Kompromisslose Story und dichte Western-Atmosphäre
Als ein potenzieller Mitstreiter um die schöne Joselita getötet wird, gerät Diego, Sohn des wohlhabenden Landbesitzers Don Armando Hacendado, in Verdacht. Er wird der Vergewaltigung und des Mordes angeklagt. Doch sein Vater nimmt das Gesetz selbst in die Hand. Er verstößt seinen unehrenhaften Sohn und überlässt ihn in der unbarmherzigen Sonora-Wüste seinem Schicksal. Don Armandos Frau glaubt hingegen an Diegos Unschuld und versucht ihn von dort zu retten.
In der Wüste Sonoras ist niemand sicher
Philippe Thirault und Gilles Mezomo lassen gleich auf den ersten Seiten stimmungsvolles Western-Flair aufkommen. Und sie machen ebenso schnell klar, dass es derbe zur Sache gehen wird. Hier draußen, in dem weiten, trockenen Landstrich Mexikos, treiben im Jahr 1863 einige Banden ihr Unwesen. Alle voran die kaltblütigen Männer um Hinter, einem skrupellosen Anführer, der ganze Dörfer auslöscht, Skalps und Köpfe seiner Opfer einsammelt und verkauft. Auch vor Kindern macht er keinen Halt. Da muten die Pumas in der Region beinahe harmlos an.
Gilles Mezomo setzt den Familienkonflikt und die blutigen Auseinandersetzungen spannend und stimmungsvoll in Szene. Er taucht das detailreiche Setting mit seiner felsigen und kargen Landschaft in warme Farben, lässt raubeinige, unrasierte Kerle, Apachen, Häuptling Cleghorn und seinen Stamm, zu Fuß oder beritten aufeinander losgehen. Gefangene werde keine gemacht, mit Frauen gehen die Männer sowieso nicht zimperlich um. Auf allzu plakative Effekthascherei verzichtet Mezomo dabei. Mit schöner Dynamik in den Perspektiven und rasant inszenierter Action kommt auf jeden Fall keine Langeweile auf.
Gehen auch wir anfangs noch von der Unschuld von Diego aus und verfolgen die Ereignisse in der Wüste in Erwartung einer baldigen Aufklärung, so nähren sich schon bald erste Zweifel. Aber ist dieser nette Junge wirklich ein Mörder und Vergewaltiger? Nach und nach werden der Handlung einige neue Facetten verliehen – nicht nur mit den Rückblenden in Diegos Kindheit. Die Geschichte wird temporeich und packend vorangetrieben, feinfühligere Momente verleihen Mutter und Sohn Konturen. Auch weitere Figuren werden stärker in die Handlung verflochten. So etwa der Gouverneur, der Hinter und seinen Mannen einen rauschenden Empfang in einem Hotel bereitet und zu den zahlungswilligen Kunden des Schlächters zählt. Doch hier sind noch nicht alle Tequilas getrunken, jeder verfolgt eigene Pläne und doch ist das Schicksal aller miteinander verbunden. Und uns schwant, dass das hier kein besonders gutes Ende nehmen wird.
Fazit:
Der Comic macht seinem Titel alle Ehre. Rau, erbarmungslos und brutal geht es in „Hacendado“ zu. Philippe Thirault und Gilles Mezomo kreieren hier einen tollen One-Shot, der mit kompromissloser Story und dichter Western-Atmosphäre überzeugt.
Philippe Thirault, Gilles Mezzomo, Splitter
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