Text:   Zeichner: Alexis Chabert

Herbst an der Bucht der Somme

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André C. Schmechta
10101

Comic-Couch Rezension vonJul 2023

Story

Der Kriminalfall gerät dabei vordergründig wenig aufregend und hat auch kaum packende Momente. Das ist gar nicht tragisch. Denn es sind die gut gewählten und markanten Figuren, die hier in das Geheimnis um das Verbrechen eingeflochten sind und die Geschichte mit facettenreichen Zutaten würzen.

Zeichnung

Der französische Krimi lebt von der opulenten Ausgestaltung der Geschichte, die uns an unterschiedliche Schauplätze entführt. Es ist schon wirklich toll anzusehen, was Alexis Chabert dort auf die Seiten zaubert.

Stimmungsvolle Mischung aus Krimi und historischem Sittengemälde

Paris 1896. Der Fall des Mordes an dem Großindustriellen Alexandre De Breucq wird in die Hände des Polizeibeamten Amaury Broyan gelegt. Bei dessen Ermittlungen gerät auch die Ehefrau des Ermordeten in Verdacht. Denn die wird Erbin des Vermögens und plant die Unternehmensnachfolge anzutreten. Broyan deckt weitere pikante Fakten auf, die ihn auf die Spur der attraktiven Axelle Valencourt führen - Model in der Kunstszene von Paris und eben auch Maitresse von Alexandre de Breucq. Aber ist eine der Frauen wirklich eine Mörderin oder hatte Alexandre De Breucq möglicherweise Feinde, die ihm nach dem Leben trachteten?

Paris der Gegensätze

Der französische Krimi lebt von der opulenten Ausgestaltung der Geschichte, die uns an unterschiedliche Schauplätze entführt. Es ist schon wirklich toll anzusehen, was Alexis Chabert dort auf die Seiten zaubert. Seine Aquarelle mit Öl und Tusche erscheinen mit intensivem Farbspiel mal verträumt und romantisch, kräftigere Farben schaffen einnehmende Motive. Der feine Strich lässt Architektur, Kleidung, Gegenstände und auch die Menschen detailreich und lebendig wirken. Der Charme der Belle Époque durchzieht alle Panels und verleiht dem Comic seine besondere malerische Atmosphäre.

Der Kriminalfall gerät dabei vordergründig wenig aufregend und hat auch kaum packende Momente. Das ist gar nicht tragisch. Denn es sind die gut gewählten und markanten Figuren, die hier in das Geheimnis um das Verbrechen eingeflochten sind und die Geschichte mit facettenreichen Zutaten würzen. So gewähren uns Phillippe Pelaez und Alexis Chabert interessante Einblicke in die gesellschaftlichen Zustände zu der Zeit. Ob luxuriöse Villen oder triste Armensiedlungen, das Paris im ausgehenden 19. Jahrhundert ist auch ein Paris der Gegensätze, denn von Wohlstand und Fortschritt haben auch hier nicht alle profitiert. Und schließlich hat so mancher seine dunklen Seiten, die er versucht zu verbergen…

Die Blütezeit Frankreichs ist auch geprägt von ihrer vielfältigen Kunst und die zahlreichen Künstler, die versuchen Fuß zu fassen und ihren Lebensunterhalt mit ihren Werken zu verdienen. Viele hoffen auf den großen Durchbruch. Und dass manche Frau ihr Geld mit ihrem Körper verdient, bedeutet noch lange nicht, dass sie das schwächere Geschlecht ist. Manchen wiederum geht es um Status und die damit verbundenen Annehmlichkeiten und Freiheiten. Auch geht es im schönen Paris wieder um die Liebe und so fehlt auch ein Hauch Erotik nicht, die sich aber keinesfalls aufdringlich präsentiert. Mittendrin versucht der etwas unglücklich scheinende Broyan Licht ins Dunkel zu bringen, was ihm nicht immer unbedingt durch geschickte Ermittlungsarbeit gelingt. Aber er hat ja schließlich auch noch mit seiner eigenen Vergangenheit zu kämpfen.

Im Nachwort erläutert Alexis Chabert noch Hintergründe zum Projekt und klärt über Motive zeitgenössischer Maler auf, an dessen Werke auch einige seiner Bilder angelehnt sind.

Fazit:

„Herbst an der Bucht der Somme“ begeistert durch eine ruhige, aber keineswegs langweilige Erzählweise und die einfach hervorragend passende künstlerische Umsetzung. Für die Mischung aus leichtem Krimi und historischem Sittengemälde aus der Blütezeit Frankreichs gibt es daher von meiner Seite eine dicke Empfehlung. Wo auch immer auf der Welt Phillippe Pelaez und Alexis Chabert ihre nächste Zusammenarbeit ansiedeln - ich bin dabei!

Herbst an der Bucht der Somme

Philippe Pelaez, Alexis Chabert, Splitter

Herbst an der Bucht der Somme

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