Once & Future - Band Vier: Die Monarchien des Vereinigten Königreichs
- Cross Cult
- Erschienen: Juni 2022
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Avon-Beratung erwünscht
„Alle Feen sind Bastarde!“
Bridgette und ihr Enkel Duncan kehren zu dem Ort zurück, an dem sich dem jungen Akademiker eine komplett neue Welt offenbarte: in den tiefen, finsteren Wald. Dort decken sie sich aus Bridgettes geheimen Waffenlager erneut mit allerlei Schießprügeln ein, mit denen sie der Ein-Mann-Armee Rambo Blei-Tränen der Freude in die Augen schießen könnten. Damals, bei ihrem ersten gemeinsamen Waldspaziergang, war es schon gefährlich, doch nun ist äußerste Vorsicht angesagt, denn nachdem die Anderswelt in unsere Realität gecrasht ist, gehen Mythen- und Sagengestalten dort ein und aus. Das gilt auch für angriffslustige Feen, die in ihrer Biestigkeit so gar nichts von einer putzigen Tinkerbell haben. Ganz im Gegenteil. Und so können Bridgette und Duncan die kleinen Mistviecher nur mit der Hilfe von Rose einigermaßen auf Abstand halten. Diese macht sich derweil, wo die übernatürliche Gefahr einer ebenso übernatürlichen Welt das ganze Land ins Chaos stürzt, Sorgen um ihre Eltern. Bei Bridgette stößt sie damit aber auf taube Ohren. Die läuft nämlich voll auf Jäger-Autopilot und ist damit beschäftigt, ihre Heim-Mitbewohner und -Bewohnerinnen aus der Altersresidenz in Sicherheit zu bringen. Dazu eignet sich bestens das alte Familienanwesen. Einst ein simples Bauernhaus, doch nun, wo die Anderswelt Avon mit der unseren kollidierte, nichts anderes als… das Gralsschloss!
Artus‘ Bestreben, das gesamte Land von den angelsächsischen Eroberern zu befreien und das wahre Britannien unter seiner Herrschaft heraufzubeschwören, gerät derweil mächtig ins Stocken. Ein weiterer Artus betritt das Spielfeld und hat die eigenen Reihen ordentlich mobilisiert. Kein geringerer als der legendäre Ritter Lancelot kämpft an seiner Seite. So entfesseln die gnadenlosen Kontrahenten einen blutigen Bürgerkrieg. Bridgette, Duncan und Rose stecken mittendrin, müssen sich zu allem Überfluss aber noch gegen menschliche und übermenschliche Gegner zur Wehr setzen…
Mythen und Monster
Band Vier von „Once & Future“ geht ordentlich in die Vollen! Nachdem der direkte Vorgänger inhaltlich etwas abrutschte, ist der aktuellste Sammelband wieder gut in der Spur. Hier wird einem kaum Zeit zum Durchatmen gelassen und es geht Schlag auf Schlag. Es wäre aber nicht verkehrt, wenn dabei etwas mehr als nur Grundwissen vorhanden wäre, was die Artus-Sage angeht. Autor Kieron Gillen gräbt nämlich richtig tief und macht es seinen Leserinnen und Lesern damit nicht immer leicht. Es wird zunehmend komplexer und es wäre zumindest ratsam, die ersten drei Bände immer in Reichweite liegen zu haben, um gegebenenfalls noch mal nachzublättern, wer sich denn jetzt mit wem verbündet, gegeneinander in die Schlacht zieht oder wer als wessen Inkarnation durch die Mash-up-Welt irrt.
Neben der Artus-Sage werden aber noch weitere Stoffe verwurstet. Wir kratzen an anderen Mythologien und werden mit Wesen aus der Märchenwelt konfrontiert. Das nimmt gelegentlich Überhand und man fragt sich, wohin die Reise noch gehen soll. Bei den vielen Fantasy-Baustellen fühlte ich mich zuweilen sogar an die „Grimm Fairy Tales“ aus dem US-Haus ZENESCOPE (in deutschen Sammelbänden zum Teil bei PANINI erschienen) erinnert, wo seit Jahren ebenfalls unzählige Sagen- und Märchenfiguren zweckentfremdet und mit Horror-Elementen angereichert werden. Eher Massenware mit laszivem Pulp-Charakter, aber das kann nicht das Ziel von „Once & Future“ sein. Man sollte also vorsichtig sein, um nicht in solche Gefilde zu geraten. Ein Cliffhanger deutet bereits an, dass im nächsten Band wohl noch mehr Grenzen eingerissen werden. Ob das mir persönlich gefällt, werde ich aber erst mit dem fünften Band aus dem CROSS CULT Verlag erfahren…
Top-notch
Dan Mora lässt es mal wieder krachen! Seine stylishen Zeichnungen sind erstklassig, die Inszenierung temporeich. Die Farben von Tamra Bonvillain sind erneut das leuchtende Sahnehäubchen. Grelle Highlights stechen immer wieder heraus. Die Cover-Galerie wartet erfreulicherweise wieder mit allen Motiven der enthaltenen US-Hefte #19 bis 24 auf. Neben den regulären Covern von Dan Mora, die schon eine Augenweide für sich sind, gibt es noch die Variant-Motive von Christian Ward, Ryan Sook, Jonboy Meyers, Mirka Andolfo, Raúl Allén und Audrey Mok obendrauf.
Fazit:
Das atemlose Tempo hat mich nur so durch den Band gerissen, der dann auch schon wieder zu schnell beendet war. Ich fühlte mich durch die Charakter-Konstellationen und die Sagen-Verweise gut gefordert, dank der actionreichen Inszenierung blendend unterhalten und Langeweile kam eh zu keiner Zeit auf. Dafür passiert einfach zu viel. Ich habe lediglich Bedenken, ob man den Bogen nicht wortwörtlich (wenn Ihr die vorletzte Seite seht, werdet Ihr wissen, was ich meine) überspannt.
Kieron Gillen, Dan Mora, Cross Cult
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