Fire Power 3

„Pass gut auf deine Familie auf, Feuerball-Mann.“

Owen Johnson sitzt auf dem Dach und starrt in den Nachthimmel von St. Louis. Ein Moment der Stille, ein Moment des Friedens. Wachsam ist er trotzdem, denn seine Feinde wissen nun, dass er lebt… und eine Familie hat. Die möchte Owen selbstverständlich beschützen, koste es, was es wolle. Seine Frau Kellie ist taff. Eine Polizistin, noch dazu sehr gut in ihrem Job. Sie kann sich verteidigen. In weiser Voraussicht trainierte Owen auch schon Haley und Doug, ihre gemeinsamen Kinder. Doch auf einen solch brachialen Angriff, wie er sich erst kürzlich mitten in der beschaulichen Vorstadt ereignete, konnte er sie nicht ausreichend vorbereiten. Owen fasst den Entschluss, sich seiner Vergangenheit, welche er eigentlich hinter sich lassen wollte, zu stellen. In ihm lodert die Fire Power, was ihn sowohl zu einem mächtigen Gegner als auch zur Zielscheibe macht. Er kann und will nicht mit dem Gefühl leben, dass seine geliebte Familie auf Schritt und Tritt mit dem Schlimmsten rechnen muss. Es muss enden… und zwar dort, wo alles begann.

Owens alter Meister, Wei Lun, schien beim überraschenden Angriff durch einen tödlichen Stich durchs Herz in die ewigen Jagdgründe eingegangen zu sein. So schien es zumindest… doch ausgerechnet Reggie Osgood, Kellies Cop-Partner, erwies sich als bestens ausgebildeter Retter in der Not. Wei Lun hatte zudem während der Attacke blitzschnell reagiert und dank Training seines Zwerchfells sein Herz verschoben. Ich weiß, so habe ich auch geguckt… und hätte mir als Bewohner einer größeren Ruhrgebietsstadt, in der ungewöhnlich viele selbsternannte Messerwerfer regelmäßig auftreten, einen detaillierten Trainingsplan gewünscht. Jedenfalls ist der kauzige Meister schnell wieder auf dem Damm und unterstützt Owen bei seinem Vorhaben, Chou Feng, der den Tempel der flammenden Faust übernommen hat, zu konfrontieren. Was auf den ersten Blick wie ein Familienurlaub aussieht, entpuppt sich schon auf dem Hinflug als tödlicher Trip ins Ungewisse…

Auf die Fresse!

Richtig rund geht es, wenn die Action aufdreht. Das sieht toll aus und ist ebenso rasant wie stylish in Szene gesetzt. Zeichner Chris Samnee hat ein tolles Gefühl für dynamische Szenen und präsentiert diese entsprechend eindrucksvoll. Mit sehr schwungvollen Strichen getuscht, sind es aber auch die leisen Momente, die immer wieder toll aussehen. Die Schattierungen sind atmosphärisch, während der Stil insgesamt reduziert ist. Samnee setzt aufs Wesentliche, was im Fall von „Fire Power“ ziemlich gut funktioniert.

Die Story von Robert Kirkman ist gut. Nicht überragend, aber gut. Im Grunde das klassische „Gut-gegen-Böse“-Prinzip, gemixt mit Mythologie und einer ordentlichen Packung Martial-Arts. So weit, so durchschnittlich… doch die sympathische Familie Johnson, inklusive Großeltern, hat so viel Charme, dass mir persönlich diese intimen Passagen noch mehr gefallen als explosiven Parts, in denen es ordentlich aufs Maul gibt.

Halbzeit… mit Verlängerung

Eigentlich startete die Serie erst mit dem zweiten Band so richtig, da der Auftakt in den USA in einer eigenen „Prelude“-Graphic-Novel untergebracht war. Der zweite Sammelband enthielt somit die US-Hefte #1 bis 6, folglich liegen im aktuellen Band von CROSS CULT die Ausgaben #7 bis 12 vor. Da in den Staaten insgesamt 24 Einzelhefte (plus „Prelude“-Band) vorliegen, stehen also noch zwei Bücher aus. Den vierten Band hat der Verlag für Mitte Juni 2023 angekündigt. Doch Schluss ist noch nicht: „Fire Power“ #25 schlägt nach einer kleinen Verschnaufpause am 26. Juli 2023 in den US-Shops mit einem frischen Story-Arc auf!

Fazit:

Überraschende Entwicklungen, halsbrecherische Action, satte Martial-Arts-Fights und den richtigen Riecher für herzliche Familienmomente. „Fire Power“ macht eine Menge richtig und entsprechend viel Spaß.