Hattest du eigentlich schon die Operation?
- Jaja Verlag
- Erschienen: April 2020
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Das geht dich nichts an!
Bist du Mann oder Frau? Welche Sexualität hast du? Hattest du eigentlich schon die Operation? Es gibt Fragen, die gehen einen nichts an. Und trotzdem werden Trans-Personen ständig damit konfrontiert. Peer Jongeling liefert in „Hattest du eigentlich schon die Operation“ einen guten Überblick über das Thema Transgender und gibt sowohl Definitionen über gängige Begriffe, sowie Einblicke in alltäglichen Situationen.
Basierend auf wahren Begebenheiten
Die kurzen Geschichten, die im Comic erzählt werden, basieren auf wahren Begebenheiten. Sowohl Jongelings eigenes Leben als auch die Erfahrungen anderer queerer Menschen sind in den Comic eingeflossen. Es geht um Shoppen, Arztbesuche, Partys – eben ganz „normale“ Dinge. Doch weil die Gesellschaft noch immer sehr stark in den binären Kategorien Mann/Frau unterscheidet, sind solche „Alltagssituationen“ für Menschen, die nicht in diese passen, eben anders.
Autobiografisch ist „Hattest du eigentlich schon die Operation?“ aber nicht. Die Figuren, die wir begleiten, sind frei erfunden. Sie sollen nur sinnbildlich Erfahrungen verdeutlichen, ohne aber Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die Figuren seien eben „individuelle Charaktere und keine verallgemeinernde Repräsentation“, wie Jongeling im Vorwort erklärt.
Kurzweilig, witzig, informativ
Paul, Ari, Ray und Lilly erzählen von ihren Wünschen, Erlebnissen und Problemen. Klar gibt es die krassen Beispiele, bei denen man einfach mit dem Finger drauf zeigen und sagen kann: Das Verhalten ist vollkommen inakzeptabel! Zum Beispiel wenn Ari zum Frauenarzt geht und von der behandelnden Ärztin gefragt wird, warum denn DER Name… es gebe doch viele andere, die schöner wären. Aber es gibt auch subtilere Momente, wie etwa, dass Ray im Fitnessstudio sich weder in der Damen- noch in der Herrenumkleide wohlfühlt.
Dabei erzählt Jongeling diese anekdotischen Geschichten mit Leichtigkeit und Humor. Negative Geschichten wie „Aris Ärztehorror“ oder der zermürbende Prozess der Namensänderung von Paul enden immer mit einem Triumph. Ari hat eine Ärztin gefunden, die respektvoll ist; Paul hat sich von den sehr persönlichen Fragen während des Gutachtens nicht einschüchtern und konnte seinen Ausweis erneuern lassen.
So bleibt „Hattest du eigentlich schon die Operation?“ immer lehrreich und informativ.
Leider ist der Comic mit seinen 36 Seiten sehr kurz geraten. Die Kurzgeschichten sind in sich abgeschlossen und maximal fünf Seiten lang. So bleib der Comic für mich eine lehrreiche Lektüre, ob ich ihn in nächster Zeit nochmal lesen werde ist dagegen eher unwahrscheinlich.
Blaue Bilder auf weißem Hintergrund
Die Bilder passen sehr gut zum humorvollen Ton der Geschichten. Die Figuren haben keine richtige Körperform und sehen ein bisschen aus wie Kartoffeln mit Spießen als Beine und Arme. Was ihnen an Körperform fehlt, machen sie mit Mimik und Gestik wett. Freude, Traurigkeit, Genervt-Sein – man erkennt die Gedanken der Figuren sehr gut anhand ihrer Gesichter. Was ich aber noch schöner finde, ist, dass man den Charakter der jeweiligen Figur sehr gut an der jeweiligen Körpersprache erkennen kann. Während Lilly aufbrausend und sehr extrovertiert scheint, ist Ari eher schüchtern. Solche Kleinigkeiten in den kurzen Geschichten nur über die Bilder transportieren zu können finde ich großartig.
Fazit:
Man sollte nie aufhören, sich weiterzubilden und „Hattest du eigentlich schon die Operation?“ gehört für mich als Lesestoff dazu. Denn aus der Sicht von queeren (wenn auch nicht realen) Personen zu hören, welche Probleme ihnen im Alltag begegnen und was sie von den Menschen um sie herum wünschen, ist für mich ein wichtiger Schritt, um das eigene Handeln zu überdenken und zu verbessern. Dafür ist der Comic von Peer Jongeling perfekt.
Peer Jongeling, Peer Jongeling, Jaja Verlag
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