Das Mondlicht offenbart dunkle Abgründe
Ein Underdog der nicht unterzukriegen ist: Von der Welt und seinem Gott im Stich gelassen, muss der abgehalfterte Moon Knight seinen Kampf gegen das Böse alleine fortsetzen. Dabei ist sein schlimmster Gegner er selbst.
Der ehemalige Söldner Marc Spector, alias Moon Knight, ist am Ende. Die meisten seiner ehemaligen Verbündeten haben sich von ihm abgewandt. Sein Körper ist ein Wrack. Er leidet unter einer Persönlichkeitsstörung, ist tablettensüchtig und muss mit den Dämonen der Vergangenheit ringen. Außerdem befindet er sich in einer Glaubenskrise.
Der Mond- und Rachegott Khonshu, rettete Marc Spector einst vor dem Tod und machte ihn zu seinem Stellvertreter auf Erden. So kämpfte er jahrelang als Moon Knight gegen das Böse. Doch in letzter Zeit hat Moon Knight immer mehr das Gefühl von seinem Gott verlassen worden zu sein. Khonshu redet nicht mehr mit ihm und die Kräfte von Moon Knight lassen nach. Marc Spectors Zustand verschlechtert sich und er fällt immer tiefer in den zermalmenden Strudel der Depression. Die Nachricht vom körperlichen und psychischen Verfall Marc Spectors macht schnell die Runde. So beschließt ein alter Feind, eine Vereinigung die als „Das Komitee“ bekannt ist, diese Situation auszunutzen und eine alte Fehde zu begleichen. Ein Kampf um Leben und Tod beginnt und Moon Knight muss seine letzten Reserven mobilisieren. Doch nach und nach wird dem Antihelden bewusst, dass hinter dem ganzen Leiden und Kämpfen ein viel größerer, gar göttlicher, Plan steht.
Finch und Moon Knight harmonieren perfekt
David Finch ist wohl einer der beliebtesten Superheldenzeichner einer ganzen Generation. So erstellte er seine dunklen Welten unter Anderem schon für Batman und den richtungsweisenden Comic „Avengers: Heldenfall“. Seine Zeichnungen strotzen nur so vor Kraft und Detailreichtum. Seine Helden wirken massig und überdimensioniert. Eben genau das, was ein Superheldenfan sucht. Dieses Prinzip übertrug der Zeichner 2006 auch auf Moon Knight (In Deutschland erschien dieser Comic erst 2016). David Finch und Moon Knight harmonieren perfekt. Finch erschafft ein düsteres und dreckiges New York das wenig von den großen und glorreichen Helden durchblitzen lässt. Moon Knight kommt auf keinem weißen Ross daher. Er „kloppt“ sich durch die Gassen und besitzt keinen Ehrenkodex der ihn vom Töten abhält. Freunde des Punishers oder des Ghostriders werden hier ihre Freude haben.
Diese Geschichte ist komplex und brutal
Charlie Huston legt hier eine brutale und gleichzeitig komplexe Story vor. Vielen Lesern ist dieser Held sicherlich nicht so geläufig. Umso schöner ist es, dass eine gekonnt in die Story eingewebte Retrospektive von Moon Knight dafür sorgt, dass die Geschichte des Helden schnell ersichtlich wird. Mit der Aufschlüsselung des Plots wartet Huston bis zum Ende. Das hält die Spannung dauerhaft hoch.
Sicherlich ist der Charakter des Marc Spectors, zumindest in dieser Geschichte, etwas klischeebehaftet. Ein heruntergekommener Held der viele falsche Entscheidungen trifft um am Ende doch den richtigen Weg einzuschlagen und im alten ruhmreichen Licht zu stehen. Zuviel Antiheld lässt den Leser abstumpfen. In dieser Story wurde dieses Klischee allerdings, durch den Twist am Ende der Geschichte, aufgebrochen. Nach diesem Kampf ist klar, Moon Knight ist nicht so leicht unterzukriegen und ist wieder eine Gestalt zum Fürchten.
Fazit
Moon Knight ist viel zu lange in der Versenkung verschwunden. Den eindeutigen Beweis dafür liefert dieser Band. Auch wenn man sich am Anfang etwas an die Erzählweise der Geschichte gewöhnen muss, kommt schnell Spaß beim Lesen auf. Der Antiheld bietet gute Unterhaltung abseits von den üblichen A-Klasse Helden. Die Zeichnungen kommen kraftvoll daher und werden so ziemlich jeden Superheldenfan zufrieden stellen. Ein Abstecher in Moon Knights Welt lohnt sich also.
Charlie Huston, David Finch, Panini
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