Wie baue ich eine Welt auf für Anfänger
Felsenbewohner gegen Waltrauden
In einer fantastischen Welt leben Albi und Dan auf einem Felsen. Die Menschen auf dem Felsen ernähren sich von Punkis, die im Schleim der Waltrauden zu finden sind. Diese Waltrauden leben eigentlich im Spinnenwald, dort werden sie von den Felsenbewohnern gejagt und zurück auf den Felsen gebracht. Auf diese Jagd bereiten sich Albi und Dan vor. Sie müssen dringend große Waltrauden fangen, da ihre Familien auf sie angewiesen sind. Zusammen mit ihren Freunden und Dans tierischen Begleiter Mack machen sie sich auf in den Spinnenwald.
Fantastische Welt
Die Welt von „Spinnenwald“ kann man nicht anders als fantastisch nennen. Schon der Anfang verspricht, dass der Comic seine ganz eigene Welt aufbauen wird. Denn am Anfang war das Wort: Wir bekommen die Entstehungsgeschichte dieser Welt erzählt, wie die „Augen“ alles geschaffen haben und wie die Erlöserfigur „der Bote“ die Felsenbewohner vom Hunger befreit hat. Die Bilder und Textpassagen helfen dabei, dass eine plausible Welt entsteht, deren Regeln man nachvollziehen kann. Trotzdem bleibt sie sehr fantastisch. Die Menschen, Wesen und Landschaften sind sehr Cartoon-haft gestaltet. Die Ältesten, die die Geschichten über die Welt der Felsenbewohner erzählen, sehen ein bisschen aus wie die Trolle aus dem Disney-Film „Die Eiskönigin“, und auch die Menschen haben sehr übertriebene Züge. Eine sehr runde Kopfform, die Knopfaugen, der Strichmund – die Figuren sehen sich alle sehr ähnlich und sind nur durch unterschiedliche Frisuren oder andere Erkennungsmerkmale voneinander zu unterscheiden. Albi etwa trägt eine Augenklappe, Dan hat eine Frisur, die an die Ramones erinnert. Dazu kommen die Raupenartigen Waltrauden und die die kleinen Punkis, von denen man aber nicht weiß, ob sie lebendige Wesen sind oder nicht – sie haben zwar kleine Punkte, die aussehen wie Augen, aber es wird nicht näher darauf eingegangen.
Auch die Landschaften passen sehr gut zum Zeichenstil der Figuren. Der Spinnenwald besteht aus ein paar Bäumen, der Felsen und die Höhlen der Felsenbewohner sind ähnlich spartanisch, was die Detailfülle angeht. Das ist aber keineswegs schlimm, weil man auch mit diesen sehr reduzierten Hintergründen die Geschichte versteht. Etwas bunteres und überladeneres würde meiner Meinung nach auch gar nicht passen, weder zu den Figuren noch zu der Geschichte.
Anhaltspunkte, aber keine eindeutigen Antworten
Insgesamt lässt Autor und Zeichner Sascha Hommer viel Raum für Interpretationen. Wie die Felsenbewohner weiß auch der Leser nicht so recht, was hinter dem Wall ist, der den Spinnenwald umzäunt, was „Die Augen“ für Wesen sind, oder warum sie die Waltrauden vor den Felsenbewohnern so sehr beschützen. Dadurch, dass zwar Anhaltspunkte, aber keine eindeutigen Antworten in „Spinnenwald“ geliefert werden, habe ich mich wahrscheinlich gedanklich länger mit der Geschichte beschäftigt, als wenn alles schön auf den letzten Seiten erklärt worden wäre.
Nur bei der Figur Mack, dem Haustier von Dan, hätte ich mir ein runderes Ende gewünscht. Ohne viel spoilern zu wollen: Seine Funktion ist mir zwar klar geworden, aber trotzdem wirkt sein Handlungsstrang am Ende abgehackt, als ob noch was fehlen würde.
Fazit:
Mir hat „Spinnenwald“ von Sascha Hommer sehr gut gefallen. Der sehr reduzierte, teilweise Cartoon-hafte Zeichenstil hat sehr gut zu der ebenfalls sehr knappen und prägnanten Geschichte gepasst. Hommer lässt viele Fragen offen, was ich persönlich gerne mag. Nur an der einen oder anderen Stelle hätte ich mir doch etwas mehr Antworten gewünscht.
Sascha Hommer, Sascha Hommer, Reprodukt
Deine Meinung zu »Spinnenwald«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!