Hack/Slash: Deluxe-Edition 1
- Cross Cult
- Erschienen: September 2024
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Sie kommen IMMER wieder!
Einfach nicht totzukriegen…
Zu Schulzeiten wurde Cassandra Hack regelmäßig von ihren Mitschülern gemobbt. Ja, Kinder können grausam sein… und bei manchen helfen weder kurze Sitzungen auf der stillen Treppe, Abenteuerurlaube in der Wuthöhle noch ein saftiger Arschtritt. Zu Disziplinarmaßnahmen der ganz drastischen Art griff Cassies Mutter, die als Köchin in der Schulkantine die ekelhafteste Pampe seit der Fermentierung des schmackhaften Surströmmings zusammenklabusterte. Um dem Fraß den letzten Pfiff zu verleihen, schnibbelte sie kurzerhand Cassies ungeliebte Mitschüler rein. Das kickte so gut, dass man ihr irgendwann auf die Schliche kam. Noch bevor die Cops sie hopsnehmen konnten, versenkte sie ihren massiven Schädel in einem Topf mit einem lecker vor sich hin köchelnden Süppchen. Mit diesem Finale ging Mrs. Hack nicht nur in die Historie der Kochkunst ein, sondern als „Lunch Lady“ auch in die Annalen der Serienmördergeschichte. Dumm für Cassie, die nach dem Ableben der herrischen Mutter in ein Pflegeheim verfrachtet wurde. Die Story über ihre psychopatische Mom machte selbstverständlich schnell die Runde, sodass Cassies Ursprungsproblem – in Form mobbender kleiner Scheißer – schnell wieder aktuell war. Es wurde sogar noch schlimmer! So schlimm, dass die „Lunch Lady“ nicht bei den Würmern blieb, sondern aus ihrem Grab zurückkehrte… als untoter, rachsüchtiger Slasher. Cassie, die sich wegen der neuen Todesfälle in ihrem Umfeld schuldig fühlte, wurde nun selbst aktiv. Kurzerhand pustete sie der Mutti den letzten Restverstand aus der Rübe, damit endlich Ruhe im Puff war. Ende. Naja, nicht ganz… denn dies war die Geburtsstunde von Cassie Hack, selbsternannte Slasher-Jägerin.
Man mag es nicht glauben, doch scheinbar kommt es ziemlich oft vor, dass gestörte Killer sich nach einem kurzen Aufenthalt im Jenseits als nur allzu garstige Wiedergänger entpuppen. Anders ist es nicht zu erklären, dass Cassie bis zum heutigen Tag alle Hände voll zu tun hat, auferstandene Slasher mit ordentlich Dampf endgültig in die Hölle zu verfrachten. Unterstützung hat sie dabei vom gutmütigen Vlad. Einem ebenso breiten wie großgewachsenen Hünen, der sein missgestaltetes Gesicht stets hinter einer Maske verbirgt. Cassie, die ihn zuerst für einen Slasher hielt, sah schnell das Gute in ihm und so hat der einfach gestrickte Riese mit gutem Herzen sich seiner neuen Freundin rasch angeschlossen. Äußerst hilfreich, denn wo Cassies forsches Mundwerk doch mal auf Granit beißen sollte, genügt ein ordentlicher Schlag vom guten Vlad, dass an Ort und Stelle garantiert kein Gras mehr wächst. Eher krachen Knochen und suppt Hirnmasse, dass dem geneigten Splatter-Freund die Rückenhaare zu Berge stehen.
Es darf auch mal „einfach“ sein
Klingt jetzt nicht zwingend nach tiefgründigen Storys, das muss man schon zugeben… allerdings machen die Geschichten ordentlich Spaß. Nicht umsonst hält sich die „Hack/Slash“-Reihe seit mittlerweile 21 Jahren wacker im Sattel. Begonnen hat alles 2004 beim US-Verlag DEVIL’S DUE PUBLISHING. Zuerst mit einigen One-Shots, dann, im Folgejahr, mit der ersten Mini-Serie „Land of Lost Toys/Land der verlorenen Spielsachen“, welche ebenfalls im ersten Deluxe-Band zu finden ist. Neben weiteren Minis ging „Hack/Slash“ ab 2007 monatlich in Serie. Bis 2010 erschienen 32 Ausgaben, bevor DEVIL’S DUE PUBLISHING in finanzielle Schieflage geriet. Tim Seeley, Schöpfer der Reihe und außerdem Autor der großartigen Serie „Revival“ (CROSS CULT), wechselte daraufhin zu IMAGE, wo „Hack/Slash“ bis heute hauptsächlich zuhause ist. „Hauptsächlich“ deshalb, weil im Laufe der Jahre zahlreiche Crossover mit anderen Comic-Urgesteinen entstanden sind, welche dann bei anderen Verlagen erschienen. So traf Cassie zum Beispiel auf „Vampirella“ (DYNAMITE), „The Crow“ (IDW), „Zombie Tramp“ (STILL ILL), Ash und die „Army of Darkness“ (DYNAMITE) und war außerdem zu Gast in der verdrehten Märchenwelt der ZENESCOPE-Comics. 2015 schlich Cassie sich sogar für einen kurzen Abstecher in das Serienkiller-Highlight „Nailbiter“ (hierzulande in drei Bänden bei SKINLESS CROW erschienen). Besonders interessant sind aber ihre Aufeinandertreffen mit Metalhead „Evil Ernie“ und Killer-Knöterich „Chucky“, bekannt aus Film, TV und vom Spielzeughändler Eures Vertrauens. Diese beiden Crossover sind ebenfalls Teil der ersten Deluxe-Edition.
Insgesamt erwarten Euch rund 430 Seiten, randvoll mit Action, Horror, Gore und flotten One-Linern, dass selbst der guten Buffy in Sunnydale die Ohren klingeln. Derbe, zotig und nicht minder blutig. Die unterschiedlichen Zeichner sorgen für künstlerische Abwechslung, während die Storys – von unterschiedlicher Länge – sich im Aufbau generell schon recht ähnlich sind. Deshalb sollte man vielleicht davon absehen, das dicke Hardcover in einem Rutsch anzugehen. Sonst schleichen sich schnell Abnutzungserscheinungen ein, was zu Lasten des Lesevergnügens geht. Die letzten gut sechzig Seiten sind dem Bonusmaterial vorbehalten. Äußerst üppig. Dieses besteht aus Skizzen, Fotos von Sandra Kammerer, die Tim Seeley als Inspiration für die Figur Cassie Hack diente, Hintergründe zum „Hack/Slash“-Theaterstück aus dem Jahr 2005 (aufgeführt von der New Millennium Theatre Company), den Psychoakten der im Band auftretenden Slasher und einer umfangreichen Cover-Galerie. Darunter verdammt starke Motive, von denen ich als Cover-Lover so manches unbedingt der privaten Sammlung hinzufügen möchte. Die Jagd hat begonnen… für Cassie UND für mich.
Fazit:
Die Qualität des übergroßen Hardcover-Bandes ist fantastisch. Hier hat CROSS CULT extrem gute Arbeit geleistet und stellt damit das US-Pendant deutlich in den Schatten. Und damit steht dem kultigen Splatter-Spaß nichts mehr im Wege… vorausgesetzt Ihr habt kein Problem mit Gore und Kraftausdrücken. Falls nicht, bekommt man für sein Geld eine Menge Inhalt, eine hochwertige Verarbeitung und zeichnerische Vielfalt, da hier gleich mehrere Künstler mitgemischt haben.

Tim Seeley, Federica Manfredi, Tim Seeley, Stefano Caselli, Cross Cult
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