Ein knallharter, intensiver Thriller
Auch wenn das Ende der Apartheid schon zwanzig Jahre zurückliegt, so sind die Verhältnisse in Südafrika keineswegs entspannt. Weiße Landbesitzer und schwarze Arbeiter geraten in ihren unterschiedlichen Interessen immer wieder aneinander. In den Townships regieren Krankheit, Gewalt und Elend. Und inmitten einer wieder aufgeheizten Stimmung muss Lieutenant Sheppard in einem brisanten Mord ermitteln. Ein schwarzer Arbeiter wird tot auf einer Farm aufgefunden. Schon nach wenigen Seiten besteht für mich kein Zweifel, dass die Lage in und um Kapstadt eskalieren wird.
Kann es überhaupt Gewinner geben?
Bereits in seinem verfilmten Roman „Zulu“ widmet sich Caryl Férey dem Ende der Apartheid, den Folgen und den noch immer schwelenden Konflikten. Vor diesem historischen Hintergrund entwirft er mit Zeichner Corentin Rouge auch in „Sangoma“ ein glaubwürdiges Szenario, in dem die gesellschaftlichen Spannungen und politischen Widrigkeiten sehr gut ausbalanciert und mit persönlichen Schicksalen verknüpft werden.
150 Seiten umfasst dieser One-Shot, der schnell eine packende Atmosphäre aufbaut. Férey und Rouge spannen ein dichtes Geflecht aus Rassismus, Wut und Hass, mit unterschiedlichen Lebensrealitäten, das darüber zeigt, dass alte Wunden noch immer nicht geheilt sind. Die gegensätzlichen Gruppierungen - weit von dauerhafter Versöhnung entfernt - begegnen sich noch immer in Misstrauen und ihren jeweiligen Forderungen nach Recht. So verwundert es nicht, dass wieder Gewalt Einzug hält. Auch Sheppard bleibt nicht verschont. Er gerät bei seinen Ermittlungen unweigerlich zwischen die Fronten, auch durch seine persönlichen Verwicklungen. Neben dem abgeklärten Lieutenant, der mir mit flotten Sprüchen etwas klischeehaft gerät, gibt es noch einige wenige weitere markante Figuren, die mit ihren persönlichen Interessen hervorstechen. Natürlich geht es auch hier nicht ohne Intrigen zu.
Corentin Rouge gestaltet die Panels mit toller Dynamik. Er entwirft mit stimmungsvoller Kolorierung, detailreiche und abwechslungsreiche Schauplätze. Dreckige Elendsviertel, hochglanzpolierte Villen oder die Weite der südafrikanischen Landschaft mi ihren Farmen bieten reizvolle Kontraste. Immer wieder gibt es aufwühlende Momente, eine Prise Erotik und rasant inszenierte Action. Dabei geht es durchaus derbe zu, ohne aber Brutalität lediglich als Selbstzweck zu inszenieren. In das Ringen um Macht und Gerechtigkeit mischen sich schließlich auch religiöse Aspekte und Aberglaube, der in den Townships seine eigenen Blüten treibt. Und als sich die Lage weiter zuspitzt geht es um Leben und Tod!
Fazit:
„Sangoma“ ist ein knallharter, intensiver Thriller vor historischem Hintergrund, der klasse inszeniert und spannend erzählt ist.
Caryl Férey, Corentin Rouge, Splitter
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