Der Schrei
- Schreiber & Leser
- Erschienen: September 2024
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Das Geheimnis um Patient 488
Kriminalinspektorin Sara Geringen wird in den Hochsicherheitstrakt der Psychiatrischen Anstalt Guastad in Norwegen gerufen. Dort hat sich ein mysteriöser Todesfall ereignet.
Roman-Adaption mit Akte-X Flair
Bei dem Toten handelt es sich um einen Patienten ohne Identität, seit über 30 Jahren in Guastad interniert. Besonderes Merkmal ist eine auf die Stirn tätowierte Zahl: 488. Doch ein weiteres schauriges Detail gibt Sara Geringen Rätsel auf, der Tote scheint vor Entsetzen gestorben zu sein, den Mund noch zu einem stillen Schrei geformt.
Pierre Makyo und Laval Ng nehmen sich mit ihrem Comic einem Roman von Nicolas Beuglet an. „Le Cri“ - so der Original-Titel ist allerdings meines Wissens noch nicht ins Deutsche übersetzt. Bereits drei Bücher mit der zielstrebigen Ermittlerin Sara Geringen sind erschienen. Durch ihre Vergangenheit beim Militär kann diese noch auf einige Verbindungen zurückgreifen, die ihr aus unwegsamen Situationen helfen. In „Der Schrei“ tappt sie anfangs allerdings zunächst noch ordentlich im Dunkeln, ebenso wie wir. Mir gefällt der bedächtige dramaturgische Aufbau, der uns an einen bedrückenden Schauplatz führt und uns dann langsam immer tiefer in die Geschehnisse hineinzieht.
Die Zeichnungen von Laval Ng entfalten mit kräftigen Farben eine wunderbar düstere und durchaus cineastische Atmosphäre. Nuanciertes Spiel mit Licht und Schatten und feine Konturen verleihen den Szenen Kontrast, Tiefe und Lebendigkeit. Laval Ng bringt ordentlich Abwechslung auf die Panels. Stimmungsvolle winterliche Schauplätze, teils markante Figuren und eine gute Prise Action. Wild und ungestüm geraten dann einzelne Abschnitte, präsentieren die entsprechenden Szenen mit ganz eigener Dynamik.
Die weiteren Ermittlungen führen Sara Geringen zum Investigativ-Journalisten Christopher Clarence. Gemeinsam decken sie ein Netz aus mysteriösen Machenschaften auf. Da kommt durchaus Akte-X Flair auf und es werden Erinnerungen an das Agentengespann Scully und Mulder wach. Wenngleich Sara und Christopher nicht wirklich an die charismatischen Hauptfiguren der Kult-Serie heranreichen, dafür fehlt es doch an Präsenz und ausgefeilter Figurenzeichnung. Dennoch führt gerade das Zusammenspiel der beiden zu mehr Tempo und einigen packenden Szenen. Immer weitere Kreise ziehen die Nachforschungen und bringen schließlich erschreckende Erkenntnisse zu Tage - auch für Christopher Clarence.
*** Achtung Spoiler! *** Die zu Idee zu „Le Cri“ ist inspiriert von einem tatsächlichen geheimen Forschungsprojekt zur Zeit des Kalten Krieges mit der Bezeichnung „MK-Ultra“. Diese hatten Bewusstseinskontrolle zum Ziel. Vor diesem real historischen Hintergrund klingt die Auflösung noch einmal etwas mehr nach. *** Spoiler Ende! ***
Fazit:
„Der Schrei“ ist ein spannender und äußerst atmosphärisch inszenierter Mystery-Thriller mit Anlehnung an real historische Ereignisse. Bei einem weiteren Fall von Sara Geringen wäre ich definitiv wieder dabei.
Nicolas Beuglet, Pierre Makyo, Laval NG, Schreiber & Leser
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