Fire Power 2
- Cross Cult
- Erschienen: Februar 2022
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Von der Vergangenheit eingeholt
Vom Tempel in die Vorstadt
Zeiten ändern sich… und sie ändern dich. Die Zeit im chinesischen Tempel, wo Owen Johnson einst auf der Suche nach seinen leiblichen Eltern aufschlug, nachdem er bereits die Welt bereiste und von den besten Meistern im Kampf unterrichtet wurde, gehört nun der Vergangenheit an. Owen ist mittlerweile mit der Polizistin Kellie verheiratet und stolzer Vater zweier Teenager, Haley und Doug. Um das heile Vorstadt-Bild noch zu vervollständigen, kommt Hund Peanut Butter hinzu. Alles könnte so Bilderbuch-mäßig perfekt sein, doch was wie eine Zufallsbegegnung anmutet, ist keine. Beim Einkaufen wird Owen von einem alten Bekannten angesprochen. Ma Guang, den er noch gut aus seiner Zeit im Tempel der flammenden Faust kennt. Widerwillig stimmt der Familienvater einem nächtlichen Treffen zu. Unter vier Augen bittet der einstige Vertraute Owen dann zurückzukommen. Wei Lun, der frühere Meister der beiden, sei urplötzlich verschwunden. Der Tempel wäre damit führungslos und Angriffen des Clans der verbrannten Erde schutzlos ausgeliefert. Owen wendete sich damals bewusst ab, verließ den Tempel kurzerhand, nachdem seine große Liebe getötet wurde. Nicht wenige gaben ihm die Schuld am Tod von Ling Zan. Vor allem Chou Feng, den Owen als Einziger für den wahren Mörder hält. Wird Owen, der noch immer über die Fire Power verfügt, sich seiner Vergangenheit stellen? Oder ist seine Vergangenheit sogar schon auf dem Weg in sein neues Leben?
Neuer Ansatz
Eigentlich geht die Geschichte mit diesem zweiten Band erst richtig los. Owens Zeit im Tempel – welche wir im ersten Band nachverfolgen konnten und die im amerikanischen Original in der „Prelude“-Graphic Novel untergebracht war, die wiederum der fortlaufenden Serie voranging – liegt schon lange hinter ihm. Der neue Status Quo deutete sich bereits am Ende des Vorgängers an und sorgt ungewohnt schnell für frischen Wind. Die zeitliche Lücke, die nun zwischen Owens Tempel-Aufenthalt in den abgelegenen chinesischen Bergen und seinem Familienleben in der Zivilisation liegt, lässt noch viele Fragen offen, die es im Laufe der Story zu schließen gilt. Und obwohl ich vorsichtig skeptisch war und dem Leben in der Abgeschiedenheit gerne als Leser weiter gefolgt wäre, muss ich korrigierend sagen, dass der eingeschlagene Weg von Autor Robert Kirkman goldrichtig war. Die Verlagerung in die Zivilisation ist gelungen, die Charaktere sind allesamt sympathisch und die Geschichte nimmt schnell an Fahrt auf. Gerade die Familien-Dynamik ist ausschlaggebend dafür, dass ich den zweiten qualitativ noch vor den ersten Band stellen würde. Ich muss sogar gestehen, dass die alltäglichen Momente mit Familie Johnson mir am meisten gefallen haben. Als eingeschworene Einheit werden wir mit ihnen garantiert noch eine Menge erleben, was sich in gemeinsamen Action-Passagen jetzt schon andeutet.
Der neue Ansatz wirkt sich auch auf die künstlerische Präsentation aus. Gleich zu Beginn, wo die Action noch hintenansteht und dem familiären Alltag die Bühne überlässt, versprühen Chris Samnees Zeichnungen einen gewissen Retro-Charme, der mich ständig an die klassischen „Archie“-Comics erinnert hat. Markante und schwungvolle Tusche-Linien, oft minimalistisch, aber stets perfekt und aussagekräftig platziert.
Fazit:
„Fire Power 2“ setzt den Startpunkt noch mal neu, ignoriert aber natürlich nicht komplett Owens Vergangenheit. Die ist nämlich Dreh- und Angelpunkt für alles, was folgt. In Flashbacks werden wir zurück in die Tempel-Vergangenheit befördert, die Owen prägte, ihn zu dem Mann machte, der er heute ist, und ihn bis in die Gegenwart, wo er eigentlich ein glückliches Familienleben führt, verfolgt. Von all dem möchte ich unbedingt mehr lesen! Kirkman und Samnee liefern ab… und zwar so gut, dass die Wertung nach oben wandert.
Robert Kirkman, Chris Samnee, Cross Cult
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