Ein Mix aus Acid und Katzenfutter
Nichts für Schmusekatzen: Der umfassende Sammelband zu Robert Crumbs „Fritz the Cat“ lässt einen alten Kater in neuem Licht erstrahlen. Wenn man den mittlerweile über 50 Jahre alten Kater beschreiben soll, fallen einem gleich Begriffe wie Sex, Drogen und Gewalt ein. Diese drei Punkte bestimmen maßgeblich das Leben von Fritz the Cat.
Im Arbeitsleben findet er sich nur schwer zurecht da er jegliche Art von Autorität ablehnt und stinkend faul ist. Immer wieder muss er sich Geld bei seinen Freunden schnorren und seine Ansichten über Frauen sind mehr als rückständig. Als selbsternannter Künstler versucht er alle Facetten des Lebens kennenzulernen. So fristet er sein Dasein mal als CIA-Agent, mal als Terrorist oder einfach nur als Junkie. Dabei kommt sein Verlangen nach Orgien und Drogenexzessen nie zu kurz. Er liebt das Chaos und verfällt nur allzu oft in blinden Aktionismus um diese Unruhe aufrecht zu erhalten. So kann es schon einmal vorkommen, dass er aus Langeweile seine Wohnung ansteckt und anschließend als Revoluzzer eine Straßenschlacht anfacht. Eine explosive Mischung aus Problemfall und Lebemann eben.
Seine Strips haben es in sich
Robert Crumb gehört wohl zu den bekanntesten Comiczeichnern der Gegenwart. So hatte er eine Ausstellung im MoMA und zeichnete das Cover für Janis Joplins Album Cheap Thrills. Seine Werke kratzen dabei immer an den moralischen Grenzen unserer Gesellschaft und regelmäßig werden diese Grenzen dann auch überschritten. Der abgehalfterte Kater Fritz ist dabei einer seiner berühmtesten Schöpfungen. Zu seiner Popularität hat es Fritz mit lediglich 15 Comicstrips und ein paar einzelnen Zeichnungen gebracht. Und diese wenigen Strips haben es in sich.
So vernascht er seine eigene Schwester, verprügelt eine alte Dame oder will eine Brücke in die Luft jagen. Das Gesamtbild wird dabei aber charmant verpackt. Nur zu gut kann sich der Leser vorstellen wie der Schein einer Neonreklame ein verwahrlostes Zimmer beleuchtet und aus der Ferne leise Jazzmusik zu hören ist.
Diese verquere Welt wurde im Jahr 1972 von Ralph Bakshi verfilmt. „Fritz the Cat“ war der erste Animationsfilm der eine Altersfreigabe ab 18 Jahren bekam. Crumb distanzierte sich aber von diesem Film. Da er Angst vor der weiteren kommerziellen Ausschlachtung von Fritz hatte, lies er den Kater in dem Strip „Fritz the Cat Superstar“ kurzerhand sterben. Dies hielt die Produzenten jedoch nicht davon ab, 1974 einen weiteren Film mit dem Namen „The nine lives of Fritz the Cat“ zu produzieren.
Crumbs Stil ist prägnant
Zeichnerisch ist Crumb irgendwo zwischen loser Skizze und gesetztem Kupferstich einzuordnen. Das gibt seinen Bildern mitunter eine groteske und raue Ästhetik die sich aber nahtlos in seine übertriebenen und verzerrten Geschichten einbringt. Außerdem gibt es seinen Bildern die von ihm gewohnte überzogene Plastizität, die den Blick des Lesers gekonnt auf relevante Bildbereiche führt. Selten gibt es Künstler deren Stil so prägnant heraussticht.
Fazit:
Crumb hat einen neuen Rahmen für Comics geschaffen und lehnt sich damit bewusst gegen die saubere, glatte Disney Welt auf. Durch seine vulgären Inhalte, gibt er dem Medium „Comic“ auch die Berechtigung von einem älteren Publikum gelesen zu werden. Nun fand diese Wende in den 60ern und 70ern statt. Viele der hier vorkommenden Themen sind mittlerweile überholt und bieten kein Futter für innovative Storys. Wer in diesen Comics einen tieferen Sinn oder gar weitreichende soziale Kritik sucht wird nicht fündig. Aber genau das macht „Fritz the Cat“ zu einem unvergessenen Klassiker. Dieser Comic bleibt auf seine Art authentisch und versucht das Medium nicht zwanghaft auf eine intellektuelle Schiene zu heben. Fritz ist eben ein etwas perverser, egomanischer Punk. Dieser Kater bringt Spaß und Unterhaltung wobei er sich selbst nicht so ernst nimmt.
Robert Crumb, Robert Crumb, Reprodukt
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