Gravel 1: Strange Kiss - Stranger Kisses - Strange Killings
- Dantes Verlag
- Erschienen: Juni 2017
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Ein Magier räumt auf
Tot und Verderben
So oder so ähnlich könnte das Motto des Kampfmagiers William Gravel lauten. In diesem ersten Heft begleitet der Leser den Magier auf seinen ersten drei, absurd schrecklichen, Abenteuern.
William Gravel ist ein knallharter Typ und dazu auch noch ein Magier. Früher war er für den britischen Special Air Service, kurz SAS, tätig. Nach einem folgenschweren Fehler wurde er zum K degradiert. Eine Art Geheimagent der laut der britischen Regierung nicht existiert. Für die Krone untersucht er allerlei obskure und meist extrem gewalttätige Verbrechen die in der Regel nicht von normal Sterblichen verübt werden. Dabei hat der ständige Kontakt mit der okkulten Welt den Kampfmagier entmenschlicht. So scheint er jedes Gefühl von Mitleid und Empathie verloren zu haben. In Verbindung mit seiner ohnehin gewalttätigen Ader lässt ihn das zu einem wandernden Pulverfass werden.
Die kleinen Geschichten sind überschaubar. Genau wie der Protagonist, kurz um und auf den Punkt. Leider sind sie auch genauso Inhaltslos. Weder der Held noch die Geschichten weisen einen Hauch von Vielschichtigkeit auf. William Gravel ist einfach nur hart und bringt einen flachen Spruch nach dem Anderen. Vom ganzen Augenrollen bekommt man schon Schwindelanfälle. Dabei wird nicht ganz deutlich wo seine Schwächen liegen, bzw. die Eigenschaften die einen Helden erst interessant machen. Sozusagen eine Prise Kryptonit in der Suppe. Prinzipiell bietet das Konstrukt dieser Geschichte jedoch mehr. Es ist natürlich schade, dass der Autor nicht mehr aus seinen Möglichkeiten gemacht hat. Vor allem weil es sich um den „Pilot-Band“ handelt. Vielleicht offenbart Gravel in den folgenden Bänden auch noch ein wenig mehr von seinem Charakter oder gar von seiner sanften Seite?
Der Autor versucht die Extreme auszureizen
Ganz sicher handelt es sich bei diesem Band nicht um leichte Kost. Selbst eingefleischten Gore-Fans sollten die Geschichten ein zweifelndes “OK?“ hervorlocken. Die Plots des Autors Warren Ellis erinnern in ihrer Abstrusität und ihrer menschenverachtenden Brutalität stark an die Bilder die Lovecraft in unsere Köpfe gepflanzt hat. Hier werden die Storys jedoch noch mit einer guten Portion Straßenjargon gewürzt. Dadurch erschafft Ellis eine Art vulgären Punisher der im Alleingang Monster und Dämonen bekämpft. So z.B. ein Echsenmonster das die Menschen als Wirt für seine fleischfressenden Embryonen benötigt. Der Fokus des Autors liegt jedoch keinesfalls im Grusel. Vielmehr versucht er die Extreme auszureizen und bedient sich dabei klassischen Gore-Elementen die er gerne mit pornografischen Inhalten unterstützt. An sich eine beliebte Kombination die natürlich auch ihre Berechtigung hat. Hier ist es aber einfach zu Viel des Guten. Die Geschichten verlieren dadurch schnell ihren Reiz und wirken weitestgehend flach. Ein dramaturgischer Spannungsbogen ist dabei nur schwach zu erkennen.
Der Schrecken erhält ein detailverliebtes Gesicht
Die Zeichnungen von Mike Wolfer erfüllen hier den Zweck der Story. Sie sind zwar nicht überragend, fallen jedoch nicht negativ auf. Wolfer hat zwar eher einen groben Zeichenstil den er aber mit einer sehr feinen Schraffur auf eine interessante Art ergänzt und dem Schrecken der Geschichten ein sehr detailverliebtes Gesicht gibt. Die Graustufen wurden von Dan Parsons erstellt. Hier fehlen leider die Kontraste die das Auge durch die Panels leiten und einen klaren Fokus erzeugen. Dadurch verlieren die Zeichnungen an Tiefe und die Seiten verschwimmen oftmals zu einer einzigen grauen Masse. Das liegt aber vielleicht nicht an Parsons unzureichenden künstlerischen Fähigkeiten, sondern evtl. an einem mangelhaften Druck. So scheint es, als ob gewisse Grauwerte „geschluckt“ wurden.
Fazit:
Sicherlich hat jeder Fan von Horror und Gore Literatur bzw. Comics seine eigene Schmerzgrenze. Dies gilt natürlich für alle Genres die gerne einmal am Rande des Erträglichen kratzen. Diese Grenze wird hier zwar nicht unbedingt überschritten allerdings auch nicht reizvoll und packend angegangen. Die Geschichte wimmelt nur so von platten Sprüchen und Banalitäten. Dies gepaart mit der extremen Gewaltdarstellung lässt das Gesamtwerk stumpf und ab einem gewissen Punkt sogar langweilig wirken. Leider kann „Gravel“ dadurch nicht überzeugen. Bleibt zu hoffen das der Kampfmagier in den nächsten Bänden vielleicht einmal seine Waffen gesichert lassen kann und seine Fälle mit etwas mehr Kopfarbeit löst.
Warren Ellis, Mike Wolfer, Dantes Verlag
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