Düsterer und stimmungsvoller Mix aus wendungsreichem Drama und packendem Spätwestern.
Edith flieht vor ihrer gescheiterten Ehe mit einem Londoner Arzt. Mit Hans, einem Zimmermann, möchte sie ein neues Leben fernab der Zivilisation beginnen. Sie schließen sich drei Männern zur Goldsuche an. Doch in der kalten Wildnis im Norden Kanadas wird ihre Gemeinschaft auf eine harte Probe gestellt.
Entscheidung über Leben oder Tod
Es sind nur wenige Seiten, die kompakt erzählen, wie Hans und Edith zusammenkommen, bevor wir mit den beiden aufbrechen. Schon bald bestimmt frostige Flora und Fauna die Szenerie. Früher als erwartet bricht der eisige Winter ein und lässt die Landschaft im tiefen Schnee versinken. In einer Waldhütte verharren Edith, Hans und die weiteren Männer, hoffen dort auf bessere Wetterbedingungen. Doch ein brutaler Zwischenfall fordert Opfer und stoppt jegliche Planungen – mehr sei hier nicht verraten. Fortan jedenfalls sind auch Edith und Hans nicht mehr das verliebte, harmonische Gespann. Vielmehr müssen sie erkennen, dass unterschiedliche Moralvorstellungen die noch nicht gefestigten Grundmauer ihrer Beziehung erschüttern und die gemeinsame Zukunft in Frage stellen. So liegt noch ein beschwerlicher Weg vor ihnen und schließlich soll auch die Vergangenheit Edith einholen.
So unspektakulär der Titel dieses knapp 100 Seiten fassenden One-Shot, so eindrucksvoll sind Dramaturgie und Inszenierung. Ob eindrucksvolle Landschaften oder das insgesamt detailreiche Setting, Dominique Monféry baut mit seinen aquarellartigen Bildern in gedeckten Farben schnell eine dichte und einnehmende Atmosphäre auf. Nuanciert ist das Farbspiel und verleiht mit feinem Strich den Bildern Konturen und Tiefe. Das steht auch den Figuren sprichwörtlich gut zu Gesicht, denn durch ausgefeilte Mimik wird das emotionale Wechselspiel deutlich.
Es gibt einige aufwühlende, packende Szenen und Monféry nutzt dabei auch mal extreme Formate der Panels. Nicht nur die abgelegene Hütte als Schauplatz eines blutigen Verbrechens, sondern auch die Natur und ihre dort lauernden Gefahren werden dabei zum aufgeladenen und fordernden Mikrokosmos.
Überraschend wendungsreich gestaltet sich die Geschichte, die sich verschiedenen Genre-Motiven bedient. Gerade dadurch, dass man wirklich nicht voraussagen kann, wie sich die Ereignisse entwickeln, verfolgen wir gebannt, wie Edith und Hans versuchen, die angespannte Situation aufzulösen und einen Weg aus der bedrohlichen Lage zu finden. Es gilt immerhin nicht weniger, als eine Entscheidung über Leben oder Tod zu treffen. Auch wir haben während dieses Konfliktes Zeit für eigene Gedankenspielen zu Moral und Recht.
Fazit:
„Ein unerwarteter Todesfall“ ist ein düsterer und stimmungsvoller Mix aus wendungsreichem Drama und packendem Spätwestern.
Dominique Monféry, Dominique Monféry, Splitter
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