Love in Hell 01
- Egmont Manga
- Erschienen: Mai 2018
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Strafe muss sein!
Heute speisen wir in der HÖLLE… oder auch nicht.
„Alk auf dem Balkon… Straßenpflaster, ich komme schon.“ So in etwa könnten die letzten Gedanken von Rintaro Senkawa gelautet haben. Könnten… denn Genaueres wird man wohl nicht von ihm erfahren. Zumindest nicht auf Erden. Unsere Welt hat der 27jährige nämlich mit einem dumpfen „KLATSCH!“ verlassen, als er unsanft auf dem Boden der Tatsachen aufschlug… und das ist wortwörtlich gemeint. Sturzbesoffen segelte er vom Balkon und blickt während einer außerkörperlichen Erfahrung auf seinen zerschmetterten Leichnam, inklusive selten dämlichen Gesichtsausdruck… irgendwas zwischen „überrascht“, „volltrunken“ und „hoppla“. Als nächstes folgt das oft erwähnte, jedoch nie bestätigte „grelle Licht“. Danach wird’s dunkel…
Als Rintaro die Augen wieder aufschlägt, stellt er fest, dass er gar nicht SO tot ist, wie ursprünglich angenommen. Er erblickt eine junge Frau in einem knappen und aufreizenden Outfit. Nanu? Fifty Shades of Heaven? Nö… ganz im Gegenteil. Der kleine Lack-und-Leder-Dämon stellt sich als Koyori vor und offeriert dem gänzlich überforderten Rintaro, dass er sich in der Hölle befände… als Sünder! Hmmm… brodelnde und zischende Lava-Seen, felsige Einöde soweit das Auge reicht, ein sabbernder und fauchender Zerberus, der gierig den Neuankömmling betrachtet und einen potentiellen Snack für zwischendurch wittert, Phönix ähnliche Greifvögel, die kreischend am verdunkelten Himmel kreisen. Jau, Hölle kommt hin… Scheiße!
Da steht Rintaro nun. Erstaunt, ängstlich, geschockt und… nackt. Tja, in der Hölle hat nicht nur das letzte Hemd keine Taschen… es GIBT erst gar kein Hemd. SO sieht‘s aus! Sind ja hier nicht bei „Wünsch Dir was“. DAS stellt auch gleich mal der kleine SM-Dämon mit den putzigen Mini-Hörnchen klar. Koyori ist nämlich Rintaros persönliche Höllen-Betreuerin und noch grün hinterm Geweih. Der frischgebackene Unterwelt-Bewohner ist ihr erster Kunde… Mandant… oder wie immer man das nennen soll. Von ihr lernt er, dass man sich am Ort der ewigen Verdammnis ALLES verdienen muss. Kleidung, Nahrung, eine lauschige Unterkunft… vor allem Nahrung wäre mal ein guter Anfang. Rintaros grummelnder Magen bringt ihn nämlich fast um (HAAAAA!!!), was sich auch zum Running-Gag der Geschichte entwickelt. Und wie kommt man an die ersehnten „Grollar“ (Währung in der Hölle: 1 Grollar = 1 Yen = 0,0077EUR = ein Mückenschiss vor dem Herrn)? Ganz einfach, man verdient sie sich… durch Schläge, Folter, Quälerei und ähnlich spaßige Freizeit-Aktivitäten.
Es dauert nicht lange, bis der aufmerksame Leser merkt, dass Rintaro nicht umsonst im Schattenreich gelandet ist. Er mag es zwar anders sehen, doch ein Chorknabe ist er nicht gerade. Der Großteil seines Spatzenhirns ist bei dem lüsternen Sackgesicht nämlich hinter dem Reißverschluss seiner (vermutlich leeren) Hose zu finden und denken tut er eh nur in den unteren Regionen. Doch da hat er die Rechnung ohne die taffe Koyori gemacht. Obwohl noch frisch im Berufsleben, weiß der schlagkräftige SM-Dämon sich zu helfen. Da etwaige Folgeschäden in der Hölle am nächsten Morgen wieder verschwunden sind, kann sie aus dem Vollen schöpfen. So schlägt Koyori dem aufdringlichen Möchtegern-Casanova mit der großen Klappe mal genüsslich mit der Dornen-Keule den Schädel vom Hals, lässt ihn in blubbernder Lava baden oder sticht ihm die gierig-stierenden Glubschaugen aus.
Tja, Rintaro… WILLKOMMEN IN DER HÖLLE… dem Himmel für Masochisten. Und Kopf hoch, denn mit jedem zerschmetterten Knochen klingelt die Grollar-Kasse… Yaaaay!
Timing ist alles
Wie man vielleicht schon heraushört, geht es in „Love in Hell“ ordentlich zur Sache. Mit nackter Haut und hohem Gewaltgrad wird nicht hinterm Berg gehalten. Zweiterer ist allerdings so überzogen und schwarzhumorig dargestellt, dass nicht nur eingefleischten Gore-Hounds die Kniescheibe vor Lachen aus dem Gelenk springt. Die exzessiven Gewaltausbrüche – meist verübt von Koyori und ihren Kolleginnen – werden stets begleitet von pointiertem Slapstick-Humor. Der dämliche Gesichtsausdruck des kreischenden Rintaro, welcher hysterisch durch die Pampa rennt und sich anschließend zappelnd auf dem Boden wälzt, nachdem unser Höllen-Liebchen ihm die Hörner in die Klüsen gerammt hat, ist unbezahlbar. Auch ein ordentlicher Hammerschlag vor die Stirn wird mit einer ähnlich dröseligen Mimik Rintaros belohnt und man hört sich innerlich zählen 21… 22… 23… bevor das ausgelassene Gekreische wieder beginnt.
Blanke XXL-Oberweiten und der obligatorische Blick unters Röckchen gehören in vielen Manga anscheinend schon zum guten Ton und finden auch in „Love in Hell“ ihren Platz. Gebraucht hätte es dieses weiß Gott nicht, denn hier werden genügend innovative Ideen verbraten, die nicht noch mit nackter Haut garniert werden müssten. Nun ja, die Story ist jedenfalls frisch und der kleine, leicht verpeilte Peitschen-Dämon in Ausbildung herrlich sympathisch… auch wenn sie in Sachen Splatter-Freudigkeit den Slasher-Kollegen Jason, Freddy, Michael und Leatherface einen anerkennenden und ehrfürchtigen braunen Streifen in die Hose zaubern könnte.
Die vorgeschlagene Lese-Empfehlung ab 16+ geht daher vollkommen in Ordnung. Viel mehr ist im Privat-Fernsehen nach 20 Uhr auch nicht zu sehen.
Das kauf ich für‘n Grollar!
Bei Reiji Suzumarus „Love in Hell“ handelt es sich eindeutig um einen Seinen-Manga… also ein Manga mit einer männlichen, erwachsenen Zielgruppe (auf die unterschiedlichen Genre werden wir in Zukunft noch in der Rubrik „Comics 101“ eingehen). Sein Zeichenstil ist sauber, detailliert und überzeugt – trotz gelegentlich fehlender Dynamik – mit perspektivischem Ideenreichtum. Treffsicher ist auch der gezeichnete Humor, der über ein hervorragendes Timing verfügt. Besser könnten die Slapstick-Kalauer auch nicht durch die bewegten Bilder eines Animes transportiert werden.
„Love in Hell“ liegt bei Egmont Manga bereits abgeschlossen vor. Die Reihe verfügt zwar lediglich über drei Bände - was den Titel in der Manga-Masse, die monatlich in die Regale wandert, vielleicht untergehen lassen könnte, ihm aber AUF KEINEN FALL passieren sollte – begeistert jedoch schon mit einem rasanten und schwarzhumorigen Auftakt.
Gelesen wird mangatypisch von hinten nach vorne. Also von rechts nach links… von oben nach unten… ihr wisst schon.
Fazit:
Die schlagkräftige Koyori hat nicht nur den Lustmolch Rintaro schwer an der Murmel erwischt, sondern hat mir auch direkt noch einen mit dem Eisen-Prügel mitgegeben. Mein erster Ausflug in die Verdammnis war ein höllischer Spaß, der definitiv Lust auf mehr macht (sollte ich mir deswegen Sorgen machen? Hmmm…) und zudem über einen hohen Fun-Faktor verfügt. Für die beiden weiteren Trips in die Unterwelt ist noch Luft nach oben (Ha! Ha!) und ich bin gespannt, ob Rintaros überschätztes und schw@#$gesteuertes Ego seine einzige Sünde ist…
Reiji Suzumaru, Reiji Suzumaru, Egmont Manga
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