Sin City - 2. Eine Braut, für die man mordet (Black Edition)
- Cross Cult
- Erschienen: Juli 2023
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Don’t f*ck with a F*cker!
Um den Finger gewickelt
Man kann gar nicht oft genug betonen, was für ein verruchtes, abstoßendes und verkommenes Loch die Stadt Basin City ist. Nicht umsonst ist sie allgemein als Sin City bekannt, die Stadt der Sünde, wo Sünderinnen und Sünder mit fragwürdiger Moral an jeder Ecke zu finden sind. So sagen sich hier auch nicht Fuchs und Hase Gute Nacht, sondern schießen sich zur Nachtruhe gleich gegenseitig eine Stange Blei zwischen die Augen. SO läuft hier nämlich der Hase. Wie es mit Marv, einem der größten Schwerenöter der Stadt zu Ende ging, konnten wir bereits in „Stadt ohne Gnade“, dem direkten Vorgänger, nachlesen. In „Eine Braut, für die man mordet“ steht er noch nicht so stark unter Strom, was ihn aber kaum weniger gefährlich macht. Hier lässt er sich von seinem alten Kumpel Dwight einspannen, um die tägliche Dosis Gewalt sinnvoll an den Mann zu bringen.
Dwight McCarthy ist ein Schmalspurschnüffler, wie er im Handbuch für klassische Hard-Boiled-Detektive steht. Ein schäbiges, kleines Büro, zwielichtige Aufträge, bei denen er meist aus dunklen Ecken heraus fremdgehende Ehemänner und -frauen ablichtet, chronisch pleite. Das Übliche halt. Überraschenderweise betritt aber nicht die typische Femme Fatale mit laszivem Gang und verführerischem Augenaufschlag seine verrauchten Räumlichkeiten… sie ruft ihn nämlich einfach an. Am anderen Ende der Leitung ist Ava, Dwights ehemalige große Liebe. Sein Segen und Fluch zugleich. Göttin auf der einen Seite, fleischgewordener Untergang auf der anderen. Seit sie den schwerreichen Damien Lord heiratete, hat er versucht, Ava aus seinem Gedächtnis zu löschen. Mit zweifelhaftem Erfolg, denn schon nach einem ersten – zunächst widerwilligen – Treffen wird Dwight klar, dass er wohl doch noch nicht mit seiner alten Flamme abgeschlossen hat. Erst recht nicht, nachdem er erfährt, dass ihr Leben an der Seite von Damien die Hölle ist. Ava leidet Höllenqualen. Gestützt werden ihre Aussagen von der Tatsache, dass der hünenhafte Manute, ein Handlanger ihres Gatten, Ava Lord unsanft zum Gehen auffordert. Zurück in die Arme ihres Peinigers. In Dwight lodert es wieder, das alte Feuer ist wieder da. Eine Konfrontation mit Manute geht jedoch für ihn recht schmerzhaft ins vorzeitige Aus. Um Ava zu retten, stiftet er Sin Citys Abrissbirne Marv an, mit ihm gemeinsam das Lord-Anwesen zu infiltrieren. Eine ordentliche Sauerei… mit ungeahnten Folgen für den liebestrunkenen Dwight.
Mach’s noch einmal, Frank
Frank Miller bleibt seinem Stil treu. Es wäre auch dumm gewesen, diesen zu ändern. Immerhin sind die markanten Zeichnungen und das eingängige Schattenspiel nicht von der Hand zu weisende Erfolgsgründe der Saga. Über das eigentliche Können des Künstlers wird schon seit zig Jahren heiß diskutiert, für „Sin City“ jedoch kann und will ich mir keine andere Präsentation vorstellen. Auch bei der Story geht es gewohnt hart zur Sache. Die rohe Brutalität unterstreicht den Noir-Charakter und zeigt erneut, dass die sündige Stadt kein Ort für Weicheier ist. In einer Grauzone befindet sich niemand, was für die schwarz/weiße Darstellung spricht. Weiße Westen sucht man zwar ebenfalls vergebens, aber mit pechschwarzen Seiten würde sich auch keine Story erzählen lassen. Immerhin haben einige Charaktere hinter ihren mehr als fragwürdigen Methoden dann doch noch einen kleinen guten Kern versteckt. Antihelden aus dem Lehrbuch.
„A Dame to Kill For“
So heißt nicht nur der zweite Band im amerikanischen Original, sondern auch die späte Kino-Fortsetzung von 2014. Josh Brolin („Hollow Man“, „No Country for Old Men“, „Sicario“, „Deadpool 2“), der sein Filmdebüt bereits 1985 in Richard Donners „Die Goonies“ hatte, beerbt hier Clive Owen („King Arthur“, „Children of Men“, „Shoot ‘Em Up“), welcher noch 2005 im ersten Abstecher nach „Sin City“ die Rolle des Dwight McCarthy spielte. Robert Rodriguez („El Mariachi“, „Machete“ und zuletzt auch im „Mandalorian“-Universum als Regisseur unterwegs) drehte erneut gemeinsam mit dem Comic-Schöpfer Frank Miller. „Eine Braut, für die man mordet“ war nicht die einzige Storyline, die im Film verarbeitet wurde. Wie schon im Vorgänger, gingen verschiedene Handlungsstränge Hand in Hand. Zwei Geschichten schrieb Miller sogar exklusiv für den Film.
Fazit:
Fans des Vorgängers werden auch mit dem zweiten Band nicht enttäuscht. „Eine Braut, für die man mordet“ bietet auf Grund des Detektiv-Charakters und der obligatorischen Femme Fatale noch mehr Noir-Atmosphäre. Dafür bleiben große Überraschungen weitestgehend aus, denn das Hard-Boiled-Genre erfindet selbst ein Frank Miller nicht neu. Muss er auch nicht.
Frank Miller, Frank Miller, Cross Cult
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