Man darf sich auch mal zum Narren machen
Narrenfreiheit am Hofe
Serine ist aufgeweckt, lebenslustig… und mit ihrer überdrehten Art manchmal so nervig, dass man sie am liebsten zum Teufel schicken würde! Ganz so weit geht die Reise nicht, denn das Mädchen zieht es lediglich an den Hof der Königin. In den Augen der strengen Mutter fehlt es Serine an Manieren. Lieber solle sie sich einen Gatten suchen, falls sie überhaupt jemand wolle. Das kommt von Herzen, was? Und obwohl Serines Mutter felsenfest überzeugt ist, dass ihre Tochter keine zwei Wochen im Dienste der strengen Königin überstehen würde, setzt das Mädchen alles auf eine Karte. Hauptsache raus…
Mehr oder weniger zufällig, ohne angemessene Garderobe und jegliche Empfehlung, stolpert Serine tatsächlich bis in die königlichen Gemächer. Dort drängen sich bereits die Gesellschafterinnen, die ihre Majestät amüsieren sollen. Diese ist jedoch schwer zufrieden zu stellen, was sich im hohen Verschleiß an Personal widerspiegelt. Serines unverblümte Art erweist sich überraschenderweise als Türöffner, denn die Königin findet Gefallen an der quirlig-frechen Art des Mädchens. Das passt bei Weitem nicht jedem am Hofe in den Kram. Nicht nur, dass Serine sich dem Spott und den Streichen der Gesellschafterinnen-Konkurrenz erwehren muss, sie kommt auch noch einer gemeinen Intrige auf die Spur, die den König zu Fall bringen soll. Das geht soweit, dass versucht wird, Serine kurzerhand um die Ecke zu bringen.
Doch da hat der Intrigant die Rechnung ohne das einfache Mädchen vom Lande gemacht! Maskiert und dreister denn je kehrt Serine an den Königshof zurück… Möge der Aufstand beginnen!
Mit Charme und Kitsch
„Mit Mantel und Worten“ ist die Comic-Umsetzung des Jugendbuchs der französischen Autorin Flore Vesco. Bislang ohne deutsche Übersetzung, kommen wir dank REPRODUKT immerhin in den Genuss der turbulenten Adaption. Umgesetzt hat diese das ebenfalls französische Künstler-Duo Marie Pommepuy und Sébastien Cosset, besser bekannt unter ihrem gemeinsamen Pseudonym Kerascoët. Der Look ist zwar ziemlich niedlich, jedoch nicht sonderlich spektakulär. Das Setting hätte geradezu dazu eingeladen, pompöse Bilder zu schaffen, aber speziell in den Hintergründen herrscht oft gähnende Leere. Dafür sind die Bilder farbenfroh und die Seitengestaltung abwechslungsreich geraten. Das hat mir die Bewertung nicht gerade erleichtert, doch da ich insgesamt kurzweilig unterhalten wurde, geht eine solide 7 schon in Ordnung.
Ohne eine ordentliche Portion Kitsch kommt auch „Mit Mantel und Worten“ nicht aus. Das fängt mit einer Bilderbuch-Revolution im Kleinen an, und hört mit einer schmalzigen Happy-End-Lovestory auf. Somit konnte ich mir den einen oder anderen Augenroller nicht verkneifen. Das ist schon ziemlich formelhaft und liest sich insgesamt wie eine Kreuzung aus Schelmenstück und Märchen… dafür aber mit einem nicht von der Hand zu weisendem Charme.
Fazit:
Ein sympathisches Buch mit einer aufgeweckten Heldin, die bisweilen arg die Nerven strapazieren kann. Manchmal etwas drüber, hin und wieder zu einfach gedacht, dann aber letztendlich doch stabil in der Kurve, bevor der Karren zu entgleisen droht. Trotz Allem kann man Serines Charme nämlich nur schwer widerstehen. Seltsam… aber so steht es geschrieben.
Flore Vesco, Kerascoët, Reprodukt
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