Da glüht die Glyphe
Schwere Zeiten für Hexen
Nach den Vorkommnissen im ersten Band von „Magda Ikklepotts“ wissen wir, dass Vitali Petrov - der mächtige Hexer, der einst im mysteriösen Tod von Magdas Eltern involviert war - im Körper der jungen Hexe weiterlebt. Zumindest ein Teil von ihm. Die vorangegangenen Ereignisse sorgen auch dafür, das magische Wesen – Hexen, Zauberer, Magier – einen noch schwereren Stand in der Öffentlichkeit haben, als zuvor. Natürlich eine gelungene Steilvorlage für die fanatische Rachel Saint-Ange, die sogar fordert Hexen einzusperren und chirurgisch zu entzaubern. Ihnen soll an jedem Finger, an dem eine magische Glyphe zu sehen ist, das Fleisch entfernt werden. Ein drastisches Vorgehen, welches durchaus für angeregte Diskussionen sorgt. Einer der größten Kritiker dieser barbarischen Verstümmelung ist der Aktivist Mpho Zaneche, seines Zeichens mächtiger Zauberer. Da Magda auf der Suche nach einem Lehrmeister ist, der sie im Umgang mit ihren Kräften unterrichten soll, treibt es sie zur „Messe für alternative Heilverfahren“, auf der auch Zaneche eine angeregte Podiumsdiskussion führt. Ausgestattet mit der Doppelglyphe, die Magda eh schon mehr Macht als allen anderen ihrer Zunft verleiht UND den Kräften von Petrov, die in ihrem Körper schlummern, könnte die überforderte Hexer jemanden wie Zaneche dringend an ihrer Seite gebrauchen. Doch leider verläuft ein erstes Treffen alles andere als planmäßig…
Tags darauf steht für Magda der erste Arbeitstag an. Ihre gewinnbringenden Betrügereien, die sie bis vor kurzem noch finanziell über Wasser hielten, musste die Hobby-Schwindlerin aufgeben. Dies hat sie Inspektor Maulincourt versprochen. Ebenso, dass sie sich mit ihrer Hexerei zurückhält. Also muss eine ehrliche Arbeit her… Der Job in der Bücherei erweist sich allerdings als gähnend langweilige Sisyphusarbeit, bei der Magda auch noch die strenge Bibliothekarin dauernd auf die Finger schaut. Überredet von ihrer Freundin Chloé, lassen die beiden jungen Frauen es am Abend mal so richtig krachen, was am nächsten Morgen für einen ordentlichen Brummschädel sorgt. Der Kater ist jedoch wie weggeblasen, als Magda in den beschlagenen Spiegel schaut und dort nicht das erblickt, was sie eigentlich erwartet hätte.
Das Gesicht einer schreienden Hexe mit brünettem Haar erscheint der geschockten Magda. Die fremde Gestalt versucht scheinbar mit aller Gewalt zu ihr durchdringen zu wollen, was den Spiegel zum Bersten bringt. Den Vorabend und den Schrecken noch in den Knochen, beschließt Magda das ZKA (Zaubereikontrollamt) zu kontaktieren. Dort trifft sie sich mit Milo Beneri und erfährt, dass auch Inspektor Maulincourt zwischenzeitlich dem ZKA zugeteilt wurde. Vor Ort berichtet sie den beiden von den morgendlichen Vorkommnissen im Bad und man versucht gemeinsam die Situation zu wiederholen. Doch diesmal bleibt der Spiegel leer. Keine Hexe zu sehen… abgesehen von Magda natürlich.
Erst daheim bei ihrem guten Freund Driss wiederholt sich das mysteriöse Schauspiel. Diesmal erscheint die Hexe in einem Wasserglas… und Magda ist nicht die Einzige, die sie sieht. Alles deutet darauf hin, dass die fremde Hexe nur in flüssigen Elementen erscheinen kann, was die Erscheinung im feuchten, heimischen Spiegel erklärt. Driss forscht noch ein bisschen weiter und stößt auf einen Zauber, der es Magda ermöglicht, ihre Seele in die Vergangenheit zu schicken, um die vermeintlich verstorbene Hexe ausfindig zu machen. Gesagt, getan… schließlich verfügt Magda über die Doppel-Glyphe, was selbst schwierige Zauber zum Klacks werden lässt. Magdas Seele geht auf die Reise und befindet sich in einem schneebedeckten Wald. Dort wird sie Zeugin, wie eine kleine Gruppe von Panzern durch die Nacht gejagt wird. Diese Flüchtigen sind Vanga, Petrov und dessen Schwester Elena… die mysteriöse Hexe, die Kontakt aufnehmen wollte… und Sasha… Magdas Vater!
Why so serious?
Der Mittelteil der „Magda Ikklepotts“-Trilogie kommt ernster daher als sein unmittelbarer Vorgänger. Zwar wird die die Geschichte, welche auf der ersten Seite des Bandes noch mal rekapituliert wird, nahtlos fortgesetzt, erscheint angemessen der Ereignisse aber erwachsener und reifer. Trotz der Tatsache, dass die leichtfüßige Erzählweise von Band 1 fast gänzlich weichen musste, ist der Inhalt des zweiten Kapitels extrem stimmig. Düstere und nachdenkliche Töne werden angeschlagen, wenn Extremisten chirurgische Eingriffe an magischen Wesen fordern und an öffentlichen Orten Hexenkontrollen durch die Behörden durchgeführt werden, um Andersartige zu selektieren. Da läuft einem beim Lesen ein doppeldeutiger Schauer über den Rücken.
Szene wechsle dich!
Verstärkt wird das bereits etablierte Team hinter „Magda Ikklepotts“ hier durch die Szenaristin Pascale Bélorgey. Dies ist ihr erstes Comic-Projekt und das ist durchaus geglückt. Die wendungsreiche Story wird gut fortgeführt und schürt das Interesse am großen Finale. Auch der rasante Location-Wechsel tut der Geschichte gut, wobei vor allem Zeichnerin Krystel kreativ glänzen kann. Besonders der Seelen-Trip in die Vergangenheit und die Reise ins wunderschön dargestellte Venedig sorgen für optisch ansprechende Abwechslung. Auch Krystels Farben sind wieder herausragend und harmonieren perfekt mit den verschiedenen Örtlichkeiten. Nur die Auftritte der knuffigen Manga-Magda, die im ersten Band noch häufiger auftauchte, mussten bis auf kleine Mini-Ausnahmen weichen, was zusätzlich den reiferen Ton der Erzählung unterstreicht und deshalb gut zu verschmerzen ist.
Fazit:
Die sympathische Jung-Hexe mit dem ungewollten Upgrade (Petrov inside!) dreht im Mittelteil an der Spannungsschraube und macht neugierig darauf, wo die Reise letztendlich hinführen soll. Entwicklungen von Charakteren und Geschichte sind deutlich spürbar. Der Bonusteil liefert wissenswerte Extras und gibt Einblicke in die Arbeit der verantwortlichen Künstler. Insgesamt eine durchaus gelungene Fortführung.
Pascale Bélorgey, François Debois, Krystel, Splitter
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