Eine Familie im Kampf gegen das Böse
John Gravestone möchte in die Fußstapfen seines getöteten Vaters, Vampirjäger Luthor Gravestone, treten. Doch es soll eine Weile dauern, bis er die Gelegenheit dazu bekommen soll. Aus Rom erreicht ihn die Nachricht, dass Camilla von Holbein durch den roten Kuss zu unheiligem Leben erwacht ist. Und Camilla sinnt nach Rache…
Was John Gravestone noch nicht weiß ist, dass sein Vater Schuld an den Rachegelüsten von Camilla trägt. Hat dieser doch seinerzeit im gemeinsamen Kampf mit John‘s Onkel gegen die dunklen Mächte einen verhängnisvollen Deal ausgehandelt. Für den Geliebten von Camilla – einem mächtigen Vampir – bedeutete das den Tod, während sie selbst verschont bliebt. Für Camilla ist nun die Zeit gekommen, die Familie Gravestone endgültig auszulöschen.
Nur eine weitere Vampir-Story?
Natürlich kann „Lord Gravestone“ nicht die Anlehnung an bekannte literarische und filmische Vorlagen verbergen. Doch Jerome le Gris und Nicolas Siner gelingt der Spagat zwischen nostalgischem Grusel und moderner Auffrischung. Mit eigenen Ideen erweitern sie das Vampir-Genre und legen Dank sehr gut harmonierender Kombination aus Zeichnung und Text ein packendes Album vor.
Die düstere Grundstimmung mit dunklen Farben und tiefen Schatten überzeugt auf Anhieb. Nicolas Siner geizt nicht mit Details und so erfreuen wir uns über opulent ausgearbeitete Panels mit nuancierten Farben. Atmosphärische Schauplätze in Dartmoor, Rom und Dresden sorgen für viel Abwechslung und das passende Genre-Flair.
Aber erst die tragenden Figuren lassen eine dichte Erzählung entstehen und verhindern, dass „Lord Gravestone“ zu oberflächlicher Blutorgie oder plattem Horror verkommt. Das Geflecht aus persönlichen Motiven und schicksalhafter Vergangenheit - sowohl der Gravestones, als auch der Vampire - ist facettenreich, verleiht Gut wie Böse ausreichend Substanz. Die ausgefeilte Mimik der wunderbar gezeichneten Charaktere lässt uns dabei mitfiebern und mitleiden.
Trotz kompakter Erzählweise ist das Tempo und die Dynamik der Geschichte ausgewogen, die Spannungskurve steigt bis zum Ende des Bandes, das uns dann mit einem feinen Cliffhanger in die Pause schickt. Auf drei Bände ist „Lord Gravestone“ angelegt, im März 2024 geht es weiter.
Fazit:
Toll inszeniert und spannend erzählter Vampir-Horror, der bekannte Vorlagen zitiert, aber überraschend eigenständig wirkt und so definitiv Lust auf mehr macht! Genre-Fans können bedenkenlos zugreifen.
Jérôme Le Gris, Nicolas Siner, Splitter
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