Die Straße

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André C. Schmechta
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Comic-Couch Rezension vonJul 2024

Story

Der dramatische Leidensweg von Vater und Sohn in einem postapokalyptischen Szenario. In kargen Dialogen werden nur die nötigsten Worte gewechselt. Ansonsten erzählen die eindringlichen Bilder die Geschichte.

Zeichnung

Es sind eindringliche und kraftvolle Bilder, die Manu Larcenet hier erzeugt und dabei plakative Effekthascherei vermeidet. Tiefes Schwarz und intensive Kontraste dominieren die Panels und bestimmen die düstere Atmosphäre. Kräftige Schraffuren und Konturen verleihen den Bildern einen rauen Charakter.

Dem Tod mit jedem Tag näher als dem Leben

Amerika ist nicht mehr, wie es einst war. Asche, Trümmer und Leichen sind die Überbleibsel der Zivilisation. Inmitten eines postapokalyptischen Winters versuchen ein Vater und sein Sohn die Küste zu erreichen. In einem Einkaufswagen sind ihre gesamten Habseligkeiten verstaut. Kälte, Hunger und Krankheit setzen den beiden zu.

Vater und Sohn

Die Grahpic Novel basiert auf dem gleichnamigen Roman des US-amerikanischen Autors Cormac McCarthy, der dafür 2007 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. 2009 wurde das Buch von Regisseur John Hillcoat mit Viggo Mortensen und Kodi Smith-McPhee in den Hauptrollen verfilmt. Der französische Comic-Zeichner Manu Larcenet nimmt sich dem Werk an und nimmt uns mit auf eine beschwerliche Reise mit zwei Überlebenden und ihren täglichen Kampf ums Überleben.

Wir sehen Vater und Sohn vorwiegend allein. Sie versuchen bewusst jede Begegnung mit anderen Menschen zu vermeiden. Mumifizierte Leichen - übel zugerichtet oder aufgehängt - zeugen davon, was die beiden möglicherweise zu erwarten hätten. Im schlimmsten Fall aber werden sie als Nahrungsmittel in ein Verlies gepfercht. Denn Nahrung ist kaum noch auffindbar und Kannibalismus allgegenwärtig.

Mit jedem Panel wird das Ausmaß in einem völlig zerstörten Amerika deutlich. Und mit jeder Seite wird die Hoffnungslosigkeit und die Erschöpfung von Vater und Sohn greifbarer. Es sind eindringliche und kraftvolle Bilder, die Manu Larcenet hier erzeugt, wenn die beiden mit ihrem Einkaufswagen durch die Straßen ziehen. Sie müssen teils grauenhafte Anblicke ertragen. Dabei vermeidet Larcenet plakative Effekthascherei. Tiefes Schwarz und intensive Kontraste dominieren die Panels und bestimmen die düstere Atmosphäre. Kräftige Schraffuren und Konturen verleihen den Bildern einen rauen Charakter. In verschiedene Farbtöne werden Szenen getaucht, um die Dramaturgie zu unterstützen.

In kargen Dialogen werden nur die nötigsten Worte gewechselt. Ansonsten erzählen die eindringlichen Bilder die Geschichte. Hoffnungsvollere Momente muss man suchen. Aber sie sind da. Und sie sind umso berührender. Etwa wenn der Sohn darauf besteht, dass der letzte Kakao gerecht aufgeteilt wird oder wenn der Vater den Sohn ermutigt in einem See zu baden. Die abgemergelten Körper von Vater und Sohn machen deutlich, dass beide dem Tod näher sind als dem Leben. Aber sie wollen nicht aufgeben. Und sie versuchen bei aller Not ihre Menschlichkeit zu wahren und ihrem moralischen Kompass weiter zu folgen. Eine Pistole mit zwei Kugeln soll ihnen den letzten selbstbestimmten Ausweg ermöglichen. Natürlich kommt es zu Zwischenfällen und schon bald verbleibt nur noch eine Kugel. Wir erkennen, dass es kein wahres Happy-End geben kann…

Fazit:

„Die Straße“ ist ein ebenso bedrückendes und beklemmendes, wie faszinierendes und berührendes Werk. Manu Larcenets eindringliche und bildgewaltige Inszenierung verleiht der Romanvorlage eine besondere Intensität, welche den dramatischen Leidensweg von Vater und Sohn in einem postapokalyptischen Szenario noch mehr wie ein Mahnmal erscheinen lässt.

Die Straße

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