Von düsteren Geheimnissen und dunklen Mächten
Kanada 1922. Daniel Letendre bricht mit seiner Kutsche im Eis ein. Zum Glück wird er gerettet und nach Sheridan Manor gebracht - dem Anwesen des alten Angus Mac Mahon. Der Hausherr lebt hier alleine mit seinem letzten verbliebenen Bediensteten Mikhai, einem hünenhaften Kerl. Während Daniel seine Verletzungen auskuriert, kommt er einem besonderen Geheimnis auf die Spur. Dabei hat nicht nur Angus Mac Mahon etwas zu verbergen…
Okkultismus, satanische Reliquien und das Tor in eine andere Welt
Gleich auf den ersten Seiten dürfen wir uns von wunderbar klassisch inszenierter Mystery mitreißen lassen. Ein Unfall, ein großes abgelegenes Anwesen, ein altes Gemäuer mit vielen Räumen und einem Bereich, von dem es verboten ist ihn aufzusuchen. Da kommt gleich wohlige Gänsehautstimmung auf. Natürlich lässt sich Daniel nicht abhalten, geht auf Erkundungstour und entdeckt in einem Zimmer die Nichte des Hausherrn. Edana leidet offenbar seit dem Tod ihres Vaters an Katalepsie - stiert ohne ein Wort von sich zu geben vor sich hin. Daniel ist fasziniert von der jungen Frau. Doch die Geschichte, die ihm Angus Mac Mahon aufgetischt hat, enthält nicht die ganze Wahrheit. Und Angus Mac Mahon ist keineswegs der hilfsbereite, gutmütige, etwas kauzige alte Herr, für den er sich ausgibt. Immer tiefer tauchen wir ab in mysteriöse Ereignisse. Und es sind wahrhaft dunkle Mächte im Spiel. In Sheridan Manor ist das Tor in eine andere Welt geöffnet worden und Daniel soll schon bald durchschreiten…
Bekannte Genre-Elemente, packende Atmosphäre
Jacques Lamontagne greift durchweg auf bekannte Genre-Elemente zurück. Okkultismus, satanische Reliquien, das Tor in eine dämonische Welt und mittendrin ein ahnungsloser junger Mann, der sich schon bald teuflischen Mächten und skrupellosen Machenschaften ausgeliefert sieht. Aber Lamontagne vermag durchaus eigene Akzente zu setzen, das liegt auch an seinen markanten und gut gewählten Figuren.
Während sich anfangs die Geschichte noch langsam entfaltet, so nimmt das Tempo schon bald ordentlich zu. Nur zwei Bände soll Sheridan Manor umfassen und so wirkt dann manche interessante Wendung doch etwas hektisch umgesetzt. Ich hoffe, dass sich im Abschlussband die Ereignisse nicht allzu sehr überschlagen, doch der dramatische Cliffhanger lässt schon vermuten, wo die Reise hingehen dürfte.
Ma Yi sorgt mit seinen Bildern für die passende Atmosphäre. Die Schauplätze begeistern mit vielen stimmungsvollen Details. Nuancierte, nicht allzu moderne Kolorierung lässt durchaus nostalgisches Grusel-Feeling aufkommen. Rückblenden werden in entsättigte Farben getaucht. Der Wechsel zwischen realer und dunkler Parallelwelt ist auf großzügigen Panels packend umgesetzt und toll gelungen. Es hätte für mich gerne noch etwas düsterer sein können, aber so spricht Sheridan Manor sicherlich auch ein breiteres Publikum an. Wie auch immer, Daniel muss sich bald mit finsteren Kreaturen rumschlagen und um sein Leben fürchten. Angus Mac Mahon hat bereits einen perfiden Plan geschmiedet.
Fazit:
Der Auftaktband von Sheridan Manor ist toll inszenierter Mystery-Horror mit nostalgischem Flair und unterhält von der ersten Seite an. Ich freue mich auf jeden Fall, schon bald wieder nach Quebec in das alte Anwesen zurückzukehren. Wann aber Band 2 im Splitter-Verlag erscheint ist leider noch nicht bekannt.
Jacques Lamontagne, Ma Yi, Splitter
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