Die Kunst des Grauens
Direkt aus der Hölle: Jack the Ripper ist wohl einer der bekanntesten Serienmörder der je sein Unwesen getrieben hat. Bis heute konnte nicht geklärt werden wird dieser Mörder war. Diese Graphic Novel versucht nun Licht in das Dunkle zu bringen und bietet eine komplexe Erklärung zu der Identität und dem Motiv von „Jack the Ripper“.
London, 1888: Im East End werden fünf ermordete Prostituierte gefunden die auf das Brutalste verstümmelt wurden. „Jack the Ripper“ geht um und legt den Grundstein für seine grausige Legende.
Der Inspektor Frederick Abberline sucht mit seinem Partner George Godley nach dem Schuldigen. Doch ohne viel Erfolg. Zwar nehmen die Beiden den geisteskranken John Pizer fest. Dieser gesteht auch die Morde an mehreren Frauen, doch als am nächsten Tag eine weitere Tote auftaucht ist klar, dass dieser Verdächtige nicht der gesuchte Serienmörder ist. Durch einen Zufall wird dann ein weiterer Verdächtiger festgenommen und es beginnt sich ein komplexes Geflecht aufzubauen. Der neue Verdächtige sagt aus, dass er lediglich der Helfer von Jack the Ripper ist. Dieser Verdächtige soll niemand anderes sein als der Leibarzt der Königin. Der Arzt wird jedoch nur noch tot aufgefunden. Ermordet von der Schwester Abberlines. Diese fungierte als „Kundenfängerin“ für „Jack the Ripper“. Die drei werden festgenommen und hingerichtet. Eigentlich sollte der Fall nun abgeschlossen sein. Doch gibt es auf einmal mehrere Morde ähnlicher Abscheulichkeit in den USA und in Paris. Während Abberline nach Paris fährt um sich der Sache zu widmen, ist Godley mit einem anderen mysteriösen Fall beschäftigt. Ein Arzt wird aufgeschlitzt in einem von ihm abgeschlossenem Raum gefunden. Ein Selbstmord?
Alle Fäden scheinen zusammen zu laufen. Als Abberline dann auch noch Bekanntschaft mit dem zwielichtigen Arzt und Hypnotiseur Charcot macht, offenbart sich das ganze Ausmaß des Grauens und Abberline scheint auf einmal viel tiefer in diesem Fall verstrickt zu sein als vorerst angenommen.
Der Ripper wird in einem neuen Licht gezeigt
Francois Debois entführt den Leser in das gewalttätige und brutale Londoner East End. Nicht nur „Jack the Ripper“ führte hier sein Unwesen. Raub, Mord und Verzweiflung standen hier an der Tagesordnung und noch heute ist das East End nicht gerade für seine vornehme Gesellschaft bekannt. Die Story greift alte Theorien um „Jack the Ripper“ auf und verbindet sie mit neuen Ideen. So ist auch in dieser Graphic Novel der Leibarzt der Königin einer der Hauptverdächtigen. Dies war auch schon in Alan Moores Graphic Novel „From Hell“ der Fall. Allerdings gibt es hier nicht den einen Mörder, sondern eine ganze Ripper Gruppe. Dadurch wird ein ganz neues Licht auf das Treiben des Rippers geworfen. Die Leserschaft die sich für diese Morde interessiert, sollte also nicht mit alten Theorien gelangweilt werden. Debois legt diesen alten Kriminalfall quasi neu auf. Dabei offenbart sich ein tiefgreifendes und gut organisiertes Netzwerk das in der Lage ist die „perfekten“ Morde durchzuführen. Debois verwendet in seiner Story auch Theorien der damals neueren Wissenschaft. Nämlich dem Gebiet der Psychiatrie und der Behandlungsmethode der Hypnose. Gut kann man sich in die Verzweiflung der damaligen Ermittler versetzen, die zu der damaligen Zeit aufgrund mangelnder Spurensicherung komplett im Dunkeln tappten.
Das Werk ist jedoch keinesfalls die Verarbeitung realer Fakten und ist zum Teil schon sehr überzogen und actionreich. Dadurch bleibt die Story stets spannend.
Dennoch hätte die Geschichte ein wenig gekürzt werden können. Charaktere die nicht unbedingt im Fokus stehen werden umständlich eingeführt und kleinere Nebenhandlungen lassen die Charakter nicht reifen sondern ziehen die Story nur unnötig in die Länge. Durch den komplexen Plot, ist diese Geschichte keinesfalls leichte Kost.
Ein unglaubliches Debüt von Poupard
„Jack the Ripper“ ist das Debüt von Jean-Charles Poupard. Bei der Qualität der Zeichnungen ist das kaum zu glauben. Poupard zeichnet unglaublich dynamisch, detailreich und atmosphärisch. Dabei wählt er spannende Einstellungen die das Gesamtwerk wie einen Film erscheinen lassen. Schnell wird deutlich, dass sich der Zeichner mit der damaligen Architektur, Mode und Gesellschaft beschäftigt hat. Die Bilder wirken sehr authentisch. Allerdings bricht er kaum aus dem klassischen Panelschema aus. Die Seiten hätten daher in manchem Fall aufregender gestaltet werden können. Seitenfüllende Bilder, die die Handlung für einen Moment wirken lassen, fehlen fast gänzlich.
Durch die gelungene Kolorierung von Guillaume Lopez, tut das der Atmosphäre jedoch keinen Bruch ab. Diese wirken im Gesamtkonzept sehr harmonisch und unterstützen die Zeichnungen an der richtigen Stelle.
Im Anhang der Graphic Novel findet sich auch noch das „Skizzenbuch“ von Poupard. Neben ein Paar Skizzen, die während der Charakterentwicklung entstanden sind, finden sich auch Texte über die Entstehung und Vorgehensweise des Zeichners.
Fazit:
Die Graphic Novel „Jack the Ripper“sollte wohl mehrere Krimifans aufhorchen lassen und greift die Faszination für diesen dunklen Schatten passend auf. Allerdings ist die Geschichte ein zweischneidiges Schwert. Zum einen wird der Plot spannend erzählt hat aber stellenweise überflüssige Längen. So ist auch das Ende nicht wirklich überzeugend. Zwar wird die Geschichte ganz anders erzählt, bietet jedoch ein etwas flaches Motiv, dass auch schon in mehreren Horror- bzw. Krimigeschichten verwertet wurde. Die endgültige Lesebefriedigung bleibt daher aus. Das nimmt dem Ganzen leider etwas von der Spannung und dem Fluss einer sonst soliden Geschichte. Die gelungenen Zeichnungen stechen jedoch besonders hervor und versetzen den Leser in ein schauriges Abenteuer. Hoffentlich gibt es in Zukunft mehrere Werke dieser Art von Poupard. Es macht Spaß sein düsteres, altes London aus sicherer Entfernung zu entdecken.
François Debois, Jean-Charles Poupard, Splitter
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