TiefGRÜNdige Reise in unerGRÜNdete UnterGRÜNde
Es grünt so grün…
Ja, das wäre schön… doch was für uns (noch) selbstverständlich ist, existiert für ein Volk, das auf einem entfernten Planeten einer fremden Galaxie lebt, bestenfalls noch als verblasste Erinnerung. Einst ein blühendes Handelszentrum, jetzt nur noch verwüstete Einöde. Der Krieg hat seine Spuren in dieser stetig schrumpfenden Welt hinterlassen und einzig ein gigantischer, mechanischer Läufer, der die privilegierteren Bewohner beheimatet, erinnert an den technologischen Fortschritt vergangener Tage. Von benachbarten Planeten im Stich gelassen, versuchen die verschiedenen Völker zu überleben und gegen die widrigen Umstände ihrer ehemals an Bodenschätzen reichen Heimat anzukämpfen. Die Natur schlägt zurück und eine mysteriöse Seuche hat alle Pflanzen befallen, welche diese unberechenbar und gefährlich für jegliche Lebensform machen.
Die junge Nomadin Lis streift auf der Suche nach einer Lösung durch diese triste Landschaft und versucht den Angriffen der meist unsichtbaren, aber dauerhaft lauernden, grünen Gefahr unbehelligt zu entkommen. Als die Natur sie erneut ins Visier nimmt, kann Lis sich in das Dorf eines fremden Stammes flüchten und findet dort Unterschlupf. Die Ernüchterung soll jedoch bald folgen, denn die Dorfbewohner spielen nicht mit offenen Karten und treiben ihr eigenes Spiel. Unfreiwillig stolpert die junge Nomadin in ein Abenteuer, in dem sie neue Verbündete trifft, alte Erinnerungen wachgerufen werden und Lis mit ihrer undurchsichtigen Vergangenheit konfrontiert wird.
Ein gründlich durchdachtes Erstlingswerk
Die im Baden-Württembergischen Gengenbach geborene Frauke Berger legt mit dem ersten Band ihrer auf zwei Teile angelegten Geschichte ein beachtliches Debüt vor. „Grün“ entpuppt sich als genreübergreifende Science Fiction-Dystopie, die gut durchdacht und tiefgründig daherkommt und glücklicherweise nicht sofort in die Karten blicken lässt. Die freiberufliche Illustratorin wirft den Leser unvermittelt in eine fremde Welt und liefert nur die nötigsten Informationen, was mich sehr positiv überrascht hat. Man wird nicht mit Fakten und Hintergrundinformationen bombardiert, sondern geht zusammen mit Nomadin Lis auf Entdeckungstour durch eine unbekannte und gefährliche Welt. Auch Lis selbst erscheint noch sehr undurchsichtig und die Spannung auf kommende Einblicke in ihre mysteriöse Vergangenheit wird so konstant hoch gehalten.
Die Künstlerin, deren Schwerpunkte die fiktionale und die Wissenschaftsillustration sind, beweist bei ihrer Inszenierung das richtige Fingerspitzengefühl und ihre fantasievoll ausgearbeiteten Figuren fügen sich glaubhaft in die von ihr erdachte Sci-Fi-Welt ein. Die Kolorierung überzeugt mit warmen Erdtönen, die die apokalyptische Wüsten-Atmosphäre fühlbar einfangen und das bedrohliche „Grün“ effektvoll hervorheben.
Hintergründe zur Veröffentlichung
Die 26 jährige Wahl-Münsteranerin Berger begann die Arbeit an „Grün“ bereits zu Beginn ihres Studiums und entwickelte die abenteuerliche Geschichte im Laufe der folgenden Jahre. Auf der Leipziger Buchmesse legte sie den Damen und Herren von Splitter ihre Arbeit vor und fand mit diesen auch den gebührenden Verlag für eine Veröffentlichung. Splitter bringt Frauke Bergers „Grün“ abgeschlossen in zwei Hardcover-Bänden im Alben-Format, die über die gewohnt hervorragende Qualität verfügen. „Grün“ ist bei Splitter, deren gutes Gespür für interessante Veröffentlichungen immer wieder beeindruckend ist, perfekt aufgehoben und das Debüt der jungen Künstlerin ist ein definitiver Gewinn für den Verlag. Eine klassische Win-win-Situation.
Momentan arbeitet Frauke Berger am zweiten, abschließenden Band und ich bin sehr gespannt, wohin es die Nomadin Lis in der Weiterführung verschlägt.
Fazit:
„Grün“ vermischt eindrucksvoll Science Fiction, Fantasy und ein dystopisches Endzeit-Szenario. Weiterhin liefert die unverbrauchte Geschichte interessante Einblicke in eine neuartige Welt, deren Probleme sich auch auf die Unsere projizieren lassen, ohne jedoch den berühmten, mahnenden Zeigefinger zu erheben. Die karge und limitierte Wüstenwelt des konstant schrumpfenden Planeten wird trotz aller Trostlosigkeit wunderschön in Szene gesetzt.
Es passiert eigentlich nie, dass ich ein Comic-Buch zweimal hintereinander lese… somit ist „Grün“ auch in gewisser Weise für mich ein Debüt.
Frauke Berger im Video-Interview auf Comic-Couch.de
Frauke Berger, Frauke Berger, Splitter
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