serie lebt von der fantastischen Chemie der Protagonisten und so macht es einfach einen riesigen Spaß, Takane und Hana auf ihren Abenteuern zu begleiten.
"Das Einzige, was du tun musst, ist du selbst zu sein."
Zeichnerisch versteht es Shiwasu, die ganze Bandbreite der menschlichen Emotionen perfekt darzustellen. Die Gesichtsausdrücke der Charaktere haben mich nicht selten zum Lachen gebracht und den schnellen Wechsel von detailliert-ausgefeilten Darstellungen zu karikativen Gag-Panels versteht Shiwasu einfach meisterhaft. Die nachvollziehbare, intensive Illustration von Gefühlen ist die Königsdisziplin eines Shojo-Mangas, ein Leser fühlt im besten Fall jede Regung mit. Ob Hanas Ärger über Takanes Selbstherrlichkeit oder Takanes überraschende Schüchternheit in ruhigeren Momenten, ich konnte mich problemlos in die Charaktere hineinversetzen. Feinheiten wie Hanas abstehende Haarsträhne, die je nach Stimmung etwas anderes macht, verdeutlichen zusätzlich, wie sorgfältig ausgearbeitet die Charaktere bereits im ersten Band sind.
Der dynamische Panel-Aufbau kann mit seiner Vielzahl an Einschüben, inneren Gedanken und Sound-Words auf den unerfahren Manga-Leser abschreckend wirken, aber Dranbleiben lohnt sich. Shiwasus Bildsprache fließt wunderbar dahin und macht schon nach ein paar Seiten richtig süchtig. Hier versteht definitiv jemand ihr Handwerk!
Ein kleiner Manko ist das erste Kapitel, das war nämlich ursprünglich als abgeschlossene Kurzgeschichte gedacht. Auch wenn es die Charaktere toll einführt, nimmt das Ende dieser ersten Episode etwas die Spannung weg.
Die Serie ist äußerst erfolgreich und in Japan sind bereits 13 Sammelbände veröffentlicht worden. Auf Deutsch hat Carlsen bisher sechs Bände herausgebracht.
Fazit:
"Takane & Hana" ist eine leichtfüßige Liebeskomödie, die gute Laune macht und sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Nicht nur für Shojo-Fans eine Bereicherung im Regal!
Yuki Shiwasu, Yuki Shiwasu, Carlsen
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