Text:   Zeichner: Ryan Ottley

Invincible 2

Invincible 2
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Marcel Scharrenbroich
9101

Comic-Couch Rezension vonDez 2020

Story

Ein großer Spaß mit fantastischen Charakteren. Auf Augenhöhe mit dem überraschend-großartigen Vorgänger. Durchaus ein Kandidat für die Top-Wertung. Schauen wir mal weiter nach Band 3…

Zeichnung

Poppig, modern und mit viel Superhelden-Bombast. Ryan Ottley liefert erneut ab und macht im knappen „Origins“-Kapitel Platz für ein paar seiner Zeichner-Kollegen.

Plötzlich erwachsen

Familienbande

Eine Superhelden-Identität geheim zu halten ist gar nicht so leicht. Nicht jeder kann sich wie Clark Kent eine Brille aufsetzen, mit der ihn garantiert niemand erkennt. Außerhalb von Metropolis täuscht man seine Mitmenschen nämlich nicht so leicht. Und genau deshalb setzt der Teenager Mark Grayson auch alles daran, dass seine Geheimidentität geheim bleibt. Selbst wenn der geschwätzige beste Freund darüber bescheid weiß. Nun gelangen allerdings – ohne Williams Zutun – einige Details an die Öffentlichkeit, die für einen kurzen Schreckmoment sorgen. Den Medien wurden von unbekannter Seite Audio-Mitschnitte von Marks letzter Begegnung mit seinem Vater zugespielt. An sich keine große Sache, wenn Marks Dad nicht der berühmte Superheld Omni-Man wäre. Zumindest dachte man dies… bis er der Welt – und somit seiner eigenen Familie – sein wahres Ich offenbarte.

Nolan Graysons angebliche Verbundenheit zu unserer Erde, dass er sich aufopferungsvoll als Beschützer des Planeten verdienen wollte und deswegen sogar seine vermeintlich perfekte Heimatwelt Viltrum verließ, und seine Liebe zu Debbie, Marks Mutter… alles gelogen! In Wahrheit war Omni-Man nur die Vorhut eines kriegerischen Volks, das sich die Erde und ihre Bürger unter die außerirdischen Nägel reißen will. Im Alleingang löschte er das Superhelden-Team Guardians of the Globe aus und schreckte auch nicht davor zurück, seinem eigenen Sohn entgegenzutreten. Nach der letzten handfesten Konfrontation verließ Omni-Man die Erde… und hinterließ einen gewaltigen Scherbenhaufen, der vor allem die Familie Grayson betraf.

Während Mark versucht, seine Tarnung aufrecht zu erhalten und nach einer kurzen Auszeit wieder die Schulbank drückt (die offizielle Version ist, dass Mark seinen Vater Nolan bei einem Autounfall verlor), weiß Debbie nicht, wie sie mit ihrem Schmerz umgehen soll. Psychisch äußerst labil, flüchtet sie sich in den Alkohol, was Mark mit zunehmender Sorge beobachtet. Falls ihm dazu noch Zeit bleibt, denn er und die anderen Superhelden haben weiterhin alle Hände voll zu tun. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass Mark ungewollt als Bräutigam für die Königin eines Unterwasser-Volkes herhalten soll. Nicht aus Liebe… sondern aus Rache. Aus Rache an seinem verhassten Vater.

Mit der Liebe ist es eh so eine Sache. Mark, der eigentlich ein Auge auf seine Superhelden-Kollegin und Mitschülerin Atom Eve geworfen hat, ist nun mit Amber zusammen, die nicht von seiner Tätigkeit als Invincible weiß. Noch hadert er mit sich, sie in sein Geheimnis einzuweihen. Ebenso hadert er mit der kompletten Beziehung zu ihr. Atom Eve geht mittlerweile mit Marks Freund William, nachdem sie den Superhelden-Team-Kollegen Rex abgeschossen hatte. Und zu allem Nebentätigkeits-Überfluss soll nun auch noch Immortal ein Auge auf das frischgebackene Team der Guardians-Nachfolger haben. Der Immortal, der Invincible eh schon auf dem Kieker hat, da er nicht glaubt, dass der Apfel weit vom Stamm fällt. Superheld UND Teenager… eine Kombination, die einfach nicht funktionieren KANN.

Coming of (Silver) Age

Ganz prächtig hingegen funktioniert dieses Konzept für den Leser! Die Mischung aus knallbunter Superhelden-Action und Alltagsbewältigung eines heranwachsenden Teenagers trifft immer genau den richtigen Ton. Oftmals augenzwinkernd, wird offenkundig dem Silver Age der Superhelden-Comics gehuldigt, während die daraus resultierenden Konsequenzen auf der geerdeten Ebene den nötigen Ernst mitbringen. Liebes-Wirrwarr, familiäre Probleme und der Stress eines Highschool-Schülers im Abschlussjahr gehören da natürlich dazu, was mehr als genug Abwechslung mit sich bringt. So pendeln sich Action- und Drama-Anteile auf einer Ebene ein. Und bedenkt man dabei, dass wir uns noch recht früh in der gesamten „Invincible“-Saga befinden, die 2018 in den USA erst ihr Ende fand, dürfen wir uns noch auf viele Konflikte, Erfolge, Niederlagen und Überraschungen freuen. Autor Robert Kirkman stößt jedenfalls ziemlich viele Richtungen an, in die sich die Geschichte entwickeln könnte.

Pickepackevoll

Auch der zweite Band von Cross Cults „Invincible“-Reihe verfügt wieder über einen ordentlichen Umfang. Auf rund 320 Seiten tummeln sich die US-Heft-Ausgaben 14 bis 24. Dazu gesellen sich noch #0, in der alles bisher Geschehene nochmals erzählerisch kompakt aufbereitet wird, und das „Image Comics Summer Special“ vom Free Comic Book Day 2004. Während #0 inhaltlich zwischen den Heften 22 und 23 spielt (und so auch im vorliegenden Sammelband einsortiert ist), befasst sich das kurze Special, welches passenderweise zwischen den Kapiteln 15 und 16 reingrätscht, mit dem typischen Superhelden/Schul-Alltag. Abschließend und losgelöst von der Hauptstory finden wir kurze und knackige Origin-Geschichten von Monster Girl, Rex Splode, Immortal, Dupli-Kate und Atom Eve. Ein komplettes Kapitel (#23) widmet sich außerdem ganz dem einäugigen Außerirdischen Allen, dem Alien, der im ersten Sammelband lediglich ein paar kurze Auftritte hatte. Nun erfahren wir mehr über den sympathischen Kerl, dem Autor Robert Kirkman kurzerhand eine interessante Backstory verpasst hat.

Das Vorwort für diesen Band stammt von Damon Lindelof, der seinerseits als Drehbuchautor bekannt ist. Zähneknirschend dürften sich vor allem Fans der Serie „Lost“ an ihn erinnern, die ihm wohl bis heute nicht das oft gescholtene Ende und die nicht aufgelösten Story-Arcs verzeihen. (Kommt… SO schlimm war das Ende auch nicht. Immerhin gab es eins, was man bei vielen anderen Serien („Deadly Class“) nicht behaupten kann.) Dafür wurde die von Lindelof konzipierte HBO-Serie „Watchmen“ – angelehnt an Alan Moores Comic-Meisterwerk – mit Preisen zugeschüttet. Als Co-Autor schrieb er auch am Drehbuch von „Prometheus - Dunkle Zeichen“ mit, dessen Potential Regisseur Ridley Scott mit seine „Alien“-Quasi-Fortsetzung „Covenant“ nicht mal im Ansatz ausschöpfte.

Das Nachwort stammt dann von Autor Robert Kirkman, Schöpfer von „The Walking Dead“, höchstpersönlich. Zuvor gibt es aber noch eine umfangreiche Skizzen-Galerie, in der größtenteils Vorzeichnungen und Entwürfe von Zeichner Ryan Ottley zu sehen sind. Kirkman hat erklärend einige Zeilen zu jedem Bild verfasst. Selbstverständlich fehlen auch die Cover der US-Ausgaben nicht, für die Ryan Ottley, Kolorist Bill Crabtree, Frank Cho, Mike Wieringo und Cory Walker zum Stift gegriffen haben.

Fazit:

„Invincible“ könnte man mit vielen Worten beschreiben. Temporeich, humorvoll, actionlastig, knallhart, sympathisch, überraschend… Ein Adjektiv wird man jedoch vergeblich suchen: langweilig. Dafür fiebert man viel zu sehr mit, lässt sich in die aberwitzige Action saugen oder wird schmunzelnd-reflektierend bei Schul-Liebeleien selbst an die eigene Teenager-Zeit denken.

Invincible 2

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