Die Paradoxie als Realität
Wohl jeder hat schon einmal eine Zeichnung oder Grafik des niederländischen Künstlers M. C. Escher gesehen und fasziniert den Kopf darüber geschüttelt, wie man auf solch kuriose paradoxe Ideen kommen kann. In ihrer ersten gemeinsamen Graphic Novel versuchen die Italiener Andrès Abiuso (Zeichnungen) und Lorenzo Coltellacci (Text), Escher auf den Grund zu kommen und seine Beweggründe zur Malerei zu finden und zu präsentieren.
Der träumende Schüler Mauk wird von einem gesichtslosen Guide während einer Klassenarbeit in seinen Gedanken abgeholt und bekommt das Leben eines angehenden Künstlers präsentiert, dessen Namen nicht genannt wird, aber der Leser kommt natürlich schnell darauf, dass es sich um Escher handelt. Im Haarlem geboren, sollte er eigentlich ab 1919 Architektur studieren, brach dies aber bereits nach einer Woche ab. Sein Professor, Samuel Jessurun de Mesquita, erkannte aber sein zeichnerisches Talent, riet zu einem Studienfachwechsel und förderte ihn.
Die Entstehung des Unmöglichen
Studienreisen nach Italien und nach Spanien, wo er die arabische Ornamentik kennenlernte, vor allem auch, weil er 1923 in Italien Jetta kennenlernte, die er 1924 in Viareggio heiratete. Auch sie unterstützte seine Künstlertätigkeit. Auch die Söhne von Escher beeinflussen seine Kunst.
Die Graphic Novel zeigt einige Schlüsselmomente im Schaffen Eschers, wann er wo wie beeinflusst wurde und wie einige seiner berühmtesten Werke entstanden sind. Escher schafft perspektivische Unmöglichkeiten und setzt sich so über die Realität hinweg. Die Dimensionen verschieben sich, Unmöglichkeiten werden Realität und Paradoxien werden zur Normalität. Escher findet seinen künstlerischen Weg und wir weltweit bekannt. Ausstellungen machen ihn berühmt und seine Werke steigen im Wert um das Vielfache.
Der Zeichenstil von Andrès Abiuso ist klar und doch so fantasievoll, dass er die Werke Eschers integriert und teilweise mit der Geschichte so verschmelzen lässt, dass deren Entstehung nachvollzogen werden kann. Mauk ist ein Schüler mit weißem Hemd, dunkler Hose und sonst genauso hell gehalten wie sein Guide, der gesichts- und geschlechtslos zwar einem noch unklaren Auftrag folgt, sonst aber ein neutraler Führer ist. Die hauptsächlichen Farben der Graphic Novel sind gelb, braun und grün, selten treten andere Farben auf. Warum alle Personen eine dunkle Nase haben, wird das Geheimnis des Zeichners bleiben.
Das Unendliche
Der Text ist klar verständlich und die Dramaturgie der Novel gleicht einem Bild von Escher – zunächst vielleicht nicht ganz zu verstehen, am Ende aber ergibt sich ein stimmiges Bild, das man von vorne wie von allen Seiten betrachten kann, und immer wird es einen Sinn ergeben. Auch wenn zwischendurch groteske Figuren auftreten, so gibt es auch Welten, in denen alte Professoren von Escher oder Ikonen wie Albert Einstein, René Magritte und Salvador Dalí auftauchen und so Eschers Werk in Relation zu anderen Künstlern setzen.
Die Graphic Novel „M. C. Escher – Unmögliche Welten“ ist 2023 im Knesebeck Verlag erschienen und beschreibt auf 144 Seiten im Hardcover Format Leben und Werk des berühmten niederländischen Künstlers, der als Architekturstudent begann, als Holzlithograf weitermachte und als weltberühmter Grafiker Ausstellungen in aller Welt zeigte. Am Ende des Buches gibt eine Doppelseite zur Entstehung der Graphic Novel, eine kurze Biografie, eine kurze Bibliografie und ein Verzeichnis der zitierten Werke, die in der Graphic Novel vorkommen.
Fazit:
Für Neulinge im Werk von M. C. Escher bietet die Graphic Novel einen gelungenen Einstieg in den Stil und die Paradoxie im Denken Eschers. Bereits das Cover lässt ahnen, was sich im Inneren befindet, und jeder dürfte schon einmal fasziniert vor einer Grafik Eschers gestanden haben. Ein gelungenes Porträt eines außergewöhnlichen Künstlers, das Neugier auf mehr macht und das Bedürfnis weckt, sich näher mit dem Gesamtwerk zu beschäftigen.
Lorenzo Coltellacci, Andrès Abiuso, Knesebeck
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