Stig & Tilde (1): Die Insel der Verschollenen

Stig & Tilde (1): Die Insel der Verschollenen
Stig & Tilde (1): Die Insel der Verschollenen
Wertung wird geladen
Marcel Scharrenbroich
7101

Comic-Couch Rezension vonJul 2020

Story

Abenteuerlich, spannend und für die ganz jungen Leser bestimmt auch gruselig. Vielleicht etwas kurz, aber durchaus für eine gute und auch unterhaltsame Stunde geeignet.

Zeichnung

Ja… gut… Wunder darf man hier nicht erwarten. Schlicht, unkompliziert und inspiriert durch die frankobelgischen Klassiker von Hergé, ohne aber dessen zeitlose Klasse zu erreichen.

IIIIIIICH HABE FEUERCHEN GEMACHT!!!

Kinder umständehalber abzugeben

Will man mal ein wenig Abstand von den heranwachsenden Kindern, setzt man sie entweder vor die Spielekonsole oder klöppelt ihnen schnell einen YouTube-Kanal. In (vermutlich, aber nicht näher genannten) nordischen Gefilden geht man da etwas anders vor. Da schickt man die Kinder auf eine einsame Insel. Andere Länder, andere Sitten… aber auch dort hat sich in den letzten Jahrzehnten einiges getan. Früher dauerte das „Kulku“, ein Initiationsritus, welcher in der Heimatstadt der 14-jährigen Geschwister Stig und Tilde seit jeher durchgeführt wird, nämlich ein ganzes Jahr. Ihre Großeltern konnten davon noch ein Liedchen singen, aber mittlerweile gleicht dieses Ritual eher einem Feriencamp. Inklusive aller Annehmlichkeiten der modernen Welt… sprich Internet. Für einen Monat soll es also auf die Insel Tysla gehen, zusammen mit mehr als 100 anderen Teenagern. Na dann… happy Camping… und den Eltern eine sturmfreie Zeit!

· · · − − − · · ·

Unter den sorgenvollen Augen ihrer Mutter legen die Zwillinge in einem Motorboot vom Hafen ab. Zuerst verläuft die Überfahrt noch unkompliziert, doch schon bald durchkreuzt der Wettergott diese lustige Seefahrt. Der Himmel verdunkelt sich, es gießt in Strömen und der Donner grollt. Tilde sucht Schutz unter Deck… und Stig folgt ihr schon bald. Ein fataler Fehler, denn obwohl der Junge den Kurs eingestellt hat, kommt keiner von ihnen mehr an Deck. Die Luke hat sich verkeilt. Blind schippern sie durch den Sturm. Noch ein paar Schritte von einer Panik entfernt, gehen die Geschwister davon aus, dass sie das Boot schon irgendwie zu ihrem Zielort bringen wird… und schlafen ein. Sie werden unsanft geweckt, als das Boot auf Grund läuft und zu sinken beginnt. JETZT wäre dann auch der Zeitpunkt für Panik gekommen!

Stig taucht durch die Öffnung, die die Felsen in das Schiff gerissen hat, aus dem gekenterten Wrack. An der Oberfläche angekommen, sucht er hektisch nach seiner Schwester. Keine Spur von ihr. Er taucht nochmals zum Wrack, um dort nachzusehen… nichts. Wieder am Tageslicht, sieht er Tilde leblos am Strand liegen. Herzmassage, Mund-zu-Mund-Beatmung und ein feuchtes Bäuerchen später, ist das Mädchen wieder zurück unter den Lebenden. Puh… gerade nochmal gutgegangen. Aber… wo sind sie? Jedenfalls nicht auf Tysla, dem eigentlichen Ziel ihrer Reise. Und von anderen Kindern fehlt auch weit und breit jede Spur. Sie sind gestrandet. Irgendwo. Ohne eine Möglichkeit, das unbekannte Eiland wieder zu verlassen. Tja, Stig und Tilde… willkommen beim „Kulku“ der alten Schule.

Hergé lässt grüßen

„Stig & Tilde: Die Insel der Verschollenen“ richtet sich zwar vornehmlich an ein jüngeres Publikum, hält sich deswegen aber nicht in Sachen Spannung und Mystery zurück. Auf der scheinbar unbewohnten Insel geht es nämlich nicht mit rechten Dingen zu, was nicht nur an einer Stelle ein gewisses „Lost“-Flair aufkommen lässt. Und im Gegensatz zum damaligen TV-Dauerbrenner kommt der Jugend-Comic sogar mit einem zufriedenstellenden (vorläufigen) Ende aus.

Erdacht hat sich die Abenteuer von „Stig & Tilde“ der belgische Comic-Autor, -Zeichner und -Verleger Max de Radiguès, der 2018 schon den actionreichen Road-Trip „Bastard“ (ebenfalls bei Reprodukt erschienen) auf den Weg brachte. Schon dort fielen seine eher schlichten und kantigen Zeichnungen auf, die entfernt an Hergés „Tim und Struppi“, „Jo, Jette und Jocko“ oder „Stups und Steppke“ erinnern. Im Gegensatz zu „Bastard“ ist die Geschichte von „Stig & Tilde“ aber nicht schwarz/weiß, sondern in hellen und freundlichen Farben dargestellt. Nicht spektakulär, aber okay. Das gilt für den Zeichenstil generell. Große „WOW“-Momente bleiben aus und die vornehmlich junge Zielgruppe wird auf einem Niveau knapp über Mittelmaß bei der Stange gehalten. Langjährige Comic-Leser wird dies nicht hinterm Ofen hervorlocken, für einen sanften Einstieg in die Materie ist dies aber voll und ganz in Ordnung.

Fazit:

Ein gelungenes Teenie-Survival-Abenteuer, das über seine kurze Länge gut unterhält und als Hardcover-Album (20 × 28,5 cm) vom Reprodukt Verlag auch recht hübsch daherkommt. Mit „Die Insel der Verschollenen“ ist die Reise der Zwillinge aber noch nicht beendet, denn schon im Oktober 2020 geht es mit „Die Rudelführerin“ weiter.

Stig & Tilde (1): Die Insel der Verschollenen

Max de Radiguès, Max de Radiguès, Reprodukt

Stig & Tilde (1): Die Insel der Verschollenen

Deine Meinung zu »Stig & Tilde (1): Die Insel der Verschollenen«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Alita:
Battle Angel

Der „Große Krieg“ ist seit 300 Jahren vorbei. Unter der gigantischen Himmelsstadt Zalem, der letzten ihrer Art, befindet sich Iron City. Hier sind alle Strukturen zusammengebrochen, was die Straßen - speziell nach Einbruch der Dunkelheit – zum gefährlichen Pflaster werden lässt. Im Jahr 2563 sind Cyborgs keine Seltenheit mehr und viele von ihnen verdienen sich ihr Geld als Kopfgeldjäger… sogenannte Hunter-Warrior. Titelbild: © 2019 Twentieth Century Fox

mehr erfahren