Prachtvolle Fantasy - (fast) ohne Worte
Yria
Karge, steinige Wüstenlandschaft. Enge Häuser und dunkle Gassen winden sich in zerklüfteten Felsformationen. Eine Legende besagt, dass Yria nicht immer ein derart rauer Ort war. Vor langer Zeit gab es hier fruchtbare, blühende Landschaften. Doch die Nachkommen des Drachenvolkes Ylducian dürsteten nach mehr Wissen und Macht. Sie stahlen die Lebenskraft der Ylducian und vertrieben sie zugleich aus ihrem Land. Die Ylducian stellten sich fortan gegen ihre Nachkommen und verwüsteten auf der Suche nach ihrem wertvollsten Schatz ganz Yria. „Doch ihr Herz ward nie gefunden“...
Myre
Eine einfache Reisende. Unterwegs mit ihrer Gefährtin Varug - einer Art Drache. Sie sind täglich damit beschäftigt Nahrung und einen sicheren Schlafplatz zu finden. Und Benzin für ihr Feuerzeug. Dieser Umstand führt Varug und Myre in den Ort Yria. Dort müssen sie erkennen, dass es hier nicht nur freundliche Artgenossen leben, sondern einiges hinterlistiges Gesindel, das nach ihrem Besitz trachtet. Und so ist eine erste Auseinandersetzung unausweichlich.
Boozer
Einer der älteren Bewohner von Yria und Erzähler der Geschichte. Er kümmert sich um die verletzte Myre, als sie von Varug nach einem erbitterten Kampf in die Taverne von Yria gebracht wird. Ihr Aufeinandertreffen ist von Bedeutung. Denn es wird Myre tiefer in die geheimnisvolle Vergangenheit von Yria ziehen...
Phantasievolle Welt mit tierähnlichen Bewohnern
Myre sieht unglaublich gut aus! Und damit meine ich nicht nur die Hauptfigur, sondern den ganzen Comic. Die Zeichnungen von Claudya Schmidt sind schlicht beeindruckend und nur zu gerne versinke ich in ihrer phantasievollen Welt. Yria ist düster und versprüht mittelalterlich, orientalisches Flair. Es herrschen vorrangig kräftige dunkle Erdtöne vor. Am Tag erhellen die Sonnenstrahlen nur dürftig die Umgebung. Leuchtende Farbakzente stechen hervor. Die Kolorierung verleiht den Bildern viel Atmosphäre und Tiefe. Und dabei stecken in jeder Szene noch zahlreiche Details.
Das liegt vor allem an den Bewohnern Yrias. Diese sind ausnahmslos tierähnliche Wesen. Wolf, Dachs, Hund, Hase, Echse, Pferd, Giraffe und mehr finden sich in Antlitz und Statur der Lebewesen wider und verleihen ihnen ihr charakteristisches und einzigartiges Aussehen. Myre selber sticht dabei heraus. Fuchsgleich mit dicken, langen Haarsträhnen, in enger Leder-Corsage gekleidet, strahlt sie Mut, Cleverness und beinahe Eleganz aus. Aber auch Verletzlichkeit und Sanftmut liegen in ihrem Blick. Da wirken ihre gelegentlichen aggressiven Ausbrüche – wenn sie ihren Fang zeigt - mit rauem Umgangston eigentlich unpassend. Es zeigt aber, dass bei ihr mit Überraschungen zu rechnen ist.
Nicht zu vergessen Varug - eine Mischung aus Drache und Pferd! Ihr imposantes Äußeres lenkt schon durch die auffallende weiße Farbe mit türkisblauem Stirnhorn den Blick auf sich. Erhaben, grazil, kraftvoll wirkt sie voller Stolz und Anmut - zugleich geheimnsivoll.
Claudya Schmidt hat ein Talent für ausdrucksstarke Mimik. Ihre Figuren wirken lebendig. Bewegungen verleiht sie ausgesprochene Dynamik.
(Fast) ohne Worte
Bei dieser Bildpracht stört es dann auch nicht, dass wenig zu lesen ist. Über mehrere Seiten erstrecken sich Sequenzen ohne eine einzige Sprechblase. Nur spärlich erhalten wir Information und Andeutungen, die wenigen Dialoge werden stimmig eingearbeitet. An manchen Stellen wirkt die Tonalität nicht ganz rund, das sind aber nur kleine Nuancen und trüben keineswegs das Gesamtbild. Und bei aller Spannung und Mystik gibt es auch humorvolle Facetten.
Myre hat schon als Crowdfunding-Projekt - in englischer Sprache - für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Die jetzige Veröffentlichung im Splitter-Verlag gibt den Schöpfern Claudya Schmidt und Matt W. Davis das passende Umfeld, um die Chroniken von Yria weiterzuerzählen. Die Fantasy-Saga ist auf insgesamt sechs Bände angelegt. Im Herbst 2018 erscheint Band 2.
Fazit:
Myre ist wahrlich prachtvolle Fantasy und ein richtig starkes Erstlingswerk. Für mich ist die Geschichte um das geheimnisvolle Yria definitiv ein Highlight des diesjährigen Comic-Jahres.
Matt W. Davis, Claudya Schmidt, Claudya Schmidt, Splitter
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