Reinhold Messner

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André C. Schmechta
9101

Comic-Couch Rezension vonMai 2018

Story

Petrucci dokumentiert die Lebensgeschichte Messners überaus spannend und kurzweilig. Er gestattet einen komprimierten, dabei dennoch unglaublich ereignisreichen und emotionalen Blick auf das Leben von Reinhold Messner.

Zeichnung

Die Aquarelle fangen die Stimmung der Episoden hervorragend ein, die Landschaften sind eindrucksvoll. Petrucci schafft eine faszinierende Kombination aus rauen, kantigen und markanten Elementen, die sich mit sanften und weichen Flächen mischen.

Ein Leben in Extremen.

Reinhold Messner darf zu Recht als lebende Legende bezeichnet werden. Seine Leidenschaft für das Bergsteigen und seine dabei erzielten Rekorde machten ihn weltberühmt. Messner ist der erste Mensch, der alle Achttausender der Welt besteigt. Seine Expeditionen und Touren brachten Messner an die Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit.

Der italienische Autor und Zeichner Michele Petrucci nimmt den Leser in drei Kapiteln mit zu wichtigen Lebensstationen Messners. Wir begleiten ihn in die Berge, in die Antarktis, in die Wüste. Wir lernen Gefährten, Risiken und Gefahren kennen, tauchen ein in die Gedankenwelt Messners und werden Zeuge eines Lebens in Extremen.

„Glück ziehe ich aus dem Überleben, daraus, lebendig zurückzukehren, nachdem ich der Gefahr ausgesetzt und dem Tod nahe war“.

Kapitel 1 - „Der Berg“ - erzählt von Messners steten Bestrebungen seinen eigenen Zugang zur Bergwelt zu finden. Er wählt eigene und riskante Methoden - etwa ohne Sicherung und ohne Seil. Dass diese Entscheidungen nichts mit Leichtsinnigkeit zu tun haben, wird schnell bewusst. An Messners Seite: sein Bruder Günther. In kleinen Ausschnitten werfen wir einen Blick auf Szenen aus der gemeinsamen Kindheit, erfahren so auch von ihrem strengen, verbitterten Vater. Günthers Tod während einer gemeinsamen Besteigung markiert eines der tragischsten Ereignisse im Leben Messners.

In Kapitel 2 - „Die Leere“ sucht Messner neue Herausforderungen abseits der Berge. 2800 Kilometer legt er im gefährlichsten unerforschtestem Gebiet der Erde zurück – der Antarktis. Im Mai 2004 - Messner ist 60 Jahre alt - sieht er die letzte Gelegenheit für ein extremes Abenteuer gekommen. Er durchquert allein die Wüste Gobi - zu Fuß. Zur Verpflegung dient ihm lediglich das, was er vor Ort finden kann.

Auch wenn Kapitel 3 - „Der Phönix“ – rückblickend von der Osttibet-Expedition auf den Spuren des Yeti erzählt, so erleben wir Messner nicht mehr als aktiven Abenteurer, sondern Bewahrer von Erinnerungen, Erfahrungen und Wissen – immer noch mit seiner ungebrochenen Leidenschaft und der Verantwortung für seine Umwelt. Er eröffnet Museen zu den verschiedensten Themen.

„Ein Aufstieg in Einsamkeit ist wie verliebt sein. Man verliert den Kopf und kann auf halbem Wege nicht mehr zurück.“

Michele Petrucci dokumentiert die Lebensgeschichte Messners überaus spannend und kurzweilig. Zeitsprünge und Rückblenden durchbrechen die Handlungsstränge. Es gibt historische Abrisse zu einzelnen Expeditionen vor Messners Zeit. Diese verdeutlichen die extremen Bedingungen, denen sich Messner stets ausgesetzt hat.

Es läuft bei Weitem nicht alles glatt für Messner. Es gibt Momente des Scheiterns, der Zweifel und es gibt schwere Verletzungen. Messner erblindet fast und verliert sieben Zehen. Als die Ärzte sagen, er könne nicht mehr klettern, sucht Messner neue Tätigkeitsfelder im Schreiben von Büchern, bei Konferenzen und als Bergführer.

Neben seinen eindrucksvollen Leistungen sind es vor allem die Zwischentöne, die den besonderen Reiz der Graphic Novel ausmachen und so viel mehr über Messner erzählen. Seine philosophischen und persönlichen Gedanken lassen immer wieder innehalten. Mehr und mehr wird bewusst, mit welcher Intensität und mit welchem Drang Messner seiner Leidenschaft nachgeht. Sein Blick für neue, übergeordnete Themen und Aspekte reift und – mir sei dieser Begriff gestattet – „gipfelt“ in seinem noch immer ungebrochenen Engagement für Mensch, Natur und Umwelt.

„Dass ich noch am Leben bin, verdanke ich meinem Egoismus.“

Petruccis Aquarelle fangen die Stimmung der Episoden hervorragend ein, seine Landschaften sind eindrucksvoll. Er schafft eine faszinierende Kombination aus rauen, kantigen und markanten Elementen, die sich mit sanften und weichen Flächen mischen. Petrucci hat ein gutes Gespür für Farbe und Details und lenkt den Blick des Betrachters.

Mit einem gelungenen Stilmittel trennt Petrucci die drei Kapitel auch grafisch und gibt ihnen den thematisch passenden optischen Rahmen. Kapitel eins geht in die Vertikale. Die Panels sind betont schlank und hoch, so als wäre jedes selber ein Berg, den der Leser erklimmen muss.  Auf einer Doppelseite finden wir schließlich alle 14 Achttausender auf einen Blick. Die Weite und Ferne der Antarktis taucht Petrucci in Kapitel zwei in horizontale Panels, während diese im letzten Kapitel vorrangig quadratisch aufgebaut sind.

Fazit:

Michele Petrucci gestattet einen komprimierten, dabei dennoch unglaublich ereignisreichen und emotionalen Blick auf das Leben von Reinhold Messner. Von der ersten bis zur letzten Seite motiviert die Graphic Novel, sich mehr mit dieser eindrucksvollen Persönlichkeit zu beschäftigen. Das biographische Werk punktet mit einer überaus stimmigen und authentischen Inszenierung. Petrucci und Messner haben sich persönlich getroffen und ausgetauscht. Vorwort und Nachwort zeigen den Respekt Messners für diese künstlerische Arbeit.

Reinhold Messner

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