Auch 2746 letzte Überlebende der Menschheit können sich nicht vertragen
Eine Bakterie hat die Menschheit ausgelöscht. Nun, nicht alle. Insgesamt 2746 Menschen leben im Jahre 2072 in einem gigantischen Turm in Brüssel, der von einer Künstlichen Intelligenz namens Newton kontrolliert und verwaltet wird. Während es auf der einen Seite Menschen gibt, die noch die alte Welt außerhalb des Turmes kennen, gibt es ebenso Jüngere, die erst im Turm geboren sind. Und dieses generationenübergreifende Wohnen führt nun zu Problemen.
„Ihr habt uns geboren und dazu verdammt, eingesperrt zu leben“
Auch wenn es noch ein recht dünnes Grundgerüst ist, auf dem Omar Ladgham und Jan Kounen ihr dystopisches Szenario aufbauen, so funktioniert die Idee mit dem seltsam verdreht anmutenden Turm als letzte Bastion der Menschheit erstmal gut. Gleich zu Beginn verdeutlichen sie, dass mit dem Bakterium nicht zu spaßen ist und wir werden mit ersten Örtlichkeiten und Personen vertraut gemacht. Der sich anbahnende soziale Konflikt zwischen den Generationen wird mir dann aber zu substanzlos vorbereitet. Die Motivation der sogenannten Intras nun eine Revolte anzuzetteln und sich gegen die ältere Bevölkerung zu stellen wirkt noch stark konstruiert.
Als Reihe angelegt, bleiben dann auch die Figuren noch eher blass. Es gibt keinen wirklich herausstechenden, stärker konturierten Charakter und lediglich wenige konkrete Bezugspunkte. Auch vermag die KI mit ihrer Art und geisterhaften Erscheinung zunächst kaum eindrucksvolle Akzente zu setzen. Zum Ende hin aber gibt es einige spannende Entwicklungen, Handlungsverlauf und Figurenkonstellation werden fokussierter. Auch vor dem Hintergrund, dass Eltern und ihre Kinder möglicherweise gegensätzliche Positionen beziehen können, dürfen wir hier sicherlich in kommenden Bänden noch sehr viel packende Verwicklungen und dramatischere Zuspitzungen erwarten. Die letzte Seite gibt einen ersten Vorgeschmack.
Auch wenn es manch atmosphärisch gelungenes Panel mit ansprechenden Details gibt, so sind die Zeichnungen von Mr Fab doch insgesamt eher durchwachsen. Zwar wird das Setting passend eingefangen, doch manch zu betonte Farbe, verzogene Mimik und unausgewogene Dynamik ergeben ein nicht immer ganz harmonisches Bild.
Fazit:
Ob der spannende Cliffhanger zum Ende des Auftaktbandes ausreicht, um dem Turm einen weiteren Besuch abstatten zu wollen? Richtig überzeugt hat mich das Werk nicht, aber auf der anderen Seite bleibe ich dennoch sehr neugierig. Denn um weiter überleben zu können, müssen auf den über 80 Etagen gemeinsame Lösungen entwickelt und Konflikte beseitig werden. Das auch, weil das vor der gefährlichen Außenwelt schützende Gebäude bereits in die Tage gekommen ist.
Jan Kounen, Omar Ladgham, Mr Fab, Splitter
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