Hast du das gehört?
Er hat gesagt, dass sie gesagt hat, dass sie gesagt hat, dass er gesagt hat…
Ein Tag im New York einer parallelen Welt. Menschen, Tiere und menschenähnliche Tiere gehen ihrer Wege, erledigen Sachen und machen alltägliche Dinge. Begleitet werden diese von einem Gerücht. „Psst“ – mit diesen Worten fängt „Hearsay“ von Lea Heinrich an. Was das für ein Gerücht ist, wer es in die Welt gesetzt hat oder wer die Personen sind, die das Gerücht betreffen, erfährt der Leser nicht direkt.
Die Erzählung ist nicht auf eine Figur fokussiert, deswegen lernt man die Figuren nur sehr oberflächlich kennen. Das ist aber genau das Spannende an „Hearsay“: Der Fokus springt von der einen Figur zur nächsten, sie treffen sich zufällig auf der Straße und „geben“ die Erzählung so weiter.
Einfache Bleistiftzeichnungen, große Wirkung
Die Zeichnungen sind alle relativ simpel mit Bleistift gezeichnet und die Schattierungen wirken so, als wären sie durch das Reiben der Bleistiftzeichnungen erzeugt worden. Das gibt „Hearsay“ eine gewisse „Hausgemacht“-Qualität, die ich unglaublich toll finde.
Die Figuren sind ein Sammelsurium aus „normalen“ Menschen, anthropomorphisierte Tiere (eine der Figuren ist eine alte Katze, die mit ihrem Rollator spazieren geht) und „echte“ Tiere, die sich aber sehr menschlich verhalten. Ach ja, und es gibt auch eine Art Yeti/Sasquatch, der Eis isst.
Es gibt kaum Text, was dazu führt, dass die Zeichnungen sehr viel Platz haben und man sich nicht so schnell ablenken lässt. So hat man mehr Zeit, auf die Details zu achten. Das ist für mich eine große Stärke des Comics. Denn obwohl die Bilder alle mit Bleistift gezeichnet sind, sind sie unglaublich detailreich, vor allem die Hintergründe. Dadurch wird die Stadt zum Leben erweckt, denn egal wo man hinsieht ist Bewegung im Bild. Sei es eine vorbeifahrende Bahn oder eine belebte Straße vor dem Kiosk um die Ecke.
Cool story, bro…
Für mich ist es ein deutliches Plus, dass „Hearsay“ sehr auf die ausdrucksstarken Bilder setzt. Auch die ungewöhnliche Erzählweise hat mich unterhalten und die Pointe am Schluss hat mich zum Lachen gebracht. Trotzdem habe ich mich zwischendurch etwas verloren gefühlt, vor allem wenn die Figuren gewechselt haben. Ich habe zwar zum Schluss die Erzählweise durchblickt und so die Geschichte am Ende besser verstanden, trotzdem hat mich eine gewisse Bindung zur Story bzw. zu den Figuren gefehlt.
Fazit:
Schöne Bilder, tolle Details und eine interessante Erzählweise – „Hearsay“ von Lea Heinrich ist eine lustige, schnelle Lektüre. Nur, dass die Figuren sehr oberflächlich geblieben sind, finde ich etwas schade. Aber wie viel Tiefgang kann man in 40 Seiten erwarten? Bekommen tut man auf jeden Fall etwas, und zwar eine ziemlich witzige Pointe am Ende.
Lea Heinrich, Lea Heinrich, Rotopol
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