Text:   Zeichner: Ingo Römling

Die Chroniken des Universums - 1. Der Sternenstrudel

Die Chroniken des Universums - 1. Der Sternenstrudel
Die Chroniken des Universums - 1. Der Sternenstrudel
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Marcel Scharrenbroich
8101

Comic-Couch Rezension vonJun 2021

Story

All-Abenteuer mit Mystery-Touch. Die Entdeckungstour auf einem fremden Planeten ist ein aufregendes Herantasten an eine vielversprechende Geschichte. Mal schauen, wie die weitere Entwicklung gelingt…

Zeichnung

Der Berliner Zeichner Ingo Römling bleibt nach seinen „Star Wars“-Abenteuern dem Weltall treu. Atemberaubende Lichteffekte und stimmungsvolle Farben runden seinen schwungvollen Strich gekonnt ab.

Was man im All so alles findet…

Klassenfahrt!!!

Eine Gruppe von Studentinnen und Studenten der „Akademie der universellen Geschichtswissenschaft“ befindet sich auf einem Erkundungstrip. In den Tiefen des Alls, irgendwo bei Alpha Cygni… also ungefähr 1500 Lichtjahre geradeaus und hinter dem zweiten Sekundärstern von links scharf einschlagen. Begleitet werden sie von ihrem Dekan. Der alte Knabe gründete die Universität vor geraumer Zeit mit dem Gedanken, sich voll und ganz der Geschichte außerirdischer Zivilisationen zu widmen. Würde man sagen, dass der Dekan heute nur noch ein Schatten seiner selbst ist, wäre das nicht ganz richtig… denn um einen Schatten zu werfen, braucht man erst mal einen Körper. Und der fehlt dem Guten. Sagen wir’s, wie es ist: Er ist ein Kopf in einem Glas. So.

Gestört wird die Erkundungsmission durch ein völlig unerwartetes Phänomen. Ein Phänomen, welches eigentlich nur in der Theorie existiert. Das Schiff der Truppe, die Thukydides (benannt nach dem gleichnamigen griechischen Geschichtsschreiber der Antike), wird plötzlich ordentlich durchgeschüttelt. Ein Stromschlag legt alle Systeme lahm, keine Kontrolle mehr möglich. Die Studierenden vermuten zuerst einen Angriff von Pearl, einem Gefangenen mit Psy-Kräften, der sich in Sicherheitsverwahrung auf der Thukydides befindet. Doch die Ursache scheint von außerhalb zu kommen. Tatsächlich befinden sie sich mitten in einem Sternenstrudel. Einem grell leuchtenden Sog, der das Schiff aus Zeit und Raum hebelt. Ähnlich einem schwarzen Loch, und doch anders. Noch nie hat jemand einen Sternenstrudel mit eigenen Augen gesehen, geschweige denn durchquert, sodass er davon berichten konnte. Die Thukydides hält unerwartet der mächtigen Anziehungskraft stand… und die geschockten All-Abenteurer befinden sich plötzlich in tiefster Finsternis. Begleitet von unheilschwangerer Stille.

Im Inneren des Sterns rasen sie ungebremst auf einen unbekannten Planeten zu. Nur den schnellen Reflexen der jugendlichen Crew ist es zu verdanken, dass sie die holprige Bruchlandung mit einem blauen Auge - und einem ramponierten Fluggefährt - überstehen. Auch der Dekan ist ohne einen Sprung in der Schüssel auf der fremden Oberfläche angekommen. Um die Mühle wieder zum Abheben zu bringen, ist Energie vonnöten… an der es allerdings gerade mangelt. Eine mögliche Quelle könnte ein Bauwerk unbekannten Ursprungs sein, welches sich gerade grafisch auf dem Monitor aufbaut. Nur wenige hundert Meter von der Absturzstelle entfernt. Eigentlich genau in ihrem Element, machen sich die wissensdurstigen Uni-Freunde zu Fuß auf den Weg. Vor ihnen erhebt sich ein gigantischer Tempel. Woher stammt dieses archaische Gebäude? Und welche Zivilisation hinterließ die seltsamen Schriftzeichen im Innenraum?

Bingo, Ingo!

Allein optisch macht der erste Band von „Die Chroniken des Universums“ schon eine Menge her. Kein Wunder, hat doch der deutsche Comic-Künstler Ingo Römling der Geschichte seinen ganz eigenen Stempel aufgedrückt. Mit spacigen Abenteuern kennt der Berliner sich bereits aus, da er als (erster deutscher) offiziell-autorisierter Disney-Zeichner schon die Serien „Star Wars: Rebels“ und „Star Wars: Resistance“ künstlerisch ins rechte Licht rückte. Apropos Licht: Die Kolorierung stammt ebenfalls von Römling, der seine fein ausgearbeiteten Zeichnungen stets stimmig erstrahlen lässt. Generell sehr dunkel gehalten, was zum Weltall-Setting hervorragend passt und einen Großteil der Atmosphäre ausmacht, sind es immer wieder regelrechte Lichtblitze, die für leuchtende Erhellung sorgen. Das gelungene Cover des gefeierten „Malcolm Max“-Zeichners verschafft bereits einen ersten Eindruck. Dieses hält auch das, was es verspricht: Tolle Bilder, intensive Farbexplosionen und detaillierte Mimik.

Coming-of-Age in Space

Man stelle sich einen bunt zusammengewürfelten Haufen von irdischen und außerirdischen Teenagern vor, die die „Akademie der Sternenflotte“ wohl nur von außen bewundern dürften, und wirft sie in das Abenteuer ihres Lebens. Was als staubtrockene Unterrichtseinheit beginnt, entwickelt sich zum Himmelfahrtskommando… vermeintlich ohne Wiederkehr. Man könnte sagen, dass die Antwort in den Sternen liegt.

Der vom Comic-Altmeister Jean „Moebius“ Giraud persönlich in die Kunstwelt eingeführte Szenarist Richard Marazano („Die drei Geister von Tesla“, „Der Schimpansenkomplex“) wirft in „Der Sternenstrudel“ nur so mit Fachbegriffen um sich. Komplett aus der Luft gegriffen? Vermutlich eher nicht, denn Marazano studierte vor seiner Comic-Laufbahn Physik und Astrophysik in Paris. Ohne alle in den Raum geworfenen Begriffe auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, sollte wohl ein Fünkchen Erfahrung und Kenntnis der Materie in die Geschichte eingeflossen sein. Trotz (vermutlicher) Fachsimpelei, ist der Story sehr gut zu folgen, was auch schnell nach hinten hätte losgehen können. Marazano wäre damit nicht der erste Autor gewesen, der nur für sich und komplett am Leser vorbei schreibt. Glücklicherweise ist dies hier nicht der Fall. Lediglich bei der Charakterzeichnung gibt es noch etwas Luft nach oben. Zwar wurde versucht, hier möglichst viele Facetten in unterschiedlich angelegte Figuren zu integrieren, die jedoch kaum Raum zur Entfaltung haben. Ich vermute, dass dies der überschaubaren Seitenzahl geschuldet ist, und irgendwo muss die Spannungskurve der Story ja auch ansteigen. Bekommen die Studenten in den Folgebänden mehr Feinschliff, bin ich mit dieser Coming-of-Age-Spaceopera mehr als glücklich.

Fazit:

Ein toll in Szene gesetztes Sci-Fi-Abenteuer, das vor allem eines macht: Spaß. Auch wenn mir die Charaktere noch etwas fremd vorkommen, bin ich durchaus positiv gestimmt, was den nächsten Band angeht. Spannung ist definitiv vorhanden… und tolles Artwork sowieso.

Die Chroniken des Universums - 1. Der Sternenstrudel

Richard Marazano, Ingo Römling, Splitter

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