Sorceline - Band 1: Kryptozoologie für Anfänger
- Dani Books
- Erschienen: Juni 2018
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Zauberer sind soooo Vorgestern…
Die Zukunft gehört den Kryptozoologen!
Eine lauschige Vollmondnacht auf der Insel Vorn. Idyllischer Nebel zieht sich schleichend über die Sumpflandschaft und offenbart einen gelegentlichen Blick auf ein nostalgisch anmutendes Anwesen, das vom sanften Mondlicht angestrahlt wird. Die Feen zirpen, die Elfen brummen… Moment… Feen? Elfen? Womöglich erzählt der hier gleich noch was von Einhörnern, ja? JA… tut er, denn wir befinde uns in der fantastischen Welt von „Sorceline“!
Durch die besagte, lauschige Vollmondnacht schippert ein junges Mädchen, auf ihrem Weg zu ebenso besagtem, nostalgischen Anwesen. Das junge Mädchen, das in einem kleinen Boot durch die sumpfartigen Gewässer paddelt ist Sorceline. Sie ist auf dem Weg zu einem Sommerkurs, in dem Kryptozoologie unterrichtet wird. Archibald Balzar, eine Koryphäe auf diesem Gebiet, bietet diesen Kurs an und wird an dessen Ende einen Schüler oder eine Schülerin auswählen, um einen begehrten Assistenten-Platz an seiner Seite zu bekleiden. Doch was müssen wir uns eigentlich unter Kryptozoologie vorstellen? Nun… die Kryptozoologie befasst sich mit den fabelhaften Wesen, die wir nur aus Märchen oder Sagen kennen… oder zu kennen glauben. Einhörner, Drachen, Elfen… sie alle existieren tatsächlich und Balzar hat es sich zur Aufgabe gemacht, sein Wissen über die sagenhaften Lebewesen mit seinen ausgewählten Schülern zu teilen. Auch, um auf diesem nicht gerade alltäglichen Terrain helfend zur Hand zu gehen, sollte eines dieser Fabeltiere in Not geraten. Dieser Fall tritt tatsächlich direkt am ersten Unterrichtstag ein, als Madame S in den Lehrsaal stürmt und alle Teilnehmer nach draußen führt, wo sie eine bewusstlose, dehydrierte Gorgone aufgefunden hat. Falls Ihr mal auf eine Gorgone treffen solltet: unbedingt Augenkontakt vermeiden, da Ihr sonst zu Stein erstarrt! Ganz wichtig! Bei der Erstversorgung fällt Sorceline sofort auf, dass es sich bei Madame S – der aktuellen Assistentin von Archibald Balzar – um einen Vampir handelt. Was? Jetzt kommt der auch noch mit Vampiren um die Ecke? JA… tut er. Aber mal ehrlich: überrascht Euch DAS jetzt wirklich noch? Sorcelines Gabe, mythische Wesen auf den ersten Blick erkennen zu können, sorgt für mächtig Eindruck unter ihren Mitschülern. Besonders ein junger Rotschopf namens Sam hat sofort ein Auge auf sie geworfen und driftet vor lauter Schwärmerei sofort in entlegene Sphären ab, sobald er in ihrer Gegenwart ist. Sorcelines Interesse gilt aber dem mysteriösen und wortkargen Einzelgänger Melvin, der eine gewisse Faszination auf das junge Mädchen ausübt.
Neben romantischen Anbahnungen nehmen auch Freundschaften und Konkurrenzkampf einen großen und wichtigen Teil der Geschichte ein. Aber keine Angst… denn bevor es zu sehr ins Kitschige entgleitet beginnt der spannende Teil von „Sorceline“. Die Story macht nämlich einen gekonnten Schlenker und ehe wir uns versehen, finden wir uns in einem waschechten Mystery-Krimi wieder. Überrascht? Das will ich hoffen! Doch das war noch lange nicht alles. Mit dem Verschwinden einiger Schüler wird nämlich an der Spannungsschraube gedreht und Sorceline kommt Machenschaften und Erkenntnissen auf die Spur, die sie selbst betreffen… und zutiefst erschüttern.
Hokus-Pokus-Dingsbums und dreimal schwarzer Kater… hex hex!
Auch wenn hier vieles an einen bebrillten Zauber-Burschi mit Blitz-Narbe an der Rübe erinnert, steht „Sorceline“ auf eigenen Beinen. Die faszinierende Geschichte, die sowohl jüngere Leser (ab 8 Jahren aufwärts), als auch eine erwachsene Leserschaft begeistern kann, brauch keine Vergleiche zu scheuen. Ein wenig „Harry Potter“ hier, ein bisschen „Phantastische Tierwesen“ da, garniert mit einem Setting und Charakter-Anleihen aus DCs All-Ages-Reihe „Gotham Academy“… fertig ist die Welt von „Sorceline“. Nicht falsch verstehen… das ist absolut NICHT negativ gemeint, denn hier wird ein liebevoller Shake, der sich aus den Stärken der verglichenen Titel zusammensetzt, gemixt, welcher sich mehr als sehen lassen kann. Die bunte Welt der Fabelwesen und die sympathischen Charaktere schließt man als Leser sofort ins Herz. Nach dem leider viel zu schnellen Ende des 48-seitigen Fantasy-Trips, wünscht man sich unweigerlich SOFORT eine Fortsetzung herbei… oder man macht es wie ich und fängt noch mal von vorne an und erfreut sich an den tollen Bildern. Der zweite Band von „Sorceline“ wird in seiner französischen Heimat voraussichtlich im April 2019 veröffentlicht. Wenn alles gutgeht, könnte die Kryptozoologin in Ausbildung uns dann einen Monat später erneut an ihren Abenteuern teilhaben lassen. Eine Lange Zeit, ja… aber das Warten ist es wert!
FUNtastisch!
Die Autorin hinter „Sorceline: Kryptozoologie für Anfänger“ ist Sylvia Douyé. Auf das Konto der Französin gehen auch die beiden bisher erschienenen Bände der auf drei Teile angelegten Saga „Die Legende des Kristallschwerts“. Mit Fantasy kennt sie sich also aus, was auch im hier vorliegenden Album wunderbar und charmant zur Geltung kommt.
Auch die Zeichnungen von Paola Antista können auf gehobenem Niveau überzeugen. Die gebürtige Italienerin lernte an der Mailänder Disney-Akademie und brachte schon in den „Katzen!“-Bänden (ebenfalls erschienen bei Dani Books) ihr künstlerisches Können zu Papier. Dort widmete sie sich dem knuffigen, orangefarbenen Kater Pampelmuse und auch in „Sorceline“ sind die dynamischen, schwungvollen Disney-Einflüsse nicht von der Hand zu weisen. Im Gegensatz zu „Katzen!“ wirken ihre Zeichnungen hier allerdings cleaner und in der stimmigen Kolorierung digitaler. Auf dem wertigen, seidenmatten Papier kommen diese allerdings gestochen scharf und detailliert zur Geltung. Das angenehm große Alben-Format kommt den Illustrationen zusätzlich zu Gute. Der Hardcover-Band aus dem Hause Dani Books macht insgesamt einen sehr hochwertigen Eindruck und ist zudem noch für einen sehr fairen Preis zu haben. Die Auflage beträgt allerdings nur 1.200 Exemplare… also schnell sein!
Fazit:
Es müssen nicht immer explosive, rahmensprengende Panels oder die nierenschlagenden, großen Dramen der Welt sein. Auch eine angehende Kryptozoologin kann auf charmante und zauberhafte Art begeistern. Die Realität ist schon hart genug und da kann ein kleiner Abstecher in die Welt von Elfen und Einhörnern schon mal ganz entspannend sein. Die kleine „Sorceline“ hat einen Blick mehr als verdient und für mich sogar das Zeug zum All-Ages-Klassiker. Wenn nur die Wartezeit nicht so lang wäre…
Sylvia Douyé, Paola Antista, Dani Books
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