Düster atmosphärisches Manga-Debüt
Ein Content-Creator hält Ausschau nach einem vermeintlichen Spukhaus, um seine Fans mit einer neuen Story auf seinem Videokanal unterhalten zu können. Im japanischen Hinterland wird er wieder fündig. Nicht wissend, dass er letztes Opfer des dortigen Hausbesitzers werden soll. Der erhofft, so endlich seine tote Mutter wieder zum Leben erwecken zu können.
Auch wenn in der ersten Geschichte „Osiris“ auch nur wenig geredet wird, so kommt die zweite Geschichte über noch weitere Strecken ohne viel Text aus. „Exekution“ erzählt von einer Hexenverbrennung in Süddeutschland, die aus dem Ruder läuft und zu ungeahnten Konsequenzen führt. Dabei hatte der Bischof doch noch gewarnt…
Zwei in einem Band
Autor und Zeichner Dominik Jell entspringt eigentlich der Tattoo-Szene, hat sich dort mit seinem Studio bereits früh einen Namen gemacht. Der in Landshut lebende Künstler zeichnet seit seinem siebten Lebensjahr. Ein eigener Manga war schon immer ein großer Lebenstraum, den er nun mit „Mortails“ bei Carlsen verwirklicht. Im sympathischen Nachwort und anschließendem ausführlichen Interview mit Dominik Jell erfahren wir viele Details zur Entstehungsgeschichte, Vorbildern und Arbeitsweise. Ein schickes Poster und Shikishi liegt zudem der Erstauflage bei.
„Mortalis“ ist spannend von der ersten Seite an. Die beiden Kurzgeschichten funktionieren in ihrer komprimierten, geradlinigen Erzählweise hervorragend. Verständlich, dass es hier nicht um ausgefeilte Figurenzeichnung geht. Dennoch gelingt es Dominik Jell erstaunlich gut, seine Stories mit typischen Genre-Zutaten zu versehen und dabei mit genügend Substanz zu unterfüttern, um nicht nur auf oberflächliche Horror-Effekte zu schielen.
Und das Manga-Debüt von Dominik Jell kann sich wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Die teils realistisch anmutenden, kontrastreichen digitalen Zeichnungen erzeugen die packende, düstere Atmosphäre – eher modern in „Osiris“ und mit nostalgischem History-Ambiente in Exekution. Mit viel Abwechslung und tollen Perspektiven werden die Seiten ausgestaltet, Gebäude auffällig detailreich gezeichnet. Eine Rückblende wirkt durch schwarze Panelrahmen nochmal intensiver. Und Jell macht auch keine Gefangenen, der Schrecken steht nicht nur seinen Figuren ins Gesicht geschrieben. Das gilt vor allem für die Auftaktgeschichte, die sich als packender Horror-Thriller entpuppt. Aber auch die Henker in „Exekution“ gehen nicht gerade zimperlich zu Werke. Und so ist die Altersempfehlung ab 18 auch verständlich, der Band entsprechend mit Triggerwarnung versehen.
Fazit:
Dominik Jell hat „Blut geleckt“ wie er im Nachwort verrät und arbeitet bereits an neuen Ideen. Ich hoffe sehr, dass wir schon bald mehr von ihm lesen und sehen können. Sei es wieder in Form derart düster, atmosphärischer und spannender Kurzgeschichten, wie in seinem Debüt oder dann vielleicht erstmals als große Story oder gar Reihe.
Dominik Jell, Dominik Jell, Carlsen
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