Wild ist der Westen…
…schwer ist der Beruf
Diese Tatsache sollte Angus Whitecross, der in den rauen, westlichen Gefilden besser unter dem Namen „Der Reverend“ bekannt und gefürchtet ist, erst kürzlich am eigenen Leib erfahren. Der als Geistlicher getarnte Kopfgeldjäger kehrte in seine Heimatstadt Eureka zurück, um eine alte Rechnung zu begleichen. Angetrieben vom Hass auf die Männer, die bei einem Überfall vor 15 Jahren sein bisheriges, junges Leben zerstörten und seinen weiteren Werdegang prägten. Mithilfe von Deborah, seiner Komplizin, die sich als Amüsierdame in die Geburtstagsfeierlichkeiten von Cartus Nance, dem Kopf der Bande und Chef im Ring von Eureka, einschlich, konnte „Der Reverend“ sein Werk beginnen. Doch Whitecross ist weder verwandt mit John Wayne, noch ein Schüler von Django… soll heißen, dass er nicht einfach in die Stadt spazieren und einen Ganoven nach dem anderen von seiner Todesliste streichen konnte. Nein, hier weichen die Geschichten der glorreichen Westernhelden dem knallharten Realismus und Angus Whitecross musste sich den blauen Bohnen seiner Widersacher stellen. Schwer verwundet muss er nun notgedrungen den Rückzug antreten. In Begleitung von Deborah flüchtet sich „Der Reverend“ in die Wildnis.
Komm hol‘ das Lasso raus…
Nance folgt mit seinen Leuten und dem Sheriff von Eureka, - der bemüht ist, den bereits knirschenden Bogen des Gesetzes nicht zu überspannen, indem er die Meute um Cartus Nance in Zaum zu halten versucht - der Spur von Angus und Deborah. Dieser kuriert seine Schussverletzung aus und sinnt weiterhin auf Rache. Daran ändern auch Deborahs Überredungskünste nichts, denn Angus Whitecross ist fest entschlossen, die Sache zu Ende zu bringen… ein für alle Mal. Nach einer mörderischen und halsbrecherischen Treibjagd durch die verschneite Wildnis kommt es in einem verlassenen Dorf zum bleihaltigen, explosiven Showdown.
Neben der mörderischen Jagd wird der Leser erneut mit der Vergangenheit des „Reverend“ konfrontiert, die zeigt, wie Angus bereits in jungen Jahren seinen ersten Job als Kopfgeldjäger ausführte und sich die Sporen verdiente, die ihn zu dem machten, der er heute ist. Auch der Überfall auf ihn und seine Mutter, der in einem Traum am Anfang des ersten Bandes bereits so manche Frage aufwarf, wird hier in ein anderes, erschütterndes Licht gerückt.
Blaze of Glory
Da schau her… nachdem der erste Band („Die Teufel von Nevada“) den Anschein einer simplen, oft gesehenen Rache-Story suggerierte, wechselt „Menschenjagd“ trotz nahtloser Weiterführung der Geschichte den Ton und wagt sich auf neues Terrain. Der gefürchtete Jäger wird plötzlich zum Gejagten und mit dieser Tatsache ändert sich auch das Setting. Die Western typische Kleinstadt - mit Saloon, Barbier und allem Drum und Dran – weicht der verschneiten, weitläufigen Wildnis und verregneten Wäldern. Eine überraschende Wendung, die die beiden Bände gekonnt voneinander abhebt, ohne die Motivation der Protagonisten oder den Fokus auf die Geschichte zu verlieren. Mutig, konsequent und vor allem homogen, bis zum furiosen und durchaus zufriedenstellenden Finale. Fragen, die im Vorgänger noch unbeantwortet blieben, werden im Finalband geklärt und dürften den Leser befriedigt die Buchdeckel schließen lassen.
Lylian erzählt mit seiner zweiteiligen Geschichte „Der Reverend“ kein Helden-Epos und erschafft auch keinen neuen Henry Fonda, Gregory Peck oder Clint Eastwood. Sein „Held“ ist eher tragischer Natur und das Finale zeigt, dass es in diesem Spiel keine Gewinner gibt.
Die Zeichnungen von Augustin Lebon gefallen auch in „Menschenjagd“ und sind atmosphärisch und flüssig umgesetzt. Die breitere Farbpalette sorgt für mehr Abwechslung, als noch im Vorgänger, jedoch fehlt seinen Charakteren auch hier noch ein gewisser Schwung, der glaubwürdigere und detailliertere Mimik in die Gesichter hätte zaubern können.
Fazit:
Abschließend bleibt nur zu sagen, dass „Der Reverend“ als Gesamtwerk einen besseren Eindruck hinterlässt, als der erste Band erahnen ließ. „Menschenjagd“ wertet die komplette Geschichte auf, ohne das Vorherige über den Haufen zu werfen. Die Story von Angus Whitecross, der 15 Jahre seines Lebens auf sich nimmt, um den Tod seiner Mutter zu rächen, wird konsequent zu Ende erzählt und wartet mit Überraschungen auf, nach denen sich Western-Freunde erstmal zwei Finger breit Rachenputzer in die Kehle schütten dürften.
Lylian, Augustin Lebon, Splitter
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