Fantasievoller und wunderbar in Szene gesetzter Genre-Mix
Manhattan 1942. Nach dem Tod seines Vaters zieht der junge Travis zusammen mit seiner Mutter nach Manhattan. Der Krieg mit den Nazis ist im vollen Gange. Im Rennen um neue Waffen und Technologien stehen zwei Wissenschaftler im Fokus der Geheimdienste. Unterdessen geschehen mysteriöse Morde. Und dann sind da noch die Japaner...
Edison vs. Tesla
Zeitungsausschnitte auf dem Innencover liefern mit ihren kurzen Momentaufnahmen wichtige Hintergrundinformationen zum Krieg und wir erfahren vom Konflikt zweier bedeutender Wissenschaftler: Thomas Edison und Nikola Tesla. Beides sind reale Figuren der amerikanischen Geschichte, die Autor Richard Marazano hier zu Gegenspielern mit unterschiedlichem Wertekodex werden lässt. Die Erfindungen der beiden sind jedenfalls von höchstem Interesse, könnten sie doch maßgeblichen Einfluss auf den Verlauf des Krieges nehmen.
Der Krieg verändert die gesellschaftlich etablierten Strukturen. Frauen arbeiten in Fabriken im Schichtdienst. Auch die Mutter von Travis hat hier eine Anstellung gefunden. Travis hingegen lernt schnell Kinder im Arbeiterviertel kennen und wird von ihnen gleich zu einer Mutprobe überredet. Er soll einen mysteriösen Brief an einen alten Mann übergeben.
Die Kinder des Viertels fürchten sich vor dem alten Mann, der im Mietshaus auf der gleichen Etage wie Travis mit seiner Mutter lebt. Als Travis ihn eines Tages verfolgt, wird er Zeuge merkwürdiger Vorkommnisse. Auffällige und befremdliche Gestalten steigen aus dem Fluß - in große Montur gekleidet und leuchtenden Lichtern an übergroßen Helmen. Travis wird entdeckt. Riesige Spinnen ähnliche Roboter heften sich an seine Fersen. Was geht hier nur vor? Was hat der alte Mann zu verbergen?
Unterdessen versucht Inspektor Kelly mehrere Morde an Obdachlosen aufzuklären, die Manhattan seit einiger Zeit in Atem halten...
Lebendige Welt im Amerika der 40er
Guilhem - Bruder des bekannten und erfolgreichen Comic-Künstlers Christophe Bec - macht es einem überaus leicht, sofort fasziniert in die Geschichte abzutauchen. Futuristische Flugobjekte und Maschinen, die Großstadt und jeder einzelne Schauplatz sind toll inszeniert. Da wünsche ich mir gleich eine filmische Umsetzung.
Die detailreichen Bilder schaffen auf variierenden Panels eine lebendige Welt im Amerika der 40er-Jahre. Die hervorragende Kolorierung mit warmen gedeckten Farben erzeugt eine dichte Atmosphäre. Nuancierte Lichtstimmung verleiht vielen Szenen einen mystischen Touch und die dezent fleckig anmutende Struktur versprüht zusätzlichen nostalgischen Retro-Science-Fiction-Charme.
Und natürlich macht „Die Drei Geister von Tesla“ gleich auf den ersten Blick einen - im wahrsten Sinne des Wortes - glänzenden Eindruck. Denn edle Goldprägung verziert das Hardcover.
Kurz aber gehaltvoll
Gerade einmal 48 Seiten Umfang hat der Auftakt der insgesamt dreibändigen Comic-Reihe und doch passiert schon ordentlich viel. Richard Marazano entfaltet die unterschiedlichen Handlungsstränge kurz und prägnant und gestaltet auch die Figuren wirkungsvoll aus. Allen voran natürlich den jungen Travis, der in eine Verschwörung ungeheuren Ausmaßes gerät. Doch es sind die Japaner, die am Ende mit einer neuen Technologie den Krieg in neue Bahnen lenken und für sich entscheiden wollen...
Fazit:
Science-Fiction, Mystery, Noir-Krimi, Steampunk, Fantasy - die vielfältigen Zutaten von „Die drei Geister von Tesla“ ergeben einen überaus gelungenen Genre-Mix, der wunderbar in Szene gesetzt ist. Historische Figuren und Begebenheiten - Edison und Tesla sind nicht die einzigen bekannten Namen, die uns begegnen - werden zu einer spannenden Geschichte verwoben, die keine Langeweile aufkommen lässt.
Richard Marazano, Guilhem, Splitter
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