Bröckelnde Fassaden
On/Off
Bei Hades und Minthe hängt der Haussegen schief. Nicht zum ersten Mal, und so ziemlich jeder Unbeteiligte würde wohl schon nach wenigen Minuten sehen, dass diese beiden nicht zueinander passen. Mehr noch, dass sie sich nicht guttun. Der Gott der Unterwelt ist emotional überfordert. Dabei will er nur geliebt werden. Seine Schwägerin Hera, die Göttin der Ehe(probleme), hat ein offenes Ohr… allerdings auch Hintergedanken. Die beiden haben nämlich eine durchaus bewegte Vergangenheit, die Hera in einem eher ungünstigen Moment gerne in die Gegenwart verfrachten möchte. Hades zieht allerdings kurz vorm Frontalcrash die Notbremse. Noch mehr Drama kann er aktuell nämlich nicht gebrauchen. Es schwirren ihm ehr zu viele Gedanken im Kopf herum. Und die meisten davon drehen sich um Persephone.
Als Praktikantin in seinem Unternehmen ist es klar, dass Persie und Hades sich regelmäßig über den Weg laufen. Aber auch privat gibt es immer häufiger Überschneidungen, da das Verwandt- und Bekanntschaftsverhältnis in der Götterwelt schon sehr überschaubar ist. Mal ist es ein Blick, da eine unbedachte, eher beiläufige Berührung zwischen den beiden. Unter den Göttinnen und Göttern ist es schon ein offenes Geheimnis, dass zwischen Persephone und Hades mehr ist, als nur ein berufliches Verhältnis. Es hat gefunkt… doch offen zeigen wollen oder können die insgeheim Verliebten es nicht. Dazu tragen beide zu vielen emotionalen Ballast mit sich herum. Und es wird nicht einfacher, so lange sie sich nicht ihren eigenen Problemen stellen… oder ehrlich zu ihren Gefühlen stehen.
Flashbacks und Backlashs
Das Herantasten aneinander geht auch im mittlerweile vierten Band des Webcomic-Erfolges munter weiter. Große Schritte nach vorne machen wir nicht, denn der bereits angesprochene emotionale Ballast versperrt den Weg. Uninteressant ist es deshalb aber mitnichten. Zahlreiche Rückblenden beleuchten die Vergangenheit der mittlerweile liebgewonnenen Figuren. Rachel Smythes gutem Gespür für Timing ist es zu verdanken, dass sich Drama und Humor hier gut die Waage halten, denn das Beziehungskarussell dreht sich ständig in unterschiedliche Richtungen. Es wird betrogen, belogen und verraten, dass sich die göttlichen Balken biegen. Das geht soweit, dass selbst innerhalb von Familien ordentlich hinter dem Rücken einzelner Mitglieder boshaft intrigiert wird. Hier nimmt sich keiner was… beziehungsweise nimmt sich fast jeder das, was er will… oder glaubt, haben zu wollen. Das ist nicht selten emotional aufwühlend, drückt aber auf (für Göttinnen und Götter) erschreckend menschliche Weise die richtigen Tasten, um beim Lesen mitzufühlen.
Um etwas Druck vom Kessel zu nehmen, lockern immer wieder extrem lustige Momente die angespannte Atmosphäre auf. Zeichnerisch mal mit Manga-ähnlichen Bildern oder überzeichneten Slapstick-Ausbrüchen dargestellt.
Teil 4 von „Lore Olympus“, von LYX wie gewohnt im schweren, hochwertigen Hardcover, beinhaltet die Episoden 76 bis 102. Im Anhang gestattet Rachel Smythe noch einen kurzen Blick hinter die Kulissen und erklärt anhand einiger Beispiele, wie einzelne Szenen entstanden sind.
Fazit:
Ich freue mich jedes Mal diebisch, wenn ein neuer Band von „Lore Olympus“ auf meinem Tisch landet. Unglaublich, wie einem die knallbunten Charaktere der Götter-Soap so ans Herz wachsen können… obwohl man manche von ihnen am liebsten zum Mond schießen möchte. Mmmmmh… ob in der Unterwelt wohl noch Praktikumsplätze zu vergeben sind?
Rachel Smythe, Rachel Smythe, LYX
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