Mittelalter-Krimi mit mystischem Fantasy-Touch
H.ELL - ist Harmond Ellander. Der ehemalige Ritter am Hofe des Königs wird wegen eines Verstoßes zum Dienst als Quästor der Stadt degradiert. Als solcher muss er sich mit allerlei Gesindel rumschlagen und versuchen abscheuliche Verbrechen aufzuklären. Der erste Fall, der ihm zugetragen wird, führt ihn ins Bordell der Stadt. In einem der Zimmer wurde eine Frauenleiche entdeckt, bestialisch zugerichtet...
Stimmungsvolle Mittelalter-Kulisse
Der Auftaktband „Facetten des Todes“ punktet mit einer düster, mystischen Atmosphäre. Besonders stimmungsvoll ist diese in den nächtlichen Sequenzen, rund um das königliche Schloss, die Gemäuer der Stadt und die umliegenden Wälder. Dann gibt es auch meist nur wenig Dialoge und das unheimliche Mittelalter-Flair kann sich im dichten Nebel und Mondschein still entfalten.
Während H.ELL nun versucht den Mord aufzuklären, schweifen seine Gedanken immer wieder zu seiner ehemaligen Geliebten Erline ab. Auch sie hat sich von ihm abgewandt und zudem dafür sorgt, dass er seine beiden Töchter nicht mehr zu Gesicht bekommt. Und sie hat bereits einen neuen Mann an ihrer Seite. Nicht erst mit dem Ende der Geschichte wird damit offensichtlich, dass jemand ein falsches Spiel mit ihm spielt.
Erotik, Gewalt, Intrige und eine etwas blasse Hauptfigur
So entpuppt sich dieses Beziehungsgeflecht auch als Handlungsstrang mit deutlich mehr Facetten, als die im Vergleich doch eher unspektakuläre Aufklärungsarbeit.
Aber es entsteht ein etwas sprunghafter und verworrener Mix aus Erotik, Gewalt und Intrige, der mir zudem etwas steif erzählt ist. Insbesondere H.ELLs Gedanken um vergangene Ereignisse seiner Verbannung und seine daraus resultierende Gemütsverfassung sind zu dünn, wenig packend und emotional.
Das liegt auch an der Charakterzeichnung H.Ells. Er ist mir für einen ehemaligen und gefallenen Ritter - trotz kämpferischer Talente, die er im Finale anbringen kann - insgesamt zu blass und wenig markant. Da helfen auch die geheimnisvollen Grünen Augen nicht. So sind es eher die weiblichen Charaktere, die - auch im wahrsten Sinne des Wortes - mit viel nackter Haut die Blicke auf sich ziehen. Allen voran Gestaltwandlerin „Navade“ entwickelt sich durch ihr geheimnisvolles Wesen zur interessanten Figur. H.Ell bedient sich ihrer Fähigkeiten, um wenigsten kurz das Gefühl zu haben, seiner Erline noch immer nahe zustehen. Aber ist sie wirklich eine Verbündete?
Auch wenn das Finale um die Aufklärung der Morde noch einmal spannende Akzente setzt und der Cliffhanger durchaus Lust auf mehr macht, das Gefühl mit Harmond Ellander sprichwörtlich in der Hölle gewesen zu sein bleibt aus.
Fazit:
Fans von Mittelalter-Fantasy mit mystischem Touch dürften dennoch Gefallen an „H.ELL - Facetten des Todes“ finden und sollten einen Blick riskieren. Die insgesamt solide inszenierte Geschichte verliert leider vor allem durch die etwas konturlose Hauptfigur an Spannung und Format. Das liegt auch daran, dass einfach noch zu viele Informationen zurückgehalten werden und H.Ell damit wenig greifbar ist. So bleibt die Hoffnung, dass offene Fragen in Band 2 beantwortet werden.
Stéphen Desberg, Bernard Vrancken, Splitter
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