Text:   Zeichner: Walt Disney

Micky Maus Museum: Geschichte einer Ikone

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Marcel Scharrenbroich
7101

Comic-Couch Rezension vonNov 2021

Story

Oberflächlich informativ und etwas lieblos heruntergerattert. Ein wenig mehr Tiefe und Zusammenhang wären wünschenswert gewesen.

Zeichnung

Ein Querschnitt durch 90 Jahre Maus-Geschichte. Von den simplen Anfängen hin zum Micky, der selbst in hohem Alter noch Kinder- und Erwachsenen-Augen zum Strahlen bringen kann.

Happy Birthday… du Schlaumeier.

Drei Kreise mit Wiedererkennungswert

Um jemanden zu finden, der die berühmteste Maus der Welt nicht kennt, muss man schon im tiefsten Loch oder unter dem dicksten Stein suchen. Selbst im Vorschulalter sollten die Jüngsten bereits mit Micky Maus in Berührung gekommen sein. Alles andere fällt auch schwer, denn seit mittlerweile neun Jahrzehnten ist Walt Disneys größter Wurf in allen Medien präsent. Nicht nur in den mittlerweile unzähligen Comic-Geschichten, welche wohl für die meisten von uns die ersten Berührungspunkte waren. Ich erinnere mich noch, dass ich in den 80ern regelmäßig durch die Heftchen geblättert hab, obwohl ich des Lesens noch nicht mächtig war. Das hat sich dank Micky, Donald, Goofy & Co. (und natürlich Asterix!) kurz nach der Einschulung schlagartig geändert. Plötzlich eröffnete sich eine ganz neue Welt und ich verstand die Inhalte, ohne sie mir, wie zuvor, anhand der Bilder zusammenzureimen. Ich hatte einen regelrechten Narren an den witzigen Bildergeschichten gefressen, was sich glücklicherweise bis heute nicht geändert hat… trotz einer ausgedehnten Comic-Pause während der „wilden Zeit“ mit Wein, Weib und Gesang. Selbst heute bin ich wohl der Letzte, der an einem „Lustigen Taschenbuch“ oder einer schmucken Sammlerausgabe vorbeigeht, sofern die Inhalte ansprechend sind und der Zeichenstil zusagt. Da gibt es nämlich große, qualitative Unterschiede. Selbst Micky Maus‘ Erscheinungsbild hat im Laufe der Jahre mehrere Transformationen durchgemacht. Man ging beim Design mit der Zeit und modernisierte die Figur in unregelmäßigen Abständen. Was sich aber nicht geändert hat, sind das Saubermann-Image der Maus (was Mickys Geschichten für viele Leser zu eindimensional macht, die den Charakter ohne Ecken und Kanten und gerne mal allwissend darstellen) und das ikonische Logo, an dem man Herrn Maus schon von weitem erkennt. So einprägsam, wie simpel. Ein großer Kreis für den Kopf, dann zwei kleinere für die Ohren, fertig ist das Maus-Gesicht. Und das wird sich wohl auch in den nächsten 90 Jahren nicht ändern. Ist doch irgendwie schön, wenn in unserer schnelllebigen Zeit noch etwas derart Bestand hat…

Die Rente mit 90 ist nicht sicher… wie wir heute wissen

2021 war wahrlich das „Jahr der Maus“. Erst im August wurde bei EGMONT das 70-jährige Jubiläum des „Micky Maus Magazins“ mit einem schönen 100-seitigen Special gefeiert. Und im November folgten dann die „Panzerknacker“, um ebenfalls auf den 70. anzustoßen. Erdacht vom großartigen Carl Barks, traten die „Beagle Boys“, wie die schweren Jungs im Original heißen, 1951 erstmals in Barks Geschichte „Der Selbstschuss“ auf. Ihren deutschen Namen verdanken sie der unvergleichlichen Übersetzerin Dr. Erika Fuchs (1906 – 2005), die für so viele kreative Namensschöpfungen und Pop-Kultur-Begriffe verantwortlich ist, dass diese es nicht selten in den allgemeinen Sprachgebrauch schafften. Vertraut wohlklingende Namen wie Dagobert Duck (Scrooge McDuck), Daniel Düsentrieb (Gyro Gearloose), Gundel Gaukeley (Magica de Spell) oder Gustav Gans (Gladstone Gander) möchte man doch heute nicht mehr missen…, oder?

2021 war auch das Jahr, (welches wir nach 2020 schon wieder in die Tonne treten können, aber darum geht es nicht…) in dem der CARLSEN Verlag mit etwas Verspätung zum runden Geburtstag von Micky gratuliert. Eigentlich startete die Sause nämlich schon 2018, als „Mickey Mouse Museum: The Story of an Icon“ erstmalig in England bei STUDIO PRESS BOOKS erschien. Mit „Micky Maus Museum - Geschichte einer Ikone“ hat man nun bei CARLSEN ebenfalls einen überformatigen Prachtband herausgebracht, der im Regal schon mächtig Eindruck macht. Mit 96 Seiten nicht unbedingt wegen seines Umfangs, dafür aber durch seine Größe… auf die es ja angeblich nicht ankommt. Finden sich darin aber zeitgeschichtliche Abbildungen von höchstem pop-kulturellen Wert, kann es gar nicht groß genug sein. Mit einer Breite von 27,6 cm und einer stolzen Höhe von 37,7 cm, sollte man schon ausreichend Platz in der heimischen Comic-Sammlung reservieren. Ordentlich schwer und mit partiellen Spotlack-Elementen auf der Front, gibt es an der Qualität des Buches nichts auszusetzen.

Die Bilder bestechen durch einen sauberen Druck und nehmen nicht selten ganze Seiten ein. Von ersten Konzeptzeichnungen bis zu den verschiedenen Stadien in Mickys Evolution. Wir sehen Werbe-Plakate der ersten Kurzfilme, Aufnahmen aus Mickys Debüt „Steamboat Willie“ im November 1928, frühe Zeichnungen von Minnie Maus, Donald Duck, Goofy und den verschiedenen Schurken aus dem Maus-Umfeld. Es gibt schwarz-weiß-Aufnahmen von Walt Disney, internationale Comic-Cover und eine detaillierte Karte der Attraktionen des 1955 im kalifornischen Anaheim eröffneten Themenparks „Disneyland“, Walts größter Stolz. Als Bildband schon toll, wenn man sich von solch interessantem Material auch gerne noch mehr gewünscht hätte.

Fakten, Fakten, Fakten

Kommen wir nun aber zum Schwachpunkt des Ganzen: den Texten. Es gibt zwar einiges Wissenswertes zu erfahren, jedoch mutet es an, als würde man die ganze Zeit nur an der Oberfläche kratzen. Obwohl Mickys Werdegang von den Anfängen wiedergegeben – über den gedanklichen Vorgänger Oswald, der lustige Hase bis hin zur kurzzeitigen Idee, die neue Schöpfung Mortimer Mouse zu nennen – und die stetige Entwicklung der Figur bis heute weiterverfolgt wird, wirkt es doch leider wie das textliche Abarbeiten von Fakten. Die einzelnen Kapitel sind recht knappgehalten und tauchen nur selten tiefer in die Materie ein. Allein die doppelseitige Timeline über Mickys wichtigste Karriere-Meilensteine zeigt, dass ordentlich ausgesiebt wurde, welche Stationen für wichtig erachtet wurden. Für ein bislang 90-jähriges Mäuse-Leben einfach zu wenige Highlights.

Fazit, Fazit, Fazit:

Wer immer schon mal wissen wollte, wie und warum Micky Maus zu der Ikone wurde, die der kleine Kerl heute ist, ist mit diesem optisch wunderschönen Hardcover im Großformat gut bedient. Wer jedoch tiefer in die Materie eintauchen möchte, sollte zu einem umfangreicheren Werk, wie „Walt Disneys Mickey Mouse: Die ultimative Chronik“ (496 Seiten mit über 1.250 Abbildungen) aus dem TASCHEN Verlag, greifen. Für Otto-Normal-Verbraucher und Disney-Gelegenheitsleser reicht aber gut und gerne die preislich deutlich günstigere Edition aus dem Hause CARLSEN.

Micky Maus Museum: Geschichte einer Ikone

Nicole Corse, Walt Disney, Carlsen

Micky Maus Museum: Geschichte einer Ikone

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