Mehr Tote, noch mehr Probleme.
Dylan hat sich mit seinem Schicksal abgefunden. Das monatliche Töten, um seinen Dämon ruhig zu stellen, ist beinahe zur Routine geworden. Doch es läuft nicht immer alles nach Plan. Polizei, russische Mafia und die Medien sind ihm auf der Spur und sein sonstiges Privatleben fährt auch mal wieder Achterbahn...
Wir erinnern uns: Der 28-jährige Student Dylan wird nach einem erneuten missglückten Suizidversuch von einem Dämon heimgesucht. Dieser macht ihm mit Nachdruck deutlich, dass Dylan fortan jeden Monat einen Menschen töten muss, wenn er selber am Leben bleiben will. Die Opfer kann Dylan sich selber aussuchen und so soll es Menschen treffen, die es in seinen Augen „verdient“ haben zu sterben.
Vom Jäger zum Gejagten
Zu so einem zählt Dylan auch den Manager eines Investment-Fonds. Durch Betrug wurden viele Menschen um ihre Ersparnisse gebracht. Der finanzielle Ruin hat einige in den Selbstmord getrieben. In einem Café wird Barry Jameston schliesslich zur Strecke gebracht. Doch ist Dylan bisher noch immer unentdeckt geblieben, halten sich diesmal ausgerechnet zwei Polizisten am Tatort auf. Dylan kann im letzten Moment fliehen. Aber damit bekommt der bis dato unbekannte Täter - auch wenn wie gewöhnlich hinter einer roten Maske verborgen - erstmals in der Öffentlichkeit ein Gesicht.
Lily Sharpe, Polizistin in Port Chester - genau dem Ort, in dem Dylan sein erstes Opfer getötet hatte - bringt die unaufgeklärten Morde zusammen und beginnt gegen den Widerstand ihres Vorgesetzten auf eigene Faust Untersuchungen anzustellen.
Und nicht nur das, auch die russische Mafia hat nun eine erste heisse Spur und sieht endlich die Chance, eine alte Rechnung begleichen zu können. Als sie Dylans Dealer und Pillenlieferant aufspürt, um über ihn an Dylan zu kommen, steht nicht mehr nur sein eigenes Leben auf dem Spiel...
Neue Blickwinkel
Ed Brubaker konzentriert sich im zweiten Band der Reihe deutlich weniger auf seine Hauptfigur und dessen „dämonisches“ Problem und umgeht so das Risiko, dass sich die Story möglicherweise vorschnell abnutzen könnte. Steht also im ersten Teil noch Dylan mit seinem persönlichen Schicksal und seinen Taten im Vordergrund, so fächert Ed Brubaker die Geschichte deutlich weiter auf. Wir erfahren weitere Details über bereits bekannte Personen aus Dylans Umfeld und es werden neue Charaktere eingeführt. Handlungsfäden aus dem Auftaktband werden aufgegriffen und die verschiedenen Figuren und ihr Leben spannend miteinander verwoben.
Gehen Dylan und seine Freundin Kira zwar in Sachen Beziehung auf Distanz, räumt Brubaker insbesondere ihr mehr Platz ein. Mit „Kiras Blickwinkel“ gibt es gleich ein ganzes Kapitel, das aus ihrer Perspektive erzählt wird. Nicht nur Kira erhält so deutlich mehr Tiefe und Bedeutung für die weitere Handlung. Mit einer ehemaligen Bekannten beginnt Dylan eine neue Beziehung - sie scheint ein wenig Normalität in Dylans Leben zu bringen. Doch wie sollte es anders sein - ist auch das nur von kurzer Dauer.
Und der Dämon? Der hält sich insgesamt zurück - auch wenn er in Band 1 ebenfalls insgesamt nur kurz in Erscheinung trat. Doch zum Ende prallt der dämonische Aspekt mit Wucht auf Dylan und den Leser ein und bekommt durch einen Blick auf die Vergangenheit neue Nahrung...
Fazit:
Auch der zweite Band von „Kill or be Killed“ leistet sich über die gesamten mehr als 160 Seiten keinerlei Schwächen. Oberflächlich gibt es wieder viele Tote und noch mehr Probleme für Dylan. Doch die Geschichte reift durch mehr Komplexität und Charakterzeichnung, wird dabei jederzeit packend und mit perfektem Timing erzählt. Zeichnungen und Kolorierung behalten ihren eindrucksvollen Stil bei und überzeugen mit Abwechslung und Dynamik auf jedem Panel. Es bleibt also dabei: „Kill or be Killed“ zählt weiterhin zur Speerspitze spannender Comic-Unterhaltung!
Ed Brubaker, Sean Phillips, Splitter
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