Laura - und andere Geschichten
- Cross Cult
- Erschienen: April 2023
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Zuneigung bleibt. Leidenschaft hat ein Verfallsdatum.
Lache, so viel du kannst. Weine, so viel du willst.
Laura ist Anfang zwanzig, trotz ihres jungen Alters aber schon mittendrin in den Krisen des Lebens. Das fängt an beim Liebeskummer, denn Laura ist unglücklich in ihren besten Freund Marcos verliebt. Der Groschen fiel erst spät, denn lange Zeit waren die beiden auf freundschaftlicher Basis unzertrennlich. Zu spät, denn als Laura ihre Gefühle für ihn entdeckte, kam Marcos mit Paz zusammen. Sich bestens bewusst, dass diese junge Liebe einen Keil in ihre Beziehung treiben wird, igelt die introvertierte junge Frau sich noch mehr ein. Ihr Gegenpol ist Elena. Die lebenslustige Freundin lässt wenig anbrennen und versucht mit allen Mitteln, Laura aus ihrem Schneckenhaus zu holen und sogar zu verkuppeln. Während Lauras Mutter bei ihrer zurückgezogenen Tochter eine Essstörung vermutet, ist Laura selbst auch nicht gerade heiß darauf, sich Hals über Kopf in ein Abenteuer zu stürzen. Doch Elena lässt nicht locker. Und tatsächlich macht der gerade kennengelernte Luis einen ganz netten Eindruck…
Frühwerk
„Laura“ ist das erste längere Werk des mallorquinischen Künstlers Guillem March. Nach Auftragsarbeiten für lokale Zeitungen machte der Autodidakt sich 2003 ohne konkrete Ausarbeitungen an die Geschichte, die - wie alle seine Creator-owned-Arbeiten - in seiner Heimatstadt Palma spielt und den Namen der weiblichen Hauptfigur trägt. Während des Entstehungsprozesses hat March eigene Erfahrungen aus dieser Zeit in die Erzählung eingearbeitet. Das macht „Laura“ zu einem sehr persönlichen Werk, doch man merkt an so manch holpriger Erzählweise noch die Unerfahrenheit eines jungen Künstlers. Der in mehrere Kapitel aufgeteilte Comic behandelt durchaus schwierige Themen wie Depressionen, Liebeskummer und die Suche nach dem Platz im Leben. Versiertere Autoren hätten hier durchaus die nötige Tiefe liefern können, was bei March leider etwas gewollt wirkt. Zu sprung- und episodenhaft, um manchen Schablonen-Charakter ausreichend zu beleuchten.
Nichtsdestotrotz war „Laura“ eine aussagekräftige Visitenkarte, um langfristig im Comic-Geschäft Fuß zu fassen. Guillem March gab 2008 mit „Joker's Asylum: Poison Ivy #1“ seinen Einstand bei DC, wo er im Laufe der Jahre ziemlich umtriebig war. Neben zahlreichen Cover-Artworks schrieb und/oder zeichnete er für „Batman“, „Catwoman“ oder die „Gotham City Sirens“. Sogar den „Joker“ lud er nach Mallorca ein. Ganz aktuell ist March für DCs Event „Knight Terrors“ am Start, welches mit Sicherheit auch in Kürze (über PANINI) den Weg zu uns finden wird. Dass er seine Creator-owned-Wurzeln nicht vernachlässigt, hat 2022 eindrucksvoll „Karmen“ bewiesen - erneut nach der Hauptfigur benannt und mit Palma als Handlungsort. Dem melancholischen Fantasy-Drama, das ebenfalls bei CROSS CULT im überformatigen Hardcover erschien, verpassten wir die verdiente Höchstwertung. Ein eindrucksvoller Beweis, wie sich March als Zeichner und Geschichtenerzähler entwickelt hat.
Experimentierphase
March hat sich schon früh dem realistischen Stil verschrieben. Das sieht in „Laura“ noch etwas kantig und starr aus, trägt in der ebenfalls enthaltenen Kurzgeschichte „Muse“ (entstand für ein kleines Artbook, welches March nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne vor ein paar Jahren selbst herausgebracht hat) aber schon filigranere Früchte. Für ein Frühwerk durchaus solide, sind es aber hauptsächlich die Farben, die mich an „Laura“ stören. March experimentierte laut eigenen Aussagen mit den technischen Möglichkeiten, die die damals noch recht junge digitale Kolorierung bot. Beleuchtung, Schattierung, Filter und Layer über Layer… da können schon mal die Pferde mit einem durchgehen. Für die „Laura“-Neuauflage, die nun erstmalig den Weg nach Deutschland gefunden hat, hat March sich noch mal drangesetzt und etwas zurückgerudert, doch der digitale Touch lässt sich nur schwer kaschieren. Heute weiß er es freilich besser und geht mit den Farben reduzierter um, wie zum Beispiel im entsättigten „Karmen“ oder auch in „Der Traum - 1. Jude“ (PANINI).
Neben „Laura“ und „Muse“ ist noch die Kurzgeschichte „Irene“ enthalten. Dazu gibt Guillem March Einblicke in die Entstehungen seiner Arbeiten, zeigt Layouts, Skizzen und ein paar ganzseitige Portraits.
Fazit:
Die erste Duftmarke in einer blühenden Karriere. Der Mallorquiner Guillem March zeigt bereits in seinem Frühwerk, dass er mehr kann als nur Superhelden und -schurken. Noch ein weiter Weg bis zu seinem Creator-owned-Meisterwerk „Karmen“, aber für interessierte Leserinnen und Leser bestimmt eine nette Ergänzung in der Sammlung.
Guillem March, Guillem March, Cross Cult
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